Aufsätze

Investmentfonds - Vermögensbildung für alle

Investmentfonds spielen eine zentrale volkswirtschaftliche Rolle: Sie versorgen die Wirtschaft und die öffentliche Hand mit Kapital und tragen zu Wachstum und Beschäftigung in allen Sektoren der Volkswirtschaft bei. Durch die Entscheidung für oder gegen bestimmte Aktien, Anleihen und sonstige Wertpapiere sorgen sie für Innovationen und Wettbewerb. Als aktive Interessenvertreter der Anleger weisen sie aber auch auf Missstände hin und setzen eine gute Unternehmensführung im Sinne der Corporate-Governance-Regeln um. Investmentfonds sind ein Treiber der Wirtschaft, die stellen gebündelt Kapital für Investitionen von Unternehmen zur Verfügung und tragen damit zu Wachstum und Beschäftigung bei.

Gesellschaftliche Rolle von Investmentfonds

Viel wichtiger noch ist aber die gesellschaftliche Rolle von Investmentfonds: Sie führen das Kapital von Millionen Sparern mit der Kapitalnachfrage von Unternehmen und Staaten zusammen. Dabei eröffnen Fonds breiten Bevölkerungsschichten den Zugang zu den entsprechenden Geld-, Kapital- und Immobilienmärkten - unabhängig von der Erfahrung, dem Know-how oder dem Anlagebetrag des Sparers. Gerade kleinen Sparern wäre es ohne Investmentfonds nicht möglich, an wesentlichen Entwicklungen, Projekten und Unternehmen innerhalb und außerhalb Deutschlands zu partizipieren. Und das ist stets verbunden mit hoher Risikostreuung, Insolvenzschutz und intensiver gesetzlicher Regulierung, die den Anlegern zugute kommt.

Die Investmentfondsbranche ist bestens aufgestellt und wartet mit vielen guten Produkten und mit einem großen Informationsangebot auf. Seit 1970, dem Gründungsjahr des BVI, hat sich das verwaltete Vermögen von knapp 5,4 Milliarden Euro um mehr als das 300-fache auf gegenwärtig 1794 Milliarden Euro erhöht. Heute bieten Investmentfonds in ihren unterschiedlichen Ausprägungen alles: Sei es das sichere oder kurzfristige Sparen, beispielsweise über Geldmarktfonds, sei es der konservative Vermögensaufbau, beispielsweise über Renten- und Mischfonds bis hin zu den risikoreicheren, dafür aber langfristig renditeträchtigeren Aktienfonds. Darüber hinaus ist für jeden Anlagetyp, für jeden Geldbeutel und für jedes Anlageziel und -bedürfnis etwas dabei: Erinnert sei beispielhaft an Dachfonds, Lebenszyklusfonds, Garantiefonds oder auch Rohstofffonds.

Direkte und indirekte Fondsanlage

Diese unglaubliche Vielfalt ist es aber auch, die es der breiten Öffentlichkeit schwer macht, Investmentfonds in ihrer gesamten Ausprägung zu erfassen. Nach wie vor scheint ein Großteil der Bevölkerung Investmentfonds als etwas Kompliziertes anzusehen, möglicherweise sogar als ein Geldanlageprodukt ausschließlich für Wohlhabende oder sehr erfahrene Anleger. Das Vorurteil hält sich hartnäckig und stellt eine Hürde dar, die große Teile der Bevölkerung von Investmentfonds fernhält. Dabei sieht die Wirklichkeit anders aus. Investmentfonds sind tatsächlich bei vielen Menschen angekommen - auch wenn dies nicht in der Breite bekannt ist.

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung hat im Auftrag des BVI interessante Erkenntnisse über den Investmentfondsbesitz in Deutschland zutage befördert. Ein Viertel der deutschen Haushalte legt direkt in Investmentfonds an. Allerdings besitzen Privatanleger nicht nur unmittelbar Fondsanteile. Vielmehr partizipieren sie auch indirekt am Kapitalmarkt, beispielsweise durch ihre Lebensversicherung oder im Rahmen der Altersvorsorge. So haben fast 60 Prozent der deutschen Haushalte Geld in Investmentfonds angelegt, denn sie besitzen zusätzlich auch indirekt Fondsanlagen - ohne es immer zu wissen. In diesen Haushalten leben insgesamt 64,3 Millionen Einwohner. Das durchschnittliche Gesamtfondsvermögen pro Kopf liegt bei 9817 Euro und übersteigt damit das direkte Fondsvermögen um mehr als die Hälfte. Die Menschen in Deutschland haben rund 805 Milliarden Euro in Fonds investiert. Das private in Fonds investierte Geldvermögen übersteigt somit deutlich die 577,5 Milliarden Euro, die nach Angaben der Bundesbank auf deutschen Sparbüchern liegen.

