Gespräch des Tages

Hochschulen - Firm im Risikomanagement

Das Kürzel ist gewissermaßen Programm. Das vor gut zwei Jahren geschaffene Frankfurter Institut für Risikomanagement und Regulierung (FIRM) will die hiesige Finanzbranche und ihr relevantes Umfeld in den beiden namensgebenden Aufgabenbereichen buchstäblich firm machen. Zuallererst hat der von der Gesellschaft für Risikomanagement und Regulierung e. V. getragene Förderverein satzungsgemäß das Ziel, die Forschung und Lehre in den genannten Disziplinen zu fördern. In diesem Sinne sieht sich das Institut erst einmal den Kernaufgaben der Aus- und Weiterbildung verpflichtet. Es schafft neue oder unterstützt bestehende Lehrstühle an der Frankfurter Goethe-Universität und der Frankfurt School of Management. Es hat gerade den zweiten Studienjahrgang zum Master of Science in Risk Management and Regulation aufgenommen. Und es fördert hochschulübergreifend und bundesweit Forschungsprojekte zum Thema. Firm - das ist ein wichtiger Aspekt des Selbstverständnisses - will keineswegs in der Nische der Wissenschaft verharren, sondern für die Risikomanager und ihr gesamtes Umfeld in Deutschland eine Plattform für einen konstruktiven Austausch bieten - von der Aufsicht über die Wissenschaft und die Finanzwirtschaft bis hin zur Politik.

Eine längst etablierte bundesweite Gesprächsrunde zwischen den Risikomanagern großer deutscher Institute ist dabei sicherlich ein begrüßenswerter Weg. Sich auf dem kurzen Dienstweg ziemlich regelmäßig in vertrautem Kreis über lauernde Gefahren und ähnlich gelagerte Problemstellungen auszutauschen, kann der Herausbildung einer Risikokultur nur dienlich sein. Es kann frühzeitig den Blick für neue Risiken schärfen, es kann Hinweise auf organisatorische Lücken im eigenen Unternehmen geben und es kann vor allen Dingen den Stellenwert eines integrierten Risikomanagements stärken. Dass Kreditrisiken längst nicht mehr isoliert gemanagt werden können, sondern unternehmensintern eine intensive Kommunikation etwa mit den Verantwortlichen für Marktrisiken und operationelle Risiken mit all ihren Wechselwirkungen gesucht werden sollte, ist dabei ebenso ein vernünftiges Anliegen wie das Plädoyer für eine Stärkung der internen Ratinganstrengungen.

Bei allem versammelten Sachverstand und allen Chancen auf einen freien Austausch in einem breiten Netzwerk aller Beteiligten sollte man die Außenwirkung aber nicht überschätzen. Das gilt nicht zuletzt für die Relevanz der satzungsmäßig verankerten Politikberatung. Denn erstens lassen sich die Bankenverbände die Hoheit über hochpolitische Fragen wie derzeit beispielsweise die Beurteilung der Gewichtung von Verordnung und Richtlinie bei der Umsetzung von CRD IV oder einem möglichen Junktim zwischen einer Einführung von Basel III in Europa und den USA nur ungern streitig machen. Zweitens können sich Fachleute - angesichts ihrer Neigung zu komplexen Lösungen und Strukturen, die sie durchaus für beherrschbar halten - oft nicht auf die Formulierung einfacher Umsetzungsregeln einigen, erst recht nicht, wenn sie damit aus der Interessenlage ihrer jeweiligen Bankengruppe ausbrechen müssten. Und drittens sind die Wirkungsmöglichkeiten einer aus Wirtschaft und Politik getragenen Einrichtung wie Firm schon der begrenzten finanziellen Ausstattung wegen eingeschränkt. Finanziert von der Deutschen Bank als stiftendes Mitglied, sechs Premium-Mitgliedern von der Bayern-LB bis zu McKinsey, 22 ordentlichen Mitgliedern von der Aareal Bank bis zu VWD, drei Fördermitgliedern von der DVFA bis zum House of Finance bis neuerdings der fördernden Mitgliedschaft natürlicher Personen lebt Firm stark von dem persönlichen Engagement. Insbesondere nach innen aber kann das Projekt einen Beitrag zur Verbesserung der Risikokultur leisten und ist damit in jedem Falle ein Schritt in die richtige Richtung.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X