Münzpool-Modelle

Gemeinsam den Münzgeldverkehr organisieren und Chancen nutzen

"Handel warnt vor Euro-Ebbe in den Kassen", so titelte eine große deutsche Zeitung im November vergangenen Jahres. Zunächst ist das nachvollziehbar - am Ende doch unbegründet. Die Deutsche Bundesbank möchte sich weiter aus dem Bargeldkreislauf zurückziehen und die Verantwortung der übrigen Marktteilnehmer stärken. Sie strebt die Rolle eines Großhändlers an, der in großen Chargen Bargeld bearbeitet, annimmt und ausgibt.

Erlaubnispflichtige Dienstleistung

Berücksichtigt man, dass privatwirtschaftliche Unternehmen, also auch Nichtbanken, wie Wertdienstleistungsunternehmen, auf Grundlage des Zahlungsdiensteaufsichtsgesetzes (ZAG) Leistungen im Bargeldkreislauf wahrnehmen können, die bislang der Deutschen Bundesbank beziehungsweise den Kreditinstituten vorbehalten waren, erscheint dies zunächst auch praktikabel. Für viele Leistungen nach dem ZAG ist für privatwirtschaftliche Unternehmen neben der Einhaltung bestimmter Auflagen auch eine Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erforderlich. Diese Erlaubnis ist an vielfältige Bedingungen, beispielsweise an die Eigenkapitalausstattung des Unternehmens, geknüpft. Bis heute ist jedoch kein Wertdienstleistungsunternehmen bekannt, das eine solche Erlaubnis bereits erhalten hätte.

Nur noch Normcontainer zugelassen

Eine Auswirkung der Neupositionierung der Deutschen Bundesbank ist bereits seit Beginn des Jahres 2011 spürbar: Im Münzgeldverkehr mit der Deutschen Bundesbank sind grundsätzlich nur noch Normcontainer als kleinstes Ein- und Auszahlungsgebinde zugelassen. Zwar werden während einer Übergangsfrist noch geringere Münzmengen akzeptiert, doch wird auch nicht zuletzt durch das entsprechende Entgelt für diese Leistung der Charakter eines vorläufigen Angebotes deutlich.

Vollständig befüllte, ablieferungsfertige Container aller acht Münznominale binden nicht nur 314 000 Euro Bargeld, sondern bringen zusammen ein Gewicht von zirka sechs Tonnen auf die Waage. Eine Größenordnung, die ein Kreditinstitut vor neue Anforderungen hinsichtlich der Logistik, Verwaltung und Bearbeitung stellt - diese Normcontainer sind nämlich nicht etwa mit losen Münzen zu bestücken, sondern sortenrein mit Folienpackungen zu je zehn Münzrollen, gefertigt nach den Vorgaben der Deutschen Bundesbank.

Praktikable Lösung gesucht

An dieser Stelle finden nun Kreditinstitute und Wertdienstleister zusammen. Mit dem Ziel, eine praktikable Lösung für die Münzgeldversorgung zu finden, haben die Sparkassenverbände Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz gemeinsam sogenannte "Münzpool-Modelle" entwickelt und prozessual beschrieben:

Ein Kreditinstitut bietet anderen Kunden (Kreditinstitute und Handel) an, Münzgeld in dessen Kassenbestand lose einzuzahlen und Münzgeld aus dessen Kassenbestand nach deren Konfektionierungswünschen zu verfügen. Grundlage dafür ist ein üblicher Girovertrag sowie separat vereinbarte Rahmenbedingungen des Münzgeldverkehrs, im Besonderen auch der Preis für die individuelle Aufbereitung und Konfektionierung. Mit dem Transport des Münzgeldes, häufig auch mit der Aufbereitung, Konfektionierung und Verwaltung der Bestellungen, wird ein Wertdienstleister beauftragt. Der Geldbestand an sich, der Münzpool, wird entweder in den Räumen der Sparkasse selbst oder in einem Cash- Center des Wertdienstleisters gelagert getrennt von anderen Geldbeständen, denn es handelt sich um einen Teil des Kassenbestandes des poolgebenden Kreditinstituts.

Münzgeldpools

Aufbauend auf diesen Rahmenbedingungen wurden in der Praxis verschiedeneVarianten mit unterschiedlichen Ausprägungen in den Details aufgebaut. Allen gemeinsam ist jedoch, dass der Wertdienstleister kein eigenes Konto bei der Deutschen Bundesbank benötigt und lediglich mit Leistungen beauftragt wird, für die nach dem ZAG eine Erlaubnis der BaFin nicht erforderlich sind. Das poolgebende Institut bleibt Eigentümer des Geldbestandes.

Mit den Münzgeldpools wird also der Knoten zerschlagen: Die Münzgeldversorgung ist sichergestellt und jeder Beteiligte erbringt Leistungen, die seinem Kerngeschäft entsprechen. Besonders erfreulich ist, dass diese Lösungen gerade im Kleinen auf regionaler Ebene sehr gut funktionieren: Eine regionale Sparkasse versorgt die Kreditinstitute und Unternehmen der Region mit Münzgeld und beauftragt in diesem Zusammenhang regional tätige Wertdienstleister.

