Gespräch des Tages

Landesbanken - Im Schlankheitswettbewerb

Wie sich die Schönheitsideale in der Kreditwirtschaft doch geändert haben. Galt es vor der Finanzkrise noch als chic, sich durch Übernahmen und Expansion in neue Geschäftsfelder Wachstumschancen zu erschließen und/oder eine Diversifizierung voranzutreiben, gehört heute die kontrollierte Verschlankung zu den anerkannten Erfolgsnachweisen. Nicht zuletzt die Landesbanken gefallen sich nach den notwendig gewordenen staatlichen Stützungsmaßnahmen in der Präsentation der Zwischenergebnisse ihrer Abmagerungskuren, wobei festzuhalten bleibt, dass sie durch die mittlerweile allesamt abgeschlossenen Beihilfeverfahren der EU-Kommission dazu gedrängt wurden. Stolz verweist etwa die Bayern-LB darauf, binnen knapp vier Jahren von 422 Milliarden Euro an Bilanzsumme Ende 2008 auf rund 301 Milliarden Euro per Ende des dritten Quartals 2012 abgespeckt zu haben. In gut drei Jahren will die Bank ihr gemeinsam mit der EU-Kommission festgelegtes Idealgewicht von knapp über 200 Milliarden Euro Bilanzsumme erreichen.

Zu den weiteren Umsetzungsschritten zählen in München die konkrete Abwicklung des schon beschlossenen Verkaufs der LBS Bayern sowie die Veräußerung von nicht strategischen Töchtern und Beteiligungen wie der im Private Banking und Wealth Management in den Benelux-Ländern tätigen LB-Lux, des Wohnungsunternehmens GBW AG und nicht zuletzt der ungarischen Tochter MKB. Insbesondere Letztere, so zeigt allerdings der Blick auf die aktuelle Risikovorsorge per 30. September 2012, dürfte sich in absehbarer Zeit nicht gerade als leicht veräußerbares Asset erweisen. Denn vor dem im Rahmen der EU-Auflagen anstehenden Verkauf könnten noch erhebliche Kosten für die strategische Neuausrichtung und Restrukturierung anfallen. Welche Dimensionen speziell dieses Projekt derzeit hat, zeigt ein Blick auf die aktuelle Risikovorsorge zum dritten Quartal dieses Jahres. Von den dort ausgewiesenen 294 Millionen Euro entfallen mit 152 Millionen Euro gleich 51,7 Prozent auf den ungarischen Ableger. Und angesichts der wirtschaftlichen Aussichten dieses Landes und den ungewissen Auflagen der dortigen Regierung und Aufsichtsbehörden will man in München weitere Belastungen nicht ausschließen.

Hoch erfreut ist man indes über den Retail-Ableger DKB. Mit 180 Millionen Euro hat diese "Perle" des Konzerns in den ersten neun Monaten 2012 gut 38 Prozent zum Ergebnis vor Steuern im Segment Corporates, Mittelstand und Privatkunden beigetragen. Und mit Blick auf das im Vorjahresvergleich um fast 79 Prozent auf 271 (152) Millionen Euro gestiegene Konzernergebnis ist die Dimension noch beachtlicher. Allein die Kundeneinlagen als begehrtes Instrument der Refinanzierung sind in den ersten neun Monaten 2012 um 16 Prozent auf rund 39 Milliarden Euro gewachsen. In der Pflege dieses Assets, sprich dem weiteren Ausbau der Position der DKB als "Hausbank im Internet" gibt sich die Bayern-LB ebenso pragmatisch wie in der regionalen Ausrichtung ihres Mittelstandsgeschäftes. Dass neben dem Stammgebiet Bayern der regionale Fokus in Württemberg und besonders in Nordrhein-Westfalen liegt, wird schlicht mit der besonderen Dichte der Mittelständler in diesen Ballungsgebieten begründet. In NRW darf man zudem nach dem Ende der WestLB auf eine neue Marktverteilung in diesem allgemein umkämpften Segment hoffen.

Für das Gesamtjahr prognostiziert die Bayern-LB ein positives Konzernergebnis nach IFRS. Ende November wurde mit der Umsetzung des von der EU-Kommission auferlegten Rückzahlungsplans für die fünf Milliarden Euro an erhaltener Staatshilfe bis 2019 begonnen - zunächst mit 351 Millionen Euro. Trotz der schon weit fortgeschrittenen Schrumpfungskur und dem erklärten Abbau von Risikopositionen gibt man sich in München zuversichtlich, dass das Ertragspotenzial in den skizzierten Geschäftsfeldern ausreichen wird, um die Altlasten zu tilgen. Die Begleitung durch den Freistaat soll dabei übrigens lockerer werden. Zum 40-jährigen Jubiläum der Landesbank im November hat jedenfalls die amtierende Staatsregierung angekündigt, sich aus dem Aufsichtsrat zurückziehen und den Einfluss des Freistaates als Mehrheitseigner über die Gesellschafterversammlung wahren zu wollen.

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