Vergleicht man das Anlageverhalten der Haushalte relativ zu ihrem gesamten Geldvermögen, so zeigt sich nicht nur, dass es Fondsbesitzer genau wie Sparbuchinhaber in allen Bevölkerungsgruppen gibt, sondern auch, dass alle Bevölkerungsgruppen einen vergleichbaren relativen Anteil ihres Vermögens in Investmentfonds anlegen.

Betrachtet man die Verteilung des Investmentvermögens auf Haushalte verschiedener Einkommensgruppen, zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der Höhe des Nettoeinkommens und dem absoluten Geldvermögen in Investmentfonds. Der Anteil fixer Kosten (zum Beispiel für Wohnen, Versicherungen, Verkehr) sinkt tendenziell mit zunehmendem Einkommen, sodass mehr vom Einkommen für die Geldanlagen zur Verfügung steht. Darüber hinaus steigt der Vorsorgebedarf für das Rentenalter, wenn ein höherer Lebensstandard beibehalten werden soll. Deshalb wächst auch das indirekte Vermögen über Versicherungen mit dem Einkommen (Abbildung 1).

Eine genauere Betrachtung des Investmentvermögens in Relation zum gesamten Geldvermögen der einzelnen Einkommensgruppen zeigt jedoch, dass der Unterschied zwischen den einzelnen Einkommensklassen bei nur wenigen Prozentpunkten liegt (Abbildung 2).

Unterschiede in den Regionen

Während sich die absoluten Beträge des direkten Fondsvermögens der deutschen Haushalte in einer Spanne von 1250 bis 39700 Euro bewegen, ist die Spanne im Bezug auf das Geldvermögen deutlich geringer (11,1 Prozent bis 17,9 Prozent). Beim indirekten Fondsvermögen ist der Unterschied zwischen den Einkommensgruppen ebenfalls gering. Die Bedeutung des direkten im Vergleich zu indirektem Investmentvermögen ist über alle Einkommensklassen relativ konstant. So ist das direkte Fondsvermögen in allen Einkommensklassen zirka zwei- bis dreimal höher als das indirekte Fondsvermögen.

Wenn die unterschiedliche Höhe von Investmentvermögen in den 16 deutschen Bundesländern betrachtet wird, fallen die Vermögen in Bayern und Baden-Württemberg am höchsten aus. Haushalte in Bayern haben durchschnittlich mehr als doppelt so viel Vermögen in Investmentfonds wie solche in Sachsen-Anhalt. Auch das indirekte Investmentvermögen aus Versicherungen fällt für die einkommensschwächeren Länder (zum Beispiel Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern) deutlich geringer aus (Abbildung 3).

Bei der Betrachtung der Investmentvermögen im Verhältnis zum Gesamtvermögen nach Bundesländern wird jedoch auch hier deutlich, dass bei der relativen Betrachtung kaum Unterschiede zwischen den Anlageentscheidungen der Haushalte verschiedener Bundesländer bestehen. In allen Flächenstaaten liegt das relative Investmentvermögen zwischen 18,1 Prozent und 20,9 Prozent des gesamten Geldvermögens. Die Quoten in den Stadtstaaten liegen etwas höher. Der Unterschied zwischen den alten und den neuen Bundesländern ist fast vernachlässigbar. Beim Fondssparen ist die deutsche Einheit vollzogen (Abbildung 4).

Bei Frauen und Männern gleichermaßen beliebt

Auch bei der Betrachtung des Investmentfondsvermögens nach Geschlecht des Haupteinkommensbeziehers zeigen sich kaum nennenswerte Unterschiede in der Anlageentscheidung (Abbildung 5).

