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Private Equity

Die Herausgeber verbinden die zweite Auflage ihres Buches mit der Einschätzung, seit Erscheinen der ersten Auflage Anfang 2009 habe "die Private-Equity-Industrie interessante Zeiten durchlebt". Dem wird man zustimmen, wenn der Begriff "interessant" auch "schwierig" einschließen soll. Mit der Finanzkrise ist das Private-Equity-Geschäft nicht nur wegen der volatil gewordenen Finanzmärkte und der Kreditverweigerung der Banken in diesem