Wisag: Solider Fels in der tosenden FM-See

Ralf Hempel, Vorsitzender der Geschäftsführung der WISAG Facility Service Holding GmbH

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Es ist ein steiniges Terrain, auf dem sich der Frankfurter Dienstleister Wisag Facility Service Holdings bewegt. Harte Konkurrenz und gestiegene Anforderungen prägen das Bild der Gebäudemanager. Darüber, dass der deutsche Markt erheblich in Bewegung ist, berichteten wir in der vorangegangenen Ausgabe der Immobilien & Finanzierung. Wie ein ruhiger Fels in der Brandung scheint da die Wisag zu wirken. Der Umsatz des Unternehmens legte um 11,5 Prozent auf 1,016 Milliarden Euro zu, die Zahl der Mitarbeiter stieg um 5,9 Prozent auf 31 141. Damit hat das Unternehmen den Rang als drittgrößter Facility Manager hierzulande akkurat verteidigt - davor liegen nur Apleona und Spie. In nahezu allen Sparten konnte der Umsatz zweistellig gesteigert werden: Catering legte um 18,8 Prozent zu, das klassische Facility Management um 16,6 Prozent, Garten und Landschaftspflege 15,2 Prozent, Sicherheit und Service verzeichnet ein Plus von 14,7 Prozent, die Gebäudetechnik liegt bei plus 10,7 Prozent. Bei der Gebäudereinigung blieb der Zuwachs mit 8,2 Prozent "nur" einstellig. Den Gewinn veröffentlicht die Wisag traditionell nicht, lediglich der EBIT-Margenkorridor wird ausgewiesen. Dieser liegt wie im Vorjahr bei drei bis fünf Prozent des Umsatzes. Angesichts des Preisdrucks am Markt ist dies recht ordentlich.

Geschäftsführer Ralf Hempel ist auch für das laufende Jahr wieder optimistisch, wenn auch mit kleinen Einschränkungen. "Wir werden im Plus bleiben, können aber das Wachstum nicht auf gleichem Niveau beibehalten." Dafür sei aber keinesfalls ein erwarteter Auftragsrückgang verantwortlich, ganz im Gegenteil. Man habe sich die Schonung der Mitarbeiter auf die Fahnen geschrieben. "Wir müssen auch mal Nein sagen können", stellt Hempel klar. Überhaupt sei die Mitarbeiterfrage aufgrund der demografischen Lage ein entscheidendes Zukunftsthema: "Der Wettbewerb um qualifizierte Kräfte ist neben der Digitalisierung die größte Herausforderung für uns. Putz- und Gartenroboter sowie eine sich gerade in der Erprobungsphase befindliche Drohne mit angeschlossener Virtual-Reality-Brille für Sicherheitsdienste sind aktuell noch nicht ausgereift. Der Weg zur vollständigen Digitalisierung des Geschäfts sei noch lang - eine wirkliche Lösung des Nachwuchsproblems könne sich daher nicht einstellen. "Wir müssen daher aktiv um uns als Arbeitgeber werben." Das hört sich nach einer realitätsnahen Einschätzung der Lage an. Einen kleinen Seitenhieb auf den Konkurrenten Strabag PFS konnte sich der Wisag-FM-Chef dabei nicht verkneifen.

Die Österreicher hatten vor einigen Wochen ausführlich und mit viel Presseresonanz eine Mixed-Reality-Brille vorgestellt, der es Servicetechnikern ermöglichen soll, mit digitalen Inhalten und Hologrammen zu arbeiten. So sollen beispielsweise Wartungspläne und -anleitungen gelesen werden. Auch Arbeitsanweisungen können direkt auf die Brille gepackt werden. Einige Zeit später musste das Unternehmen dann einräumen, dass die Brille noch weit von dem Einsatz im Alltag entfernt ist.

Keine Frage, die FM-Branche bietet gute Entwicklungsmöglichkeiten. Dennoch heuern insbesondere Hochschulabsolventen lieber in anderen Branchen an - beispielsweise in der Automobilindustrie. Grund: die im Vergleich bescheidene Bezahlung von kernprozessnahen Bereichen. Wisag-Chef Hempel hat das Problem zwar benannt und verweist auch auf gute tarifliche Bezahlung in allen Bereichen seines Unternehmens. Das mag richtig sein. Wenn jedoch ein FM-Auftraggeber unter Kostendruck steht, wird er jedoch weiter den Preis drücken - das auch dann, wenn Hempel mittlerweile ein höheres Qualitätsbewusstsein bei den Auftraggebern erkennt.

Nicht wenige Facility-Management-Unternehmen reagieren auf den Konkurrenzdruck mit anorganischem Wachstum. Oft sieht man in dem Kauf von Mitbewerbern die einzige Möglichkeit, nennenswertes Plus zu erwirtschaften. Diesem Weg möchte sich die Wisag Facility Service nicht anschließen. "Wir haben keine Strategie zu Großaquisitionen", sagt Hempel. Man plane auch keine. Kleine Zukäufe allerdings seien ein Thema bei den Frankfurtern - je nach Passgenauigkeit. Bislang hat das 1965 von Claus Wisser gegründete Unternehmen meist den richtigen geschäftlichen Riecher gehabt. Vielleicht ist die gelebte Bescheidenheit auch weiterhin die passgenaue Strategie im hart umkämpften FM-Markt. dro

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