Schall und Rauch?

Im Bau befindliche Beispielprojekte (Auswahl)

Werdende Eltern kennen das Problem. Das Kind muss einen Namen haben. Nach Möglichkeit einen schönen, der zugleich dem Zeitgeist entspricht, aber den dennoch nicht jeder zweite trägt. Der Immobilienwirtschaft ist das scheinbar egal. Das entlarvte unlängst Catellas "Market Tracker August 2015".

Von Kreativität bei der Namensgebung in ganz Immobiliendeutschland keine Spur, weder in Baugebieten noch bei Immobilienprojekten. Dabei sei der Name gar nicht so unwichtig, ist er doch wichtiger Bestandteil der Markenstrategie, Markenfindung und der nachhaltigen Markenpositionierung - ein Branding, der einen Unikatscharakter vermitteln und sich demnach sogar preissteigernd und wertstabilisierend auswirken kann

Dass dieses Potenzial nicht ausgeschöpft wird, zeigt die Analyse der Projektentwicklungsnamen. 102 "Palais" werden geboren, 58 "Gärten" und 38 "Terrassen". Individualität klingt anders. Keine Frage, die Namen suggerieren Lebensqualität. Doch der inflationäre Gebrauch vermag diesen Effekt zu einem "Leben im Einheitsbrei" zu konterkarieren.

Das gilt genauso für Straßen- und Wohnviertelnamen. Straßennamen vermögen einem ganzen Viertel eine persönliche Identität anheimzustellen, die sogar den Wert der Bausubstanz noch einmal anhebt. Wer möchte nicht lieber in "Schlossallee" oder "Parkstraße" wohnen als in der "Tangabucht" oder im "Prügelweg"? Die regionalhistorische Herkunft dieser Namen können sicher die Wenigsten herleiten.

Im Sinne des Zeitgeistes hingegen ist der Trend zur Emanzipation. Es gilt, die Dominanz prominenter männlicher Straßennamen - ein beinahe empörendes Ungleichgewicht von 14 männlichen Straßen, die auf eine weibliche kommen - auszugleichen. Beliebt sind hier unter anderem Astrid Lindgren, Elly Beinhorn oder Ricarda Huch als prominente Namensgeberinnen.

Und auch hier sollten die Namensgeber sich vor inflationärem Gebrauch hüten. Beispielsweise bei "Hauptstraße", "Gartenstraße" oder "Schulstraße" ist die Imagewirkung bereits verpufft. Auch die "Goethestraße" gehört mittlerweile in diese Kategorie. "Name ist Schall und Rauch?" Von wegen! mb

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