"Whatever it takes"

Realkredite: Konditionen Anfang Dezember 2014 Quelle: Dr. Klein & Co. AG

Die Inflationsrate in Euroland muss hoch. Diesem Primärziel ordnet die Europäische Zentralbank derzeit nahezu alles unter. In einer Rede in Frankfurt bekräftigte EZB-Präsident Mario Draghi die "Whatever it takes"-Haltung. "Wir werden das tun, was wir tun müssen, um die Inflation und die Inflationserwartungen so schnell wie möglich zu erhöhen, wie es unser Auftrag verlangt," so Draghi. Dafür sei die EZB unter seiner Führung bereit, bei Bedarf noch stärker an den Finanzmärkten zu intervenieren und über Wertpapierkäufe - auch den umstrittenen Kauf von Staatspapieren - mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen - ohne unnötige Verzögerung.

Große Sorgen bereiten Draghi nach seinen eigenen Worten die Inflationserwartungen von Finanzmarktakteuren, Ökonomen und in der breiten Bevölkerung. Darin drückt sich das Vertrauen in die Fähigkeit der Notenbank aus, die Teuerung und damit den Wert der Währung stabil zu halten. Diese Inflationserwartungen, gemessen in Um fragen und Finanzmarktfutures, schwankten zuletzt sehr stark. Auf kürzere Sicht seien diese Indikatoren auf Niveaus gefallen, die ich als außerordentlich niedrig bezeichnen würde, sagte Draghi. Die Inflation in der Euro-Zone liegt derzeit bei durchschnittlich 0,4 Prozent, die Zielmarke der EZB liegt bei knapp 2 Prozent.

Klarer als zuletzt zeichnete Draghi zudem das Bild einer schwachen und fragilen Wirtschaft in den 18 Euro-Ländern. Die Euro-Zone steht nach Ansicht zahlreicher Ökonomen derzeit an der Schwelle einer gefährlichen Abwärtsspirale fallender Preise und nachlassender Investitionstätigkeit der Unternehmen. Wegen der Kreditklemme in vielen Krisenländern und der mauen Konjunktur selbst in den größten Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich, ist derzeit kaum Besserung in Sicht.

Allerdings hat sich mit dem ifo-Geschäftsklimaindex der wohl wichtigste Frühindikator für die deutsche Volkswirtschaft im Berichtsmonat November wieder verbessert. Das Stimmungsbarometer erhöhte sich auf 104,7 Indexpunkte. Dabei wurde die aktuelle Geschäftslage von der Mehrheit der Umfrageteilnehmer stärker als im Vormonat eingestuft. Die entsprechende Komponente erhöhte sich auf 110,0 Punkte. Ein positiver Impuls ging zudem von den Geschäftserwartungen aus, die sich ebenfalls verbessert haben. Zuvor verzeichnete der ifo-Index insgesamt sechs Rückgänge infolge.

Allerdings muss konstatiert werden, dass die Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft nach wie vor herausfordernd sind. Auch wenn beispielsweise in Frankreich ein positives Wirtschaftswachstum für das dritte Quartal ausgewiesen wurde, bleibt die konjunkturelle Lage der "Grande Nation" aber auch anderer wichtiger Handelspartner - wie etwa Italien - schwierig. Das dämpft natürlich auch die Laune in der hiesigen Unternehmenslandschaft.

Vor diesem Hintergrund bleiben viele Unternehmer auch vorsichtig bei ihrer Investitionstätigkeit. Daran kann auch die ultra-expansive Geldpolitik der EZB nur wenig ändern. Die EZB hat zuletzt mit dem massenhaften Aufkauf von Pfandbriefen und Kreditverbriefungen begonnen und pumpt in den nächsten zwei Jahren zudem viele Milliarden in das Finanzsystem. Sie will ihre Bilanz um rund eine Billion aufblähen. Um dies zu erreichen, könnten die Notenbanker demnächst auch Unternehmensanleihen und Staatsanleihen aufkaufen.

Während die Experten in Europa auf kurz- und mittelfristige Sicht von unverändert niedrigen Zinsen ausgehen, wird für die Vereinigten Staaten bald die erste Zinserhöhung erwartet. Eine mittelfristige Anhebung der US-Zinsen wird unter anderem dazu führen, dass vermehrt Kapital in die USA fließen wird. Dieses wird aus anderen Regionen, beispielsweise der Eurozone, abgezogen werden, was in der Folge zu einem Anstieg der Renditen für Staatsanleihen führt. Da sich die Baufinanzierungszinsen an diesen Renditen orientieren, kann die Entwicklung in den USA - neben anderen wichtigen Faktoren - tatsächlich dazu beitragen, dass sich letztendlich auch die Zinsen für Baufinanzierungen in Deutschland verteuern.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X