Mer muss och jünne künne

Die Emittenten von Covered Bonds leben wieder einmal im Paradies. Sie brauchen nur einen Schuhkarton vor die Tür zu stellen, innerhalb von wenigen Minuten ist er voll von Kaufaufträgen und die neuen Mittel sind an Bord. Noch dazu sind die Konditionen fantastisch; die Emittenten weichen bei den kurzen und mittleren Laufzeiten auf die Begebung von US-Dollaranleihen aus, da sie den Anlegern bei den Euro-Titeln negative Zinsen in Rechnung stellen müssten. Der Hauptgrund dafür liegt in der massiven Nachfrage nach Covered Bonds durch das System der europäischen Zentralbanken. Zum Stichtag 1. Mai 2015 haben die Notenbanken schon Covered Bonds im Volumen von 75 Milliarden Euro gekauft - das ist zwar weniger als geplant, aber doch eine gewaltige Summe. Zudem schlagen die Notenbanken vor allem bei den Neuemissionen zu und drängen darauf, eine kräftige Zuteilung zu erhalten. Nicht wenige traditionelle Investoren beklagen sich massiv, dass sie dadurch zu kurz kommen. Dies ist aber nicht die Schuld von Draghi & Co. Die Emittenten selbst haben die Verantwortung, darüber zu entscheiden, ob sie die traditionellen Käufer ihrer Covered Bonds oder den sporadischen Käufer EZB bevorzugen. Die Notenbanken sind in einem Jahr von der Käuferseite verschwunden, dann braucht man wieder die traditionellen Investoren. Entsprechend sollte man sie hegen und pflegen und nicht verprellen.

Die europäischen Covered-Bonds-Emittenten - darunter auch deutsche Institute - nutzen darüber hinaus die Aktivitäten der Zentralbanken, um Gebühren zu sparen. Sie zahlen den vermittelnden Banken keine oder allenfalls geringere Gebühren auf den Anteil, der den europäischen Notenbanken zugeteilt wird. Damit ist zwar Geld zu sparen, allerdings nehmen die Emittenten auf der anderen Seite auch eine Menge an Dienstleistungen (Handel, Research, Roadshows, Vertrieb) von den Investmentbanken in Anspruch. Diese Leistungen haben natürlich einen Preis, vor allem im generell schwierigen Umfeld für das Anleihengeschäft, das massiv unter strukturellen Veränderungen leidet und wohl niemals mehr zur früheren Profitabilität zurückkehren wird. Hier zu sparen, könnte zu einer nachhaltigen Verstimmung der Beziehung führen und sich als Eigentor für die Emittenten erweisen. Denn wie stark auch Covered-Bonds-Emittenten auf die Dienste der Investmentbanken angewiesen sind, hat sich erst 2008 und 2009 gezeigt, als sie diese anflehen mussten, die Bonds auf den Markt zu bringen. Wer Dienste in Anspruch nimmt, sollte auch dafür zahlen. Oder wie die Rheinländer so schön sagen: Mer muss och jünne künne. ber

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