Immobilienfonds boomen wieder

Quelle: Thorben Wengert  / pixelio.de

Es ist noch nicht allzu lange her, da war das Image von Immobilienfonds einigermaßen ramponiert. Nach der Euphorie zu Beginn der 2000er Jahre hatte insbesondere die Finanzkrise zahlreichen Anlegern schmerzhaft vor Augen geführt, dass Investments via Immobilienfonds eben doch keine automatischen Gewinngaranten bei minimalem Risikoeinsatz sind. Das dabei mancherorts verloren gegangene Vertrauen ist mittlerweile allerdings längst zurückgewonnen und das Segment floriert wie selten zuvor.

Jüngstes Beispiel der Erfolgsgeschichte ist die Deutsche Bank, die für das Jahr 2016 erneut ein Rekordergebnis ihrer Immobilienfonds vermelden konnte: Objekte im Wert von 3,74 Milliarden Euro sind für die vom Institut verwalteten Publikums- und Spezialfonds ge- beziehungsweise verkauft worden, womit das bisherige Rekordjahr 2015 (3,6 Milliarden Euro) noch einmal leicht übertroffen werden konnte. Um dabei der hohen Nachfrage gerecht zu werden, tätigte die Deutsche Bank deutlich mehr An- als Verkäufe: Im Publikumsgeschäft standen Zukäufe im Gesamtwert von rund 1,7 Milliarden Euro Verkäufen von 341 Millionen Euro gegenüber. Die Spezialfonds des Instituts erwarben 2016 für insgesamt eine Mil liarde Euro neue Objekte (Verkäufe: 488,2 Millionen Euro).

Die hohe Wertschätzung der Fondsgattung lässt sich darüber hinaus auch an den aktuellen Zahlen des BVI ablesen: Für die ersten zehn Monate des Jahres 2016 lagen die Nettozuflüsse offener Immobilien-Publikumsfonds bei stattlichen 4,2 Milliarden Euro, dem höchsten Wert seit 2007 - und das trotz der von einigen großen Anbietern veranlassten Liquiditätsstopps im Laufe des vergangenen Jahres. Zum Vergleich: Für Aktien- und Rentenfonds waren im selben Zeitraum Abflüsse von rund 1,4 beziehungsweise 1,1 Milliarden Euro zu verzeichnen.

Wirklich verwundern kann diese Entwicklung eigentlich nicht: Angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen und dem damit einhergehenden Anlagedruck hat der insbesondere hierzulande scheinbar unaufhaltsam boomende Immobilienmarkt Begehrlichkeiten unter Anlegern geweckt. Gerade privaten Investoren und Sparern, für die der direkte Immobilienkauf oftmals nicht erschwinglich ist, bieten offene Immobilienfonds ein geeignetes Vehikel, um trotzdem an der Hausse teilhaben zu können.

Ob der Mittelzufluss 2017 ähnlich hoch ausfällt, wird nicht zuletzt von den Entwicklungen am Rentenmarkt abhängen: Steigt etwa die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, würde die Anlage in Immobilien relativ an Attraktivität verlieren. Die Indizien für eine solche Trendwende sind momentan jedoch spärlich. Den relevanten Fondsgesellschaften dürfte die anhaltende Beliebtheit ihrer Produkte im Übrigen zunehmend Kopfschmerzen bereiten: Die hohen Liquiditätsbestände in geeignete Objekte zu vernünftigen Preisen anzulegen, gestaltet sich gerade in den sicheren Häfen Deutschlands zusehends schwierig. Hinzu kommt der durch ausländische Investoren verschärfte Wettbewerb. Die Anbieter offener Immobilienfonds werden 2017 also wohl oder übel erfinderisch bleiben müssen. Dazu gehört sowohl der Blick auf ausländische Märkte als auch die Bereitschaft, in Nischensegmente oder Projektentwicklungen zu investieren. ph

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