Gespräch des Tages

Genossenschaftsbanken - Gut gemacht!

Das Jahr Eins nach einem Führungswechsel ist in der Regel nicht ganz leicht. Erst recht wenn der ehemalige Vorstandsvorsitzende das Haus über viele Jahre entscheidend geprägt hat und standesgemäß mit einem Rekordergebnis in den (vermeintlichen) Ruhestand verabschiedet wurde. Es muss ein gemeinsamer Weg mit dem oder der "Neuen" erarbeitet werden, Strukturen müssen angepasst, Berichtswege neu definiert, Prozesse überdacht werden, kurz und knapp, man muss sich aneinander gewöhnen. Das ist nicht ganz so schwierig, wenn der Nachfolger ein Eigengewächs ist und ebenfalls das Haus schon seit vielen Jahren beglückt. All das trifft auf die Frankfurter Volksbank sicherlich zu, und doch soll es den Erfolg nicht schmälern. Zum gesamten Wirken der Vorstandsvorsitzenden und ihrer Vorstandskollegen, der Positionierung der Bank in der breiten Öffentlichkeit ebenso wie im Verbund und natürlich nicht zuletzt auch dem für das abgelaufenen Geschäftsjahr vorgelegten Zahlenwerk kann man nur sagen: Gut gemacht!

Es passt, dass knapp unterhalb des Gipfels der Rekorde innegehalten wurde, auch wenn natürlich ein neuerliches Gipfelfoto in veränderter Besetzung möglich gewesen wäre. Die 1,5 Millionen Euro zum Erreichen eines neuerlichen Rekordergebnisses hätten mühelos dargestellt werden können. Doch es hat Charme, und es ist klug, weil weitaus wirkungsvoller, dass Eva Wunsch-Weber bewusst auf ein solches Signal verzichtet hat. Auch die damit verbundene Stärkung der Eigenmittel aus einbehaltenen Gewinnen auf nunmehr über eine Milliarde Euro ist ein starkes Signal nach innen wie außen. 480 000 Kunden und über 186000 Mitglieder honorieren diese Solidität. Und wenn es noch externer Anerkennung zur Bestätigung bedürfte, liefern dies zahlreiche Preise unter anderem für die Anlageberatung oder das Kundenvertrauen, die die Frankfurter Volksbank einmal mehr abräumte.

Während die Bilanzsumme (8,29 nach 8,21 Milliarden Euro), die Kundenkredite (4,80 nach 4,68 Milliarden Euro) und auch die Kundenverbindlichkeiten (6,62 nach 6,44 Milliarden Euro) zulegen konnten, ging der Zinsüberschuss 2012 fast erwartungsgemäß um 2,6 Prozent auf 247 Millionen Euro zurück. Das der Rückgang trotz des widrigen Umfeldes nicht stärker ausfiel, liegt zum einen an Konditionenanpassungen auf der Passivseite, wo die Verzinsung der Einlagen zurückgenommen wurde, als auch an der umsichtigen Risikopolitik. Die Frankfurter Volksbank wolle angemessenes Wachstum mit angemessener Bonität über alle Kundengruppen hinweg, so Wunsch-Weber. Verbunden mit Kostendisziplin und Prozesseffizienz führt dies zu Margen im Kreditgeschäft, die trotz deutlich gesunkener Zinsen nicht "schlechter sind als vor fünf Jahren".

Der deutliche Zuwachs beim Provisionsüberschuss liegt vor allem an den Erfolgen der Vermögensverwaltung: Hier konnten sowohl das verwaltete Vermögen als auch die Anzahl der Mandate um 27 Prozent gesteigert werden. Am hart umkämpften Bankenplatz Frankfurt verdienen solche Leistungen noch mehr Respekt.

Bleiben also für das laufende Jahr vor allem die nicht direkt beeinflussbaren Faktoren. Die Konsequenzen einer europäischen Bankenaufsicht sind derzeit ebenso wenig zu kalkulieren wie die Stimmung in Brüssel in Sachen Einlagensicherung. Ob die auch von Eva Wunsch-Weber formulierten Appelle an die Politik, sich für die Belange der Sparkassen und Kreditgenossenschaften einzusetzen, ausreichen werden, ist fraglich. Auch eine stärkere Differenzierung der Regulierung nach dem Risikogehalt beziehungsweise den unterschiedlichen Geschäftsmodellen wird sich in einem zusammenwachsenden Europa mit dem Drang zur Harmonisierung immer schwerer durchsetzen lassen. Aber ordentliche Primärbanken werden auch diese Herausforderungen zu nehmen wissen. Frankfurt gehört sicherlich dazu.

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