Bankenchronik

5. August 2011 bis 23. August 2011

Die Schweiz und Deutschland haben Mitte der zweiten Augustwoche die Verhandlungen über offene Steuerfragen abgeschlossen und ein Steuerabkommen zwischen beiden Ländern paraphiert. Personen mit Wohnsitz in Deutschland sollen demnach ihre bestehenden Bankbeziehungen in der Schweiz nachbesteuern können, indem sie entweder eine einmalige Steuerzahlung leisten oder ihre Konten offenlegen. Künftige Kapitalerträge und -gewinne deutscher Bankkunden in der Schweiz unterliegen einer Abgeltungssteuer von 26,375 Prozent, deren Erlös die Schweiz an die deutschen Behörden überweist. Zudem soll der gegenseitige Marktzutritt für Finanzdienstleister verbessert werden. Die beiden Regierungen wollen das Abkommen in den nächsten Wochen unterzeichnen. Es soll Anfang 2013 in Kraft treten.

Der im Zuge der amerikanischen Hypothekenkrise seit 2008 verstaatlichte Immobilienfinanzierer Fannie Mae hat nach 2,892 Milliarden Dollar Verlust im zweiten Quartal (Verlust im ersten Quartal: 6,471 Milliarden Dollar) erneut einen Antrag auf staatliche Unterstützung gestellt. Das beantragte Volumen umfasst 5,1 Milliarden Dollar, womit sich die staatliche Transfersumme auf 104,8 Milliarden Dollar belaufen würde.

Nach Ankündigung im Juli hat die IKB Deutsche Industriebank ihren SoFFin-Garantierahmen um gut 1,3 Milliarden Euro auf nunmehr etwa 7,3 Milliarden Euro reduziert. Diese Entwicklung resultiert aus einem Rückkauf zweier Anleihen vor Fälligkeit mit Nennwerten von 597,3 Millionen Euro und 732,069 Millionen Euro, für deren Bedienung der Sonderfonds als Bürge eingetreten war. Möglich wurde die Rückführung der Garantiesumme durch Liquiditätsüberschüsse, wie die Bank mitteilte.

Die Schweizer Union Bancaire Privée (UBP), Genf, hat das Schweizer Privatgeschäft der niederländischen ABN Amro, Amsterdam, übernommen. Mit der Akquisition vergrößert sich das Anlagekapital um etwa 11 Milliarden Euro, wodurch sich die durch die UBP insgesamt verwalteten Kundeneinlagen auf ein Volumen von mehr als 64 Milliarden Euro belaufen. Vor Abschluss der Übernahme, die für das vierte Quartal vorgesehen ist, stehen noch kartellrechtliche Prüfungen aus. Angaben zum Kaufpreis wurden nicht gemacht.

Mitte August haben die Valovis Bank AG und Valovis Commercial Bank AG auf ihren Hauptversammlungen die Verschmelzung beider Häuser auf die Valovis Bank AG beschlossen. Die neue Valovis Bank AG geht mit einem haftenden Eigenkapital von 276 Millionen Euro (pro forma) und einer Bilanzsumme von zirka 5 Milliarden Euro an den Start und will den bislang beschäftigten 258 Mitarbeitern beider Häuser einen Arbeitsplatz anbieten. Sitz der Bank ist Essen, der Standort Neu-Isenburg wird aber beibehalten. Alleiniger Eigentümer ist weiter der Karstadt-Quelle Mitarbeitertrust e. V., Essen.

Nach knapp zweijährigen Verhandlungen haben Deutschland und Liechtenstein Mitte August den Entwurf eines Doppelbesteuerungsabkommens unterzeichnet. Wie die Nachbesteuerung bisher unversteuerter Anlagen deutscher Kunden in Liechtenstein erfolgt und wie die künftige Besteuerung von Kapitaleinkünften geregelt wird, soll laut Bundesministerium der Finanzen in einem weiteren Abkommen festgelegt werden. Noch für dieses Jahr ist die Unterzeichnung der Vereinbarung angestrebt; dann soll auch eine Veröffentlichung des Wortlautes erfolgen.

Der Versicherer Talanx AG, Hannover, übernimmt mittels der Tochtergesellschaft HDI-Gerling Industrieversicherung AG eine Beteiligung von 25 Prozent an der vietnamesischen PVI Holdings. Talanx hebt den strategischen Charakter der Transaktion hervor, welche über die Partnerschaft mit dem vietnamesischen Versicherer und die Nutzung seines knapp 25-prozentigen Marktanteils auch Zugang zur Asean-Freihandelszone ermöglichen soll. Der Kaufpreis wurde auf 65 Millionen Euro beziffert.

Der englische Finanzinvestor Cinven, London, hat die dortige Lebens- und Pensionsversicherungstochter Guardian der Aegon N. V., Den Haag, gekauft. Letztere zieht sich im Zuge ihrer strategischen Neuausrichtung als Folge der staatlichen Unterstützung seit 2007 aus Randgeschäftsfeldern zurück. Der Kaufpreis wurde mit nahezu 314 Millionen Euro beziffert, die Übernahme soll noch im vierten Quartal abgeschlossen werden.

Mit dem Verkauf ihrer kanadischen Kreditkartensparte an die Toronto-Dominion Bank TD Bankgruppe, Toronto, hat die Bank of America, Charlotte, North Carolina, ihre strategische Neuausrichtung hinsichtlich der Kerngeschäftsfelder fortgesetzt. Der Rückzug aus Kanada folgt der Verkaufsvereinbarung über die spanische Tochter an Apollo Capital Management LLC, New York. Im Zuge der Verkaufsvereinbarung wurde die Absicht bekundet, das Kartengeschäft in Irland und Großbritannien ebenfalls zu liquidieren. Bereits erfolgt ist die Veräußerung des firmenkundengebundenen Kreditkartengeschäfts an Barclays PLC, London, im Juni des Jahres. Das Engagement im amerikanischen Kreditkartenmarkt soll jedoch aufrechterhalten werden. Die kanadische TD Bankgruppe übernimmt mit dem Ankauf des 8,6 Milliarden schweren Portfolios das viertgrößte Kreditkartenbuch auf dem kanadischen Markt.

Capital One Financial Corporation, McLean, Virginia, hat das etwa 21 Milliarden Euro schwere US-amerikanische Kreditkartengeschäft der HSBC Holdings plc, London, übernommen. Der Kaufpreis soll rund 1,8 Milliarden Euro betragen. Die in Restrukturierung befindliche HSBC will die Liquidierung des Kreditkartengeschäfts als konsistente Transaktion nach Maßgabe ihrer im Mai proklamierten langfristigen Strategie verstanden wissen, nämlich der wirtschaftlichen Fokussierung auf Kerngeschäftsbereiche (Commercial Banking, Global Banking & Markets, Retail Banking und Wealth Management).

Die BMW Leasing GmbH, München, ist im August auf die BMW Bank GmbH, München, verschmolzen worden. Die Fusion wird von der BMW Bank als wichtiger Schritt für ihren weiteren Ausbau zu einem europaweit tätigen Kreditinstitut bezeichnet. Sie erhöht die Bilanzsumme der Bank auf etwa 19 Milliarden Euro. Die Eingliederung der deutschen Leasing-Einheit stellt die vierte derartige Zusammenführung dar, nachdem in der Vergangenheit bereits die spanische, portugiesische und italienische Gesellschaft in die BMW Bank überführt worden waren. Letztere ist ihrerseits Teil der BMW Group Financial Services, die mit über 4000 Mitarbeitern in 50 Ländern vertreten ist.

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