Scope macht es sich leicht - unvollständige Covered Bond Ratings

Die noch relativ junge Berliner Ratingagentur Scope will vieles anders und vieles besser machen als die etablierten Platzhirsche Fitch, Moody's und Standard & Poor's. In die Kategorie "besser" fällt beispielsweise die nachvollziehbare Ratingmethodologie für Banken. Dagegen fällt in die Kategorie "anders" die Ratingvergabe für Covered Bonds. Hier hat es sich die Agentur einfach - wahrscheinlich zu einfach - gemacht. Sie hat, ohne Auftrag und damit auch kostenlos, für neun europäische Banken Bonitätsnoten für deren Covered Bonds vergeben. In Deutschland zum Beispiel für die beiden Pfandbriefarten der Commerzbank und die Hypothekenpfandbriefe der Deutschen Bank. Alle Covered Bonds erhielten die Höchstnote "AAA". So weit, so gut. Aber die Ratings beinhalten in keinster Weise die Beurteilung der Deckungsstöcke. Den Analysten von Scope reichte bei der Ratingvergabe die Bewertung des qualitativen Blocks (Rechtsrahmen, Rolle der Aufsicht, Abwicklungsregime). Natürlich können bei Scope wie auch den drei großen Agenturen die Covered Bonds Ratings deutlich besser als die Bankeneinstufungen ausfallen. Aber die Wettbewerber beziehen in ihre Analyse zusätzlich die Bewertung des Deckungsstocks in Bezug auf Qualität, Cashflows und weitere Faktoren mit ein. Diese Arbeit hat sich Scope nicht gemacht. Offensichtlich fehlte auch, da die Ratings unbeauftragt sind, der Zugang zu sämtlichen Daten.

Man muss Scope zugute halten, dass die fehlende Analyse der Deckungsstöcke in der Studie sauber aufgeführt wurde. Aber für Investoren fehlt damit eine wesentliche Information, nämlich die Einschätzung, wie ein Covered Bond im Falle von ernsten Schwierigkeiten des Emittenten zu bewerten ist. Dementsprechend zeigen sich Marktteilnehmer nur wenig begeistert, dass jetzt Ratings ohne die entsprechende Berücksichtigung der Deckungsstöcke am Markt kursieren. Da Ratings eigentlich alle für die Bonitätseinschätzung nötigen Informationen beinhalten sollen, ist zudem fraglich, ob Scope mit diesem Prozedere gegen die Vorgaben der Wertpapieraufsicht ESMA verstößt. Hierbei taucht das Problem auf, dass die Vorschriften zu unbeauftragten (unsolicited) Ratings und zu den Informationen, über die eine Agentur bei der Ratingvergabe generell verfügen muss, nicht verknüpft sind.

In der Analystenzunft kamen die neuen Ratings erstaunlicherweise überwiegend gut an. Ein Haar in der Suppe hat aber die Commerzbank gefunden; die fehlende Klassifizierung der "AAA"- und "AA"-Ratings von Scope als "credit quality step 1" innerhalb von CRR/CRD. Damit entsprechen die entsprechend hohen Ratings von Scope praktisch nur "A"-Noten von DBRS, Fitch, Moody's und Standard & Poor's. Allerdings greift diese Ungleichbehandlung nur, wenn die jeweilige Bank Scope für die eigene Risikobeurteilung verwenden will. Was den Nutzwert der Ratings von Scope derzeit ebenfalls schmälert, ist die fehlende Akzeptanz der Noten durch die Europäische Zentralbank. Wenn die Verantwortlichen von Scope es schaffen wollen, in ein paar Jahren in der gleichen Liga wie die Platzhirsche zu spielen, dürfen sie es sich nicht so leicht machen wie derzeit bei Covered Bonds. ber

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