Gespräch des Tages

Landesbanken II - Arbeit am Detail

Die Landesbank Baden-Württemberg sieht ihre "tiefgreifende Restrukturierung und Neuausrichtung erfolgreich abgeschlossen". Wenn der Vorstandsvorsitzende Hans-Jörg Vetter bei der Vorstellung der Bilanzzahlen 2013 eine solche Botschaft verkündet, darf man das mit Blick auf die Vergangenheitsbewältigung der jüngsten Finanzkrise wohl als eine Art Schlussstrich werten. Denn mit solch offensiven Botschaften ist der Vorstandsvorsitzende der Bank schon während seiner Zeit bei der Landesbank Berlin und ebenso nach seinem Wechsel zur LBBW eher spärlich umgegangen. Im Zweifel erst liefern und dann öffentlich darüber reden, ist seine bewährte Devise. Was er mit seiner Lagebeurteilung aber keineswegs andeuten wollte, sind ruhige Zeiten oder ein Stillstand in der An passung des Geschäftsmodells seines Hauses an die jeweils gültigen Markt-, Wettbewerbs- und regulatorischen Bedingungen. Solche Arbeit an vielen kleinen Dingen hält er vielmehr für eine strategische Daueraufgabe.

Als Ausdruck der einschneidenden Maßnahmen, die Bank von "völlig überdimensionierten Risiken zu befreien" wertet er die Verringerung der Bilanzsumme um die Größe einer mittleren Landesbank von 448 auf 274 Milliarden Euro. Verwiesen wird dabei auf ein Herunterschleusen der Risikopositionen von ursprünglich 178 Milliarden Euro auf 79 Milliarden Euro nach Basel 2,5. Speziell das Kreditersatzgeschäft ist von ehemals 95 Milliarden Euro um 90 Prozent reduziert worden. Und nicht zuletzt ist der Buchwert des Beteiligungsbestandes um fast fünf Milliarden Euro verringert worden. Letzteres war mit einer Veräußerung, Abwicklung oder Zusammenlegung von rund 100 Einzelbeteiligungen verbunden, angefangen von EADS und SGL Karbon bis hin zur Deka-Bank und LBBW Immobilien. Über all diese Transaktionen hinweg betrachtet spricht die LBBW per saldo von einem Verkauf über Buchwert, wobei die frei werdenden Mittel direkt wieder für einen möglichst schnellen Abbau des Kreditersatzgeschäftes genutzt wurden.

Mit der bereits auf Basel-III-Basis ermittelten harten Kernkapitalquote von 13,1 Prozent sowie einer Gesamtkennziffer von 18,7 Prozent durfte die Bank zwar zuversichtlich in den Asset Quality Review gehen, klagt aber ebenso wie viele andere Häuser über die enormen regulatorischen Belastungen. Dazu gehören 200 nahezu ausschließlich mit diesen Dingen befasste Mitarbeiter, die im Zuge des angelaufenen AQRs die 50 externen Prüfer unterstützen und die EZB mit vier Millionen zusätzlichen Datensätzen beliefert haben. Als besonders ärgerlich wird empfunden, dass viele Daten nach Finrep (Financial Reporting) abgefordert werden, obwohl der Zeitrahmen für dessen endgültige Anwendung für die Meldungen des zweiten Quartals auf den 1. September 2014 verschoben wurde. Das erfordert derzeit nicht nur in Stuttgart für die Überleitung aus der Finanzbuchhaltung noch ein hohes Maß an manueller Tätigkeit.

Keine Überraschungseffekte gegenüber den vorläufigen Zahlen vom Februar 2014 bot die Ergebnisrechnung der LBBW. Dass das Zinsergebnis um 12,8 Prozent auf 1,794 Milliarden Euro stark zurückgegangen ist, liegt an einem positiven Sondereffekt im Vorjahr. Bei der Wandlung stiller Einlagen der Träger waren seinerzeit 187 Millionen Euro angefallen. Trotz einer Erhöhung auf 310 Millionen Euro bleibt die Risikovorsorge unter den 400 Millionen Euro, die die Landesbank angesichts ihres Kreditbuches für "normal" hält. Das leichte Plus von 1,6 Prozent beim Provisionsergebnis von 522 Millionen Euro wird auf Verbesserungen im Depotund Wertpapiergeschäft zurückgeführt. Einen echten Sprung auf 373 (24) Millionen Euro machte das im Vorjahr durch Bewertungsanpassungen belastete Ergebnis aus erfolgwirksam zum Fair Value bewerteten Finanzinstrumenten. Positive Effekte registriert die LBBW dabei im kundenbezogenen Kapitalmarktgeschäft und in Wertaufholungen infolge von Spreadeinengungen bei Kreditderivaten. In den spürbar rückläufigen Verwaltungsaufwendungen (minus 4,6 Prozent auf 1,774 Milliarden Euro) ist auch die Bankenabgabe in Höhe von 67 Millionen Euro enthalten. Von dem auf 726 (694) Millionen Euro angestiegenen operativen Ergebnis verbleiben nach Abzug der Garantieprovision für den Risikoschirm des Landes Baden-Württemberg von 300 Millionen Euro und einem angestiegenen Restrukturierungsergebnis von 48 Millionen Euro 471 (399) Millionen Euro als Konzernergebnis vor und 337 (398) Millionen Euro nach Steuern.

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