Gespräch des Tages

Deutsche Bank - Gefahr der Langeweile

Es gab mal eine Zeit, da waren Bilanzpressekonferenzen deutscher Großbanken wirklich spannend. Es wurde das umfassende Zahlenwerk diskutiert, es wurden strategische Entscheidungen hin und hergewogen, es gab ab und an mal auch von den Instituten selbst gewollte Überraschungen für die interessierte Öffentlichkeit, kurz: es gab Nennenswertes zu berichten und bedenken. Das hat sich gewandelt. Heute gleichen derartige Veranstaltungen eher einem Schaulaufen für die Vorstandsmitglieder, denn einer wirklichen Präsentation der Unternehmenszahlen in einer Pressekonferenz. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die Zahlen des vierten Quartals seit Kurzem einige Tage vor dem für die Bilanzpressekonferenz anberaumten Termin bekanntgegeben werden und damit alle nennenswerten Eckdaten im Markt sind. Auch die Tatsache, dass man mit dem Termin immer früher in den Jahresanfang hineinrutscht und es dadurch keinen vollständigen Geschäftsbericht mehr zur Analyse, sondern nur in Kurzfassung zusammengestelltes und aggregiertes Zahlenmaterial ohne Hintergründe gibt, erhöht die Spannung nicht. Das mögen internationale Kapitalmärkte gerne haben, einen expliziten Gesetzeshintergrund gibt es für ein solches Vorgehen nicht. Der zuständige §15 des WpHG schreibt lediglich vor, dass neue Tatsachen, die die Vermögens- und Ertragslage und damit den Kurs der Wertpapiere des Emittenten beeinflussen können, unverzüglich zu veröffentlichen sind. Egal, ob das vor, während oder nach einer Bilanzpressekonferenz erfolgt.

Entsprechend entspannt und fast schon langweilig verlief auch die Pressekonferenz der Deutschen Bank. Ein extrem gut aufgelegter Josef Ackermann leitete in wahrer Chairman-Manier, hatte alle nennenswerten Daten aus der Präsentation im Kopf, unterhielt die Journalisten mit netten Schmankerl und verteilte die Redezeit nonchalant auch auf seine Kollegen aus dem Group Executive Committee, derer er aber wahrlich nicht gebraucht hätte. Der Chef kann Bank noch richtig selber. Den Weg zur "neuen Deutschen Bank" hat Ackermann eingefädelt, und er wird ihn auch weiter, wahrscheinlich bis zum Ende gehen. Hier hinein fallen sowohl der den neuen Baseler Eigenkapitalvorschriften geschuldete Umbau der Ertragsfabrik "Corporate and Investmentbank (CIB) ebenso wie die Integration der Akquisitionen Sal. Oppenheim oder Postbank und der Verkauf der BHF-Bank. Während im Investmentbanking einige Geschäfte ob der nun notwendigen Unterlegung mit Eigenkapital nicht mehr lohnen und dementsprechend verkauft und dann nicht mehr betrieben werden, stellt der Umbau der Privatkundensparte größere Herausforderungen. Kräftige Abschreibungen im vergangenen Jahr haben zwar den Gewinn für 2010 geschmälert, sind aber ein Garant dafür, dass die Integration unbelasteter angegangen werden kann und Ackermann das erklärte Ziel von einem Gewinn vor Steuern aus beiden Konzernsäulen von zehn Milliarden Euro 2011 auch tatsächlich erreichen wird. Einen Kuschelkurs wird es für die "Neuen" unter dem blauen Dach sicherlich nicht geben, auch wenn Ackermann das Beispiel der Ehe anführte, in die auch immer Gutes von beiden Seiten eingebracht würde. Wer die Deutsche Bank kennt, weiß, sie will regieren. Und damit hat sie auch Erfolg.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X