Die Abbildung 6 zeigt, dass Haushalte mit weiblichem Haupteinkommensbezieher sogar einen geringfügig größeren Anteil ihres Gesamtvermögens in Investmentfonds anlegen.

Die Abbildung 7 unterteilt das Investmentfondsvermögens nach Altersgruppen. Für die Einteilung in Altersgruppen wird das Alter des Haupteinkommensbeziehers berücksichtigt. Das gesamte in Investmentfonds angelegte Vermögen (direkt sowie indirekt über Lebensversicherungsunternehmen) nimmt bis zum Renteneintritt zu und erfährt dann eine deutliche Minderung.

Dieser Rückgang des Investmentfondsvermögens resultiert hauptsächlich aus der Entwicklung des indirekten Vermögens in Investmentfonds. Der deutliche Abfall und die weitergehende Abnahme des indirekten Vermögens über Versicherungen lassen sich durch die Auszahlung kapitalbildender Lebensversicherungen sowie auf Rentenversicherungen mit Verzehrplänen zurückführen. Am stärksten wächst das direkte Fondsvermögen zwischen den Altersgruppen der 25- bis 35-Jährigen. Dies erscheint plausibel, da sich ein direktes Fondsinvestment gerade für lange Anlagehorizonte empfiehlt. In der Gruppe der 35- bis 50-Jährigen verändert sich das direkte Investmentfondsvermögen nur wenig. Das indirekte Vermögen wächst besonders stark, wenn Haushalte, die zuvor keine Versicherungen hatten, neue Verträge abschließen und sinkt nach dem Renteneintritt stetig ab. Die Betrachtung des relativen Anteils (am gesamten Geldvermögen) der Fondsinvestments bestätigt die vorangegangenen Erkenntnisse bezüglich des Verhaltens verschiedener Altersgruppen.

Die Auswertungen zeigen, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Einkommensklassen, Bundesländern und Altersgruppen in der Regel bei nur wenigen Prozentpunkten liegen. Das heißt: Investmentfonds gehören bereits zum Alltag der Anleger in Deutschland und sind ein Anlageprodukt für jeden.

Und trotzdem wissen viele Menschen nicht, dass sie Investmentfonds haben. Investmentfonds sind - wie viele andere Geldanlageprodukte - für die meisten Menschen ein wenig spannendes Produkt, mit dem man sich nicht gerne intensiv beschäftigt. Dass die meisten Menschen aber Investmentfonds besitzen und trotzdem Investmentfonds für kompliziert und ungeeignet halten, ist ein Zustand, mit dem sich die Branche nicht anfreunden will und kann.

Offensichtlich ist es bislang nicht ausreichend gelungen, zu erreichen, dass die Bevölkerung in der Breite Investmentfonds als ein Geldanlageprodukt für alle wahrnimmt. Diese Distanz zwischen Anbietern und Anlegern will der BVI in den kommenden Jahren mit einer gemeinsamen Kommunikationskampagne der deutschen Investmentfondsbranche abbauen. Unter dem Motto "Investmentfonds. Nur für alle." will er die Investmentfondsidee einer breiten Bevölkerung näherbringen und neue Anleger erreichen. Die Branche muss und wird stärker auf die Menschen zugehen und ihnen aufzeigen, warum und wie auch sie mit Investmentfonds besser sparen können.

Ziel der Informationskampagne ist es, die Berührungsängste breiter Bevölkerungskreise gegenüber dem Investmentfonds abzubauen und gleichzeitig Vertrautheit aufzubauen. Nur aus Vertrautheit entsteht Vertrauen. Und nur aus Vertrauen entstehen Beschäftigung und dann eine Bindung an das Produkt. Die Branche will den Bruch zwischen der Wahrnehmung von Investmentfonds und ihrer tatsächlichen Verbreitung auflösen. Sie will erreichen, dass die Deutschen den Investmentfonds als das wahrnehmen, was er ist: ein ganz alltägliches Produkt, das sich aufgrund seiner vielfältigen Ausgestaltung für jeden und für jede Sparsituation eignet. Und dabei geht es in erster Linie nicht um Kundengewinnung - darum natürlich auch -, sondern um Kundenbindung. Denn im Prinzip zählen schon drei Viertel der Deutschen zu den Kunden der Branche.

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