In der Sparkassenfinanzgruppe sind alleine in Rheinland-Pfalz derzeit drei Münzpool-Lösungen im Einsatz oder im Aufbau. Eine dieser Lösungen ist der Münzgeldpool der Sparkasse Rhein-Nahe. Jens Eckes, Teamleiter Betriebs- und Gebäudemanagement der Sparkasse Rhein-Nahe und Dr. Markus Lehnert, Geschäftsführer BS Beck Sicherheitsdienst GmbH & Co. KG, erläutern jeweils aus ihrer Sicht, warum dies ein Gewinn für alle Beteiligten ist.

Projektpartner I

Eigener Münzgeldpool - Chance auf Kunden

Jens Eckes, Teamleiter Betriebs- und Gebäudemanagement, Sparkasse Rhein-Nahe Bad Kreuznach

Die Sparkasse Rhein-Nahe zählt mit ihrer Bilanzsumme von zirka 3,3 Milliarden Euro zu den größten Sparkassen in Rhein-land-Pfalz. In den Landkreisen Bad Kreuznach und Mainz-Bingen stellt sie für Privat- und Geschäftskunden in 50 Geschäftsstellen die flächendeckende Bargeldversorgung sicher. Im Rahmen der eigenen Prozessoptimierung im Bargeldbereich hatte die Sparkassse zur Jahresmitte 2010 die komplette Münzgeldbearbeitung an ihren Wertdienstleister (WDL), BS Beck Sicherheitsdienst, ausgelagert.

Der Münzgeldpool, der im Namen der Sparkasse durch den WDL geführt wird, war bereits in der Vergangenheit auf das nunmehr verpflichtende (kostenfreie) M-Containerverfahren der Bundesbank ausgelegt.

Durch die stark passivlastige Ausrichtung des Münzgeldaufkommens wurden hohe Poolbestände unverzinslich aufgebaut und sukzessive an die Deutsche Bundesbank abgeführt. Im Zuge der geschäftspolitischen Neuausrichtung der Notenbank im Münzgeldverkehr zum 1. Januar 2011 erkannte die Sparkasse die Chance, den eigenen Münzgeldpool für künftige Ver- und Entsorgungen anderen Kreditinstituten und dem Handel zur Verfügung zu stellen. Unterstützt wurde sie in ihren Überlegungen hierbei durch eine Arbeitsgruppe von Sparkassenverbänden und dem eigenen WDL, der für seine Kunden ebenfalls neue Prozesse für den Münzgeldverkehr zur Verfügung stellen musste.

Aufgrund der bisherigen vertrauensvollen Geschäftsverbindung zum WDL war die Sparkasse nach einigen Sondierungsgesprächen schnell dazu bereit, die "Rolle" der Kooperationsbank zu übernehmen. Die Kooperation eröffnet einerseits die Möglichkeit, neue Kundenbeziehungen aufzubauen und andererseits bei diesen Kunden durch den "Verkauf" des Münzgelds künftig erstmalig Provisionserträge zu generieren.

Projektpartner II

Poollösung: Kooperation mit der Sparkasse

Dr. Markus Lehnert, Geschäftsführer, BS Beck Sicherheitsdienst GmbH & Co. KG, Simmern

Aufgrund der Veränderungen auf Seiten der Deutschen Bundesbank ergeben sich derzeit für Wertdienstleister tief greifende Anpassungen an die Rahmenbedingungen. Durch die Änderungen das Münzgeld betreffend - Stichwort "Normcontainerverfahren" - waren die Dienstleister zum 1. Januar 2011 aufgefordert, sichere und kostengünstige Lösungen zu implementieren, die eine Alternative zur ZAG-Zulassung darstellen.

Als regionaler Dienstleister im Einzugsgebiet Rheinland-Pfalz und Saarland mit Cash-Centern in Simmern/Hunsrück und Kaiserslautern hat BS Beck Sicherheitsdienst GmbH & Co. KG gemeinsam mit seinen Kunden, den Kreditinstituten, bereits frühzeitig entsprechende Vorbereitungen getroffen. Interessierten Teilnehmern aus dem Bereich der Kreditinstitute, aber auch Handelsunternehmen, Verwaltungen, Gemeinden wird gemeinsam mit der Sparkasse Rhein-Nahe ein "Münzgeldkonzept 2011+" angeboten.

Eigentümer des Pools ist die Sparkasse Rhein-Nahe, bei der ein Girokonto eingerichtet werden muss. Die operative Bearbeitung von der Abholung der Gelder einschließlich der Aufbereitung der DTAUS-Dateien bis zur Auslieferung übernimmt Beck Sicherheitsdienst. Interessierte Teilnehmer können dabei neben einem Full-Outsourcing des Münzgelds auch einzelne Prozessschritte (Sortierung, Rollierung, Vakuumierung) in Auftrag geben ganz nach Kundenbedarf. Nur diejenigen Prozessschritte, die auch gebraucht werden, können abgerufen werden. Ein weiterer Vorteil in puncto Flexibilität: Kleinste Liefereinheit ist eine Rolle.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X