Im Blickfeld

Wüstenrot rastlos

Wüstenrot jagt weiter Marktanteile. Nach vorläufigen Zahlen setzte die zum W&W-Konzern gehörende Bausparkasse aus Ludwigsburg im vergangenen Geschäftsjahr Verträge mit einer Brutto-Bausparsumme von 15,3 Milliarden Euro ab. Mit dem besten Vertriebsergebnis in seiner über 90-jährigen Geschichte festigte das Unternehmen seine Position im deutschen Bausparmarkt und rangiert unter den privaten Bausparkassen hinter Schwäbisch Hall auf Rang zwei. Mit 17,4 Prozent Neugeschäftsplus legten die Ludwigsburger stärker zu als die großen Wettbewerber.

Allerdings ist der Wüstenrot-Erfolg von einem Basiseffekt geprägt. Denn wird die Absatzleistung der im Jahr 2010 erworbenen Allianz Dresdner Bauspar AG vollständig in das Jahr 2010 eingerechnet, so schrumpft das Neugeschäftsplus auf vergleichsweise bescheidene 4,4 Prozent. Zweifellos ist auch dieser Zuwachs in einem weitgehend verteilten Markt beachtlich, doch steigerte der Wettbewerber aus dem genossenschaftlichen Finanzverbund im gleichen Zeitraum und bei einem doppelt so hohen Vermittlungsvolumen den Brutto-Bausparabsatz um ein Zehntel.

Entscheidender ist ohnehin das Netto-Neugeschäft, also das Vertragsvolumen, das durch die vollständige Einzahlung der Abschlussgebühr auch tatsächlich eingelöst wird. Hier kommt Wüstenrot auf 11,8 Milliarden Euro, was im Vorjahresvergleich nur einem Zuwachs von 3,4 Prozent entspricht. Damit gelang es den ambitionierten Ludwigsburgern, die Bausparsumme der Bestandsverträge von 96,2 auf 97,3 Milliarden Euro um 1,1 Prozent zu erhöhen. Für sich genommen ist das durchaus ein solides Ergebnis, doch legte der Marktführer im Netto-Neugeschäft mit zweistelligen Zuwachsraten und im Bestand ebenfalls mit deutlich höherem Delta vor.

Obwohl Wüstenrot ein breiter Mix an Vertriebskanälen auszeichnet, akquiriert der eigene Außendienst rund 60 Prozent des Neugeschäfts. Zudem vermittelte die Ausschließlichkeitsorganisation der zur W&W-Gruppe gehörenden Württembergischen Bausparverträge mit einer Summe von knapp einer Milliarde Euro und somit etwa zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Darüber hinaus vertreiben Commerzbank, HVB, Santander und der OLB ebenso Wüstenrot-Verträge wie die großen Versicherer Allianz und Ergo. Zudem ist das Institut Bausparpartner für das Versorgungswerk des Beamtenbundes und mit Jahresbeginn 2012 auch für den Mitgliederservice von Verdi. Darin zeigt sich, dass Wüstenrot trotz des raschen, von Zukäufen wesentlich getriebenen Wachstums der letzten Jahre noch immer hungrig ist, vielleicht auch hungrig sein muss, um im sich konsolidierenden Bausparmarkt zu überleben und unabhängig zu bleiben. L. H.

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