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Hohe Gräte

Das Weingut Uwe Lützkendorf in Bad Kösen hat eine mehr als hundertjährige Weinbautradition. Bis zum Jahr 1959 bewirtschaftete Lützkendorf zwei Hektar Weinlagen. Dann wurde der Betrieb einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft angegliedert. 1991 erhielt die Familie ihre Rebflächen zurück. Heute ist der Gründerenkel Uwe Lützkendorf der Besitzer des Weinguts. Seine Spitzenlagen in den Weinbergen Karsdorfer Hohe Gräte, Freyburger Edelacker und Pfortenser Köppelberg haben eine Gesamtfläche von zehn Hektar.

Besonders die Karsdorfer Hohe Gräte weist in ihrer Bodenstruktur einige Besonderheiten auf. Die Hanglage befindet sich auf einer Höhe von 110 bis 220 Metern über dem Meeresspiegel und hat eine Neigung bis zu 45 Prozent. Sie ist nach Süden und Südwesten und damit gut zur Sonne ausgerichtet. Die Bodenbeschaffenheit der Hohen Gräte ist das Resultat der Triasfolgen: Es dominiert Gipskeuper, der mit quarzithaltigem Buntsandstein, dem unschwer an seiner Färbung zu erkennenden Röt, durchsetzt ist. Das Röt ist der Hauptbestandteil der oberen Buntsandsteinschicht und hat im Durchschnitt eine Dicke von zehn bis siebzig Metern. Diese Tongesteine bringen sehr nährstoffreiche Böden hervor.

Das Kleinklima dieser Lage ist stark durch die Mittelgebirge Harz und Thüringer Wald beeinflusst. Auf deren wetterabgewandten Seite sind die Reben vor heftigen Regenfällen und Witterungseinbrüchen geschützt. In den Hanglagen um Bad Kösen dominieren die für den Weinbau optimalen kargen Böden. Hier müssen die Reben für die Versorgung mit Nährstoffen und Wasser kämpfen. Ausgleichend hat diese Bodenstruktur den Vorteil einer guten Wärmespeicherkapazität. Das Zusammenspiel der Faktoren ergibt ausdrucksstarke Weine.

Die mehr als tausendjährige Weinbaugeschichte der Region Saale- Unstrut zeigt sich nicht nur in historischen Zeugnissen, sondern auch in einer gelebten Weinkultur und -kenntnis, über die sich die Winzer definieren. Die hohen zuckerfreien Extrakte und das Reifepotenzial seiner Gewächse bescheinigen Uwe Lützkendorf, mit welch hohem Feingefühl und Wissen er das spezifische Terroir seiner Weine charakteristisch herauszuarbeiten vermag.

Mit dem Hohe Gräte Weißburgunder Auslese aus dem Jahr 2003 ist ihm ein Meisterstück gelungen. Schon nach kurzer Zeit im Glas entfaltet sich ein Bukett aus Apfel und Zitrusfrüchten mit zarten Honignoten im Hintergrund. Im Mund dominieren die gleichen Fruchtaromen, verbunden mit einer ausgeprägten, aber gut eingebundenen Säure. Und am Gaumen ist dieser Weißburgunder so wundervoll mineralisch, wie man ihn sich aufgrund seiner Herkunft vorstellt. Bestätigt wird der Gesamteindruck von einem bestechend klaren Nachhall.

Ein großartiges Gewächs, ein Wein, um sich genießend in der Toskana zu wähnen.

Weintipp aus dem Buch: 100 Meisterwerke des Weines - Deutschland

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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