Gespräch des Tages

HSBC Trinkaus & Burkhardt - Düsseldorfer Akzente erlaubt

Wenn in der deutschen Bankenszene die "echten" Privatbankiers zuweilen von den "unechten" reden, ist das eine sanfte Anspielung auf die Gesellschafterverhältnisse. Als echte und damit wahre Vertreter dieser traditionsreichen Bankengruppe verstehen sich zuweilen jene Bankhäuser, die bis heute im Familienbesitz geblieben sind. HSBC Trinkaus & Burkhardt wäre in seiner heutigen Konstellation ohne jeden Zweifel in die Kategorie der unechten Privatbankiers einzuordnen, das Institut trägt schließlich das Kürzel seines Großaktionärs sogar im Namen. Dass die deutsche Konzerneinheit der weltweit operierenden HSBC mit dieser inoffiziellen Klassifizierung weniger zukunftsfähig wäre als "klassische" Privatbankiers, wird man in Düsseldorf aber heftig bestreiten. Das Beste aus zwei Welten nutzbringend miteinander zu verbinden, ist dort vielmehr der Ansatz, das eigene Geschäftsmodell nach außen zu tragen. Und in den ersten drei Quartalen 2006 hat diese Ausrichtung die Bank zu feinem Wachstum geführt. So hat sich das Betriebsergebnis nach neun Monaten gegenüber dem Vorjahreswert um 57,2 Prozent auf 137,4 Millionen Euro kräftig erhöht. Ausschlaggebend für diesen Ergebnissprung waren dem Zwischenbericht zufolge die deutlich besseren Ergebnisse mit Institutionellen Kunden (45,0 nach 35,9 Millionen Euro) sowie der von 33,3 auf 44,1 Millionen Euro gestiegene Eigenhandel. Das restliche Ergebnisplus entspringt zu gut 30 Millionen Euro dem Residualposten Konsolidierung. Rein rechnerisch, so die Erläuterung im Zwischenbericht, hat eine in diesem Jahr verfeinerte Segmentberichterstattung mit umfangreicherer Zuordnung der Kosten aus dem Konsolidierungsposten auf die Segmente zu diesem Ausweis geführt. Sehen lassen kann sich für eine Bank mit einem Anteil des Provisionsüberschusses von 58,6 Prozent an den operativen Erträgen auch die per 30. September erreichte Cost Income Ratio von 61,8 Prozent. Und die 28,8 Prozent Eigenkapitalrendite vor Steuern dürften unter den hiesigen Banken ebenfalls einen Spitzenwert bedeuten.

Nun sind solche Kurzfristbetrachtungen eines Quartalsberichtes dem wahren Privatbankier bekanntlich ein Gräuel. Doch auch in einem längerfristig angelegten Blickwinkel hat HSBC Trinkaus & Burkhardt den Märkten das Geschäftsmodell eines speziellen Privatbankiers offenbar gut vermitteln können. Jedenfalls hat es nach den Erfahrungen der letzen Jahre bislang keineswegs den Anschein, als werde der eigenständige Antritt als Privatbankier durch die international tätige Großbank in unvertretbarer Weise abgeschliffen. Für den Erhalt einer speziellen Düsseldorfer Note lässt sich auch geschäftspolitisch eine Reihe von Belegen finden. So wurde etwa kürzlich im Bereich der Unternehmensfinanzierung zum zweiten Mal eine Platzierung einer strukturierten Genuss-rechts-Emission für mittelständische Unternehmen durchgeführt, also ein stark auf den hiesigen Markt zugeschnittenes Angebot. Auch mit den Erfolgen bei strukturierten Produkten werden insofern eigene Akzente gesetzt als dieser Geschäftsbereich zum Kompetenzzentrum im Gesamtkonzern ausgerufen wurde. Auf neue Möglichkeiten einer fruchtbaren Kooperation im Konzern deuten zudem die Platzierungen in den einschlägigen Ranglisten des Geschäftsfeldes Fixed Income hin. Und schließlich ist es keine Selbstverständlichkeit, dass der hiesige HSBC-Ableger den Eigenhandel weiterhin im eigenen Haus betreiben darf - in einem "Kapitalmarktjahr" wie dem laufenden mit besonders gutem Erfolg.

Was sich geändert hat, so räumt man in Düsseldorf ein, ist der Anspruch im Geschäft mit Firmenkunden. Hat man sich früher dort als Nischenplayer verstanden, beispielsweise im Devisengeschäft mit Henkel, fühlt man sich heute dank der konzernweiten Vernetzung auch den Ansprüchen und Anforderungen einer Corebankverbindung gewachsen. Wir können uns von dem Leistungsangebot abheben, das Privatbankiers üblicherweise erbringen können, heißt es selbstbewusst in Düsseldorf. Das klingt gewiss nicht nach Zeichen von Leistungsschwäche, ist aber vielleicht doch ein Indiz dafür, dass die Bank sich allmählich verändert.

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