LEG liefert - nur keine Gründe für Nostalgie

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Wer Erfolg hat, hat bekanntlich immer auch Neider. Wohl nirgends besser zeigt sich dies als bei den börsennotierten Wohnimmobilienunternehmen in Deutschland. In Zeiten (zu) hoher Mieten sind sie ein dankbares Ziel für den Unmut vieler Menschen, die den vermeintlich guten alten Zeiten nachtrauern, in denen die öffentliche Hand dank landeseigener beziehungsweise kommunaler Wohnungsgesellschaften noch eine nennenswerte Rolle auf den hiesigen Immobilienmärkten spielte.

Diese seltsame Form der Nostalgie umgibt nicht zuletzt auch die Düsseldorfer LEG Immobilien SE. Nordrhein-Westfalen hatte die "Landesentwicklungsgesellschaft" im Jahr 2008 für 3,4 Milliarden Euro an Finanzinvestoren verkauft, die das Unternehmen anschließend rundum sanierten und 2013 schließlich an die Börse brachten. Mittlerweile ist die LEG dort rund 8 Milliarden Euro wert - eine beeindruckende Wachstumsstory, die sich im vergangenen Jahr nahtlos fortsetzte: "2021 ist das Jahr mit dem bisher besten Vermietungsergebnis, dem größten Portfolio-Ankauf der LEG-Geschichte und dem stärksten Wertzuwachs im Bestand seit dem Börsengang", resümierte CEO Lars von Lackum zufrieden bei der Vorlage der Zahlen.

Zu einer ganz anderen Interpretation gelangte hingegen der Deutsche Mieterbund (DMB) in seiner zeitgleich veröffentlichten Stellung nahme zum LEG-Zahlenwerk: Die starke Expansion gehe zulasten der Mieter, warnt darin Hans-Jochem Witzke, DMB-Vorsitzender in NRW. Wirklich konkretisieren kann der DMB diese These im Anschluss gleichwohl nicht. "Es scheint an Personal zu mangeln, jedenfalls verzeichnen wir viele Klagen über ausbleibende Reparaturen und die schlechte Erreichbarkeit der LEG", heißt es beispielsweise.

Deutlich aussagekräftiger kommen da schon die von der "Gegenseite" vorgelegten, harten Fakten daher: Mit einer durchschnittlichen Kaltmiete von 6,13 Euro liegt die LEG weiter deutlich unter dem NRW- beziehungsweise bundesweiten Niveau von über 7 Euro. Hinzu kommt ein Anteil von durchaus beachtlichen 22 Prozent öffentlich-geförderter Wohnungen am Gesamtportfolio, das dank des Erwerbs der gut 15 000 Adler-Liegenschaften mittlerweile über 166 000 (2020: 144 500) Einheiten an rund 270 Standorten in Deutschland umfasst. "Wir fokussieren damit eindeutig auf das Segment bezahlbares Wohnen für Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen", betont von Lackum.

Noch bemerkenswerter mutet das niedrige Mietniveau an, wenn man sich einmal die umfangreichen Investitionen in Modernisierung und Instandhaltung vergegenwärtigt: Satte 3,5 Prozent ihres Bestands hat die LEG 2021 ertüchtigt - eine Quote, von der das Gros der Konkurrenz nur träumen kann, vor allem in Zeiten akuten Handwerkermangels und explodierender Baukosten. Entsprechend liegen die 3,5 Prozent mehr als das Doppelte über dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Damit wäre wohl auch der DMB-Vorwurf entkräftet, wonach man sich bei der LEG mehr um die Aktionäre als um den Bestand kümmere. Dass Erstere natürlich trotz aller Behutsamkeit bei den Mieten nicht darben müssen, verdeutlicht der großzügige Dividendenvorschlag: Mit 4,07 (2020: 3,78) Euro je Aktie sollen sie am Rekordgewinn (FFO I) des vergangenen Jahres in Höhe von 423 (2020: 383) Millionen Euro beteiligt werden. Wer kann, der kann! ph

Philipp Hafner , Leitender Redakteur, Immobilien & Finanzierung , Helmut Richardi Verlag
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