Persönliches

"Einem besonders engagierten, aber kritischem Begleiter der Banken."

Lieber Hans Wagener, mit Hans Wagener hat mich nicht nur das gemeinsame Studium in Göttingen, sondern nahezu mein ganzes eigenes Berufsleben verbunden, sodass sein Ausscheiden aus der PwC auch für mich ein Anlass ist, einen Moment innezuhalten. Seine frühe Beschäftigung mit Herstatt als der bis zur aktuellen Krise einzig wirklich bemerkenswerten Bankpleite in Deutschland hat ihn zu einem besonders engagierten, aber kritischen Begleiter der Banken gemacht. Dies mit einer zumindest damals noch untypischen Ausrichtung, nämlich mit dem Blick nach vorne, für das, was man verbessern, was sich an Neuem entwickeln müsste. Und Neues gab es in den letzten 30 Jahren wahrlich genug: Mit Beginn der achtziger Jahre der Übergang vom alten Paradigma der internen Steuerung der Banken mit Hilfe der Schichtenbilanzen zur Marktzinsmethode und der Ertrags-Ri-siko-basierten Steuerung, weiterhin die Neuausrichtung der Bankenaufsicht unter dem sogenannten "Basel-Prozess" und die immer mehr anzuwendende internationale Rechnungslegung zunächst unter IAS mit der darin enthaltenen Aufgabe der ehernen Grundsätze des deutschen Handelsgesetzbuches. Für ihn waren diese Themenkomplexe von Anfang an eng miteinander verbunden, was viele andere erst später verstanden.

Ich will an dieser Stelle nicht über seine fachlichen Beiträge zu diesen schwierigen Fragen sprechen, da dies aus berufenerem Munde an anderer Stelle geschieht, sondern nur ein Wort über seine Grundeinstellung beim Vor- und Nachdenken sagen. Über all die Themen haben wir erbittert gestritten, wobei seine Position immer davon geprägt war, das vermeintlich Neue zu verstehen, aber es auf seine Nachhaltigkeit zu hinterfragen, es nach den Grundsätzen des ordentlichen Kaufmanns abzuklopfen und am Ende auch die "handwerkliche Umsetzung" sichergestellt zu sehen. In diesem Sinne hat er positiv das moderne Bild des Wirtschaftsprüfers bei all denen geprägt, die mit ihm gearbeitet haben oder auch von ihm geprüft wurden.

Dieser Spannungsbogen findet sich auch in seinen außerberuflichen Leidenschaften, so zum Beispiel beim doch etwas außergewöhnlichen Hobby, dem Sammeln von elektrischen Isolatoren. Dabei geht es ihm aber nicht um das für den Sammler typische Kaufen oder Tauschen, sondern um das Sammeln im wahren Sinne, nämlich das Aufspüren bei Wanderungen und Reisen und dann den Erwerb, bis hin zum eigenen körperlichen Einsatz auf hohen Strommasten oder Hauswänden. Danach folgt das "ordentliche Archivieren", das in vielen Glasvitrinen für die "notwendige Transparenz" für Besucher und Besitzer sorgt.

Hans Wagener liebt solche Beiträge zu seiner Person nicht und es wird wieder ein Anlass zum Streiten sein, aber ich werde diesmal gewinnen, wenn ich ihm klarmache, dass es bei Menschen wie ihm wichtig und richtig ist, auch einmal solche Dinge zu sagen.

Ein herzliches Dankeschön J. R. Flesch

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