Versicherer investieren am liebsten in Büros

Entwicklung der Immobilienquote (Angaben in Prozent) Quelle: Ernst & Young Real Estate GmbH

Sie bieten ihren Kunden Garantiezinsen. Daher ist es für die Versicherer im Land besonders wichtig, in solide und garantierte Anlange zu investieren. Und Immobilien sind hier seit langem ein sicherer Hafen. Wirft man einen Blick in das Trendbarometer Immobilienanlagen der Ernst & Young Real Estate GmbH, so ist die Immobilienquote der Assekuranz von 7,6 Prozent im vergangenen Jahr auf 9,3 Prozent in diesem Jahr gestiegen.

Zum Jahresende planen die Unternehmen derzeit - gemessen an Marktwerten - einen Portfolioanteil von 9,8 Prozent. Aber der Fokus der Portfoliolieblinge verschiebt sich: 75 Prozent der Befragten gaben an, verstärkt in Büroimmobilien zu investieren. Im vergangenen Jahr waren es nur 35 Prozent. Die lange favorisierte Einzelhandelsimmobilie hat dagegen etwas an Attraktivität verloren.

Während sich die räumlichen Präferenzen kaum verändert haben - Deutschland und Europa sind die begehrtesten Investitionsregionen - hat die Risikobereitschaft weiter zugenommen. Von Ernst & Young sogenannte Core+-Immo bilien rücken zunehmend in den Fokus. Das sind Objekte mit einem niedrigeren Einstandspreis, die oft nicht vollständig vermietet sind. Das Gebäude muss also weiter entwickelt werden. Grund sind die im stark nachgefragten Core-Bereich sinkenden Renditen. Bei den Arten der Investitionen ist der fremdgenutzte Direktbestand der Favorit der Unternehmen. 70 Prozent planen hier Investitionen. Es folgen die offenen Immobilienspezialfonds nach deutschem und dann nach ausländischem Recht. Auch sind Käufe aus dem Wohnimmobilienbereich wieder attraktiver. Grund dafür ist laut Dietmar Fischer von EY: Die Mietpreisbremse, die wie ein Konjunkturprogramm wirke. "Denn diese gilt ja nicht für Neubauten." Die Finanzierung der Immobilien für Dritte bleibt eine Alternative: Real Estate Debt Funds stehen bei immerhin 20 Prozent auf dem Einkaufszettel.

Was allerdings an dieser Haltung verwundert, ist die Zurückhaltung der Assekuranzen bei Logistikimmobilien, gelten diese doch als renditestärker. Darüber hinaus gibt es ja hierzulande einen regelrechten Logistikboom, der sowohl städtische als auch ländliche Gebiete umfasst und umfassen wird. So richtig können sich die Wirtschaftsberater dieses Zögern auch nicht erklären. "Ich habe da mit höheren Zahlen gerechnet", sagt Fischer. Vielleicht müssen die Geldgeber noch stärker auf die Vorteile für ihr Portfolio aufmerksam gemacht werden. Denn die Logistikimmobilien weisen im Schnitt immer noch eine um etwa einen Prozent höhere Rendite auf als Büroimmobilien. Das konjunkturelle Risiko dieser Assetklasse jedenfalls dürfte genauso hoch wie das der Büroimmobilien sein. Auch das Interesse an Seniorenimmobilien bewegt sich auf einem sehr niedrigen Niveau. Auch diese Zurückhaltung erscheint aufgrund der demografischen Entwicklung im Land verwunderlich zu sein. Offensichtlich hapert es hier jedoch an dem Risiko, das bei dem Betrieb von Seniorenheimen und betreutem Wohnen besteht. Die Zahl der Insolvenzen sei hier relativ hoch, heißt es aus Fachkreisen. Bleibt abzuwarten, ob auf nahe oder mittlere Sicht aufgrund der schieren Menge an solchen Einrichtungen die Investitionsbereitschaft in dieses Segment steigt.

Die oft gestellte Frage nach einer Immobilienblase hatten auch die Assekuranzvertreter in ihrem Fragebogen. Ergebnis: Zwei Drittel der Teilnehmer sehen in Deutschland keine Immobilienblase. So weit, so eindeutig, möchte man meinen. Dass diese Frage aber ein Drittel anders beantworten, sollte aufhorchen lassen. dro

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