Gespräch des Tages

Bankstellen - Konsolidierung innerhalb der Gruppen

Mit Blick auf ihre drei festen Säulen mag man der Struktur der deutschen Bankenszene unbestritten ein großes Beharrungsvermögen nachsagen. Dass sich in Sachen Konsolidierung hierzu lande gar nichts bewegt, kann man aber auch nicht behaupten. Denn mit gut 37 Prozent ist die Zahl der inländischen Kreditinstitute im vergangenen Jahrzehnt doch drastisch geschrumpft. Die Anfang September veröffentlichte Statistik der Bundesbank registriert zum Jahresende 2006 noch 2 301 Institute. Davon entfallen 360 oder 15,64 Prozent auf die Kreditbanken, 457 oder 19,86 Prozent auf die Sparkassen und 1 259 oder 54,71 Prozent auf Kreditgenossenschaften (einschließlich der 32 sonstigen dem BVR angeschlossenen Institute). Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren von den seinerzeit 3 675 Instituten 326 (oder 8,87 Prozent) den Kreditbanken, 607 (oder 16,51 Prozent) den Sparkassen und 2 506 (oder 68,19 Prozent) den Kreditgenossenschaften zuzurechen.

Noch stärker sind zwischen Ende 1996 und 2006 die Zweigstellen zurückgeführt worden. 40 332 Filialen per Jahresende 2006 bedeuten einen Rückgang von 39,5 Prozent. Interessant waren dabei im Berichtsjahr 2006 die Bewegungen innerhalb der Bankengruppen, denn bei den Geschäftsstellen haben nicht etwa die Sparkassen oder die Kreditgenossenschaften den größten Abbau zu verzeichnen, sondern die Großbanken, genauer gesagt die Postbank. Deren Rückzug aus rund 2 500 Postagenturen ist maßgeblich für den Abbau der Zweigstellen um 22,4 Prozent auf 8 879 im Großbankensektor. Ohne diese Einbeziehung der Zweigstellen der Postbank fiel die Gesamtzahl der Zweigstellen im Berichtsjahr um 3,5 Prozent.

Per Ende vergangenen Jahres registriert die Bundesbankstatistik damit für die Gruppe der Kreditbanken 11 578 Zweigstellen beziehungsweise einen Anteil von 28,7 Prozent, für die Sparkassen 13 756 Zweigstellen oder 34,1 Prozent und für die Kreditgenossenschaften 12 583 Zweigstellen oder 31,2 Prozent. Dass der Anteil der Kreditbanken und seit 1995 sogar der Großbanken so dicht an die Sparkassen und Genossenschaftbanken heranreicht, liegt ausschließlich an der Einbeziehung der Postbank, die seit 2005 in der Bankenstatistik den Großbanken zugerechnet wird. Schlägt man die Postbank schon rückwirkend dieser Gruppe zu, weisen nicht mehr die Sparkassen per Jahresende 1996 das dichteste Vertriebsnetz aus, sondern von den seinerzeit 66 663 Zweigstellen entfallen 26 199 oder gut 39 Prozent auf die Kreditbanken. Die Sparkassen kommen dieser Rechnung nach im Jahre 1996 mit ihren damals noch 18 895 Zweigstellen auf einen Anteil von 28,34 Prozent und die Kreditgenossenschaften mit 16 977 Filialen auf 25,5 Prozent.

Über die im eigenen Haus ermittelte Zahl der Bankstellen hinaus, vergleicht die Bundesbank die deutsche Bankenstruktur auch anhand verschiedener Sekundäruntersuchungen im europäischen Rahmen. Sowohl die These einer zu starken Fragmentierung des hiesigen Bankensystems als auch den Vorwurf einer unzureichenden Konsolidierung hält sie demnach nicht für stichhaltig. Denn zum einen weicht das durchschnittliche Bilanzvolumen der deutschen Kreditinstitute mit 3,1 Milliarden Euro kaum vom europäischen Niveau von 3,2 Milliarden Euro ab. Und zum anderen ist die Zahl der Kreditinstitute hierzulande keinesfalls weniger stark zurückgegangen als in anderen europäischen Ländern. In den EU-15-Staaten, so der Verweis auf einen Vergleich des DIW, gibt es im Zeitraum von 1997 bis 2004 knapp ein Viertel weniger an Banken, während der Rückgang in Deutschland mehr als ein Drittel betrug (minus 37,2 Prozent). Dabei hat sich die durchschnittliche Bilanzsumme in Deutschland mit plus 119,2 Prozent stärker erhöht als in den anderen europäischen Ländern (113,9 Prozent).

Mit Blick auf eine neue Untersuchung zum Konzentrationsgrad des europäischen Bankenmarktes verweist die Bundesbank auf den Zusammenhang zwischen der Zahl der Kreditinstitute und der Bilanzsumme. Demnach vereinigt der öffentlich-rechtliche Sektor in Deutschland 34,5 Prozent der Institute auf sich und kommt auf 35,8 Prozent der Bilanzsumme. Genossenschaftliche Institute repräsentieren der Anzahl nach 32,5 Prozent, aber lediglich 11,5 Prozent der Bilanzsumme. Und die Kreditbanken stellen 28 Prozent der Institute und 26,8 Prozent der gesamten Bankaktiva. In anderen europäischen Ländern, speziell in Frankreich (dem Land mit der zweithöchsten Bankenzahl), haben die fünf größten Institute einen deutlich höheren Anteil an der Gesamtbilanzsumme ihres jeweiligen Marktes. Gleichzeitig liegt deren Gewinn vor Steuern, gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme, mit 0,86 Prozent einer BIZ-Untersuchung zufolge deutlich über dem Wert für die deutschen Großbanken (0,47 Prozent). An dieser Stelle gibt es allerdings ein hoffnungsvolles Zeichen: Deren Kennzahl ist seit 2004 um 0,34 Prozentpunkte gestiegen.

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