Im Blickfeld

Zweischneidiger Erfolg

Wenn sich eine Beteiligung besonders gut entwickelt, ist normalerweise die Freude bei allen Beteiligten groß. Erst recht darf sie das sein, wenn die Anteile verkauft werden sollen. Dann wird alles daran gesetzt, das zum Verkauf stehende Unternehmen noch ansehnlicher, profitabler und werthaltiger zu machen, schließlich lässt sich so tendenziell ein höherer Preis dafür erzielen. Dumm nur, wenn derjenige, der das Unternehmen kaufen will (oder besser gesagt: muss), zuvor ganz wesentlich zum Aufhübschen beigetragen hat. So dürften sich jetzt die bayerischen Sparkassen vorkommen.

Immerhin wurden im Geschäftsjahr 2011 Bausparverträge mit einer Summe von 8,3 Milliarden Euro abgeschlossen, was gegenüber dem bereits sehr guten Vorjahr eine Steigerung um 4,5 Prozent bedeutet. Vier von fünf Abschlüssen lieferten die Sparkassen in Bayern, deren Bausparsumme mit 6,9 Milliarden Euro um drei Prozent über dem Vorjahr lag.

Dieser Eifer droht sich nun gegen die Sparkassen zu wenden. Im Gegenzug für Milliardenhilfen des Landes Bayern zur Rettung seiner Landesbank verfügten die EU-Wettbewerbswächter unter anderem den Verkauf der LBS. Als Abnehmer kommen faktisch nur die bayerischen Sparkassen infrage. Diese sind grundsätzlich auch dazu bereit, weil sie dann einerseits nicht nur an den Vermittlerprovisionen verdienen, sondern auch die Gewinne abschöpfen können respektive von der Wertsteigerung der Beteiligung profitieren. Allerdings schockiert die öffentlichen Institute der aufgerufene Preis.

Bayerns neuer Finanzminister Markus Söder muss nämlich zusehen, dass die Steuergelder, die in die Bayern-LB gepumpt wurden, in absehbarer Zeit größtenteils wieder zum Land zurückkommen. So fordert er 1,1 Milliarden Euro für die feine Bayerische LBS, die jedoch in den Büchern der Landesbank bislang lediglich auf gut die Hälfte taxiert sein soll. Hiervon hätten die Sparkassen gerne noch ihre Vertriebsleistungen abgezogen, denn die würden sie mit der Transaktion schließlich nicht hinzukaufen. Am Ende könnte der Deal so aussehen, dass sich die bayerischen Sparkassen ihre 800 Millionen Euro stille Einlagen bei der Bayern-LB in Eigenkapital umwandeln, um die Risikotragfähigkeit des Instituts zu stärken, dafür aber die LBS zu einem deutlich niedrigeren Preis übernehmen.

Wirklich wehtun dürfte den Sparkassen der Kaufpreis am Ende wohl nicht. Dafür erhalten sie die Chance, das Bausparen durch den Erwerb der LBS zu ihrem eigenen Produkt zu machen, was auch den Vertrieb emotional noch stärker motivieren sollte. Zumal sich Bausparen - speziell in Kombination mit Prämienförderung und Wohn-Riester - als Ankerprodukt für langfristige Kundenbindungen erwiesen hat. L. H.

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