Pfandbrief - Fels in der Brandung

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Angesichts einer seit über 250 Jahren blütenweiß gehaltenen Weste bedarf es vonseiten des Pfandbriefs natürlich keiner "Leistungsnachweise" mehr. Und doch ist es schlicht bemerkenswert, wie souverän das deutsche Vorzeige-Finanzprodukt auch durch diese höchst anspruchsvollen Zeiten manövriert. Bei der Spread-Entwicklung etwa muss man schon die Lupe zu Hilfe nehmen, um eine marginale Ausweitung in den vergangenen Wochen und Monaten überhaupt erahnen zu können - ganz anders als bei unbesicherten Bankanleihen, wo sich die Marktturbulenzen doch erheblich stärker bemerkbar gemacht haben.

"Der Pfandbrief erweist sich einmal mehr als Fels in der Brandung", konstatierte denn auch vdp-Präsident Dr. Louis Hagen auf der Jahrespressekonferenz des Verbands Ende April in Frankfurt. Sicher nicht von Nachteil im aktuellen Umfeld ist dabei die Tatsache, dass mit Immobilien in Russland oder der Ukraine besicherte Finanzierungen nicht pfandbrieffähig sind. Überhaupt handle es sich um keinerlei Zielländer für Pfandbriefbanken im Immobilien- und Staatsfinanzierungsgeschäft, wie Hagen betonte. Wenn überhaupt könnte der Krieg also über potenzielle Zweit- und Drittrundeneffekte, etwa konjunkturellen Eintrübungen gepaart mit hoher Inflation ("Stagflation"), gefährlich für die Branche werden. Mit Blick auf das zurückliegende Jahr 2021 zog der Verband ein positives Fazit: Das Kernprodukt "Hypothekenpfandbrief" erreichte ein Neuemissionsvolumen von 46,4 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von 14 Prozent entspricht. Damit konnte beim Umlauf für diese Kategorie zum Jahresende 2021 ein neues Rekordlevel in Höhe von 266,1 (2020: 248,5) Milliarden Euro erreicht werden. Öffentliche Pfandbriefe erreichten mit einem Neuemissionsvolumen von 18,3 Milliarden Euro derweil nicht ganz das Vorjahresniveau von 19,1 Milliarden Euro, nichtsdestoweniger ist es der zweithöchste Wert seit 2011. Hagen erachtet dieses Niveau auch für die mittel- und langfristige Perspektive als gute Richtschnur für die öffentlichen Pfandbrief-Emissionsaktivitäten. Das Wachstum werde hingegen ganz klar weiter von den Hypothekenpfandbriefen ausgehen. In diesem Zusammenhang war es ihm noch einmal ein Anliegen, daran zu erinnern, dass der Pfandbrief theoretisch noch viel mehr genutzt werden könnte, wenn die BelWertV nicht auf dem Stand der sechziger Jahre verharren würde.

Nach den mit herber Enttäuschung aufgenommenen Novellierungsvorschlägen der BaFin im September 2021 befinde man sich hier inzwischen aber in konstruktiven Gesprächen, um doch noch etwas näher an die heutigen Realitäten am Immobilienmarkt zu gelangen, wie vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt versicherte. Allerdings wird der vdp diese Gespräche mit einem neuen Präsidenten zu einem dann hoffentlich guten Ende führen müssen. Louis Hagen steht nach sechs Jahren nämlich nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung. Unnötig zu erwähnen ist freilich die Tatsache, dass er sehr große Fußstapfen hinterlässt. So wäre insbesondere der momentan im Endspurt befindliche Harmonisierungsprozess europäischer Covered Bonds ohne sein Zutun sicher nicht möglich gewesen - mit dem Pfandbrief auch in Zukunft als unangefochtene Benchmark, versteht sich! ph

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