Gespräch des Tages

Deutsche Bank I - Kirch's Rache

Im Februar 2012 jährt sich der Tag, an dem Rolf-E. Breuer jenen fatalen Satz über die möglicherweise nicht mehr ganz einwandfreie Kreditwürdigkeit des Medienunternehmers Leo Kirch fallen ließ, nun schon zum zehnten Mal. Und ganz unabhängig, ob zu Recht, zu Unrecht, bestraft oder straffrei - es gibt Dinge, die man lieber nicht gesagt hätte. Dieser Satz gehört sicherlich nicht nur aus Sicht Breuers, sondern inzwischen der gesamten Deutschen Bank zweifelsfrei dazu. Schließlich muss man sich schon viel länger und viel intensiver mit dieser Sache beschäftigen, als allen Beteiligten dieser einen, der Bankseite, lieb sein kann. Kaum ein Monat vergeht, an dem das Institut sich nicht wieder in den Schlagzeilen findet, die Hausanwälte brütend die Köpfe zusammenstecken oder gar einer der ehemaligen oder amtierenden Bankvorstände mal wieder in einem Gerichtsaal erscheinen muss. Es wird munter geklagt, abgelehnt, beschuldigt, durchsucht und verhandelt.

Wer geglaubt haben sollte, mit dem Tod des Medienunternehmers würde etwas Ruhe einkehren, sieht sich getäuscht. Die Anwälte Kirchs, allen voran der Münchener Peter Gauweiler, lassen nicht locker. Warum auch? Denn es ist völlig unerheblich, ob der Ausspruch Breuers nun tatsächlich zum Niedergang des Kirch-Imperiums geführt hat oder eben nicht. Der Betroffene kann das durchaus so empfinden. Und dann strebt er vor allem nach Rache - natürlich auch nach milliardenschwerem Schadenersatz und vielleicht noch ein kleines bisschen nach der vielbeschworenen Gerechtigkeit. Bislang allerdings haben Kirchs Anwälte wenig erreicht. In zahllosen Zivilverfahren konnte (noch) keine Schuld festgestellt werden.

Ob nun mit der Durchsuchung von Privat- und Vorstandsräumen und der Aufnahme eines Ermittlungsverfahrens gegen Breuer, Ackermann & Co. eine Wende eintritt? Wahrscheinlich nicht. Es wird nur erneut die ein oder andere Anhörung beziehungsweise Verhandlung stattfinden, die ein oder andere Schleife gedreht werden, bis man dieses Thema zu den Akten legt und sich einem neuen zuwendet. Dass es diesmal zu Verurteilungen kommen könnte, dürfen die Kirch-Leute ebenso wenig hoffen, wie die Deutsche Bank, dass Ruhe einkehren wird. Sie muss sich vorwerfen lassen, Kirch und seine Rachsucht unterschätzt zu haben. Zwar halten sich Imageprobleme dank Peanuts und Victory-Zeichen in Grenzen, da gibt es kaum noch mehr zu ruinieren. Doch sollten die Ermittlungen tatsächlich dazu beigetragen haben, den Sinneswandel von Ackermann hinsichtlich eines Wechsels in den Aufsichtsrat herbeizuführen, so hat es Kirch doch noch geschafft, der Deutschen Bank zu schaden - Corporate Governance hin oder her.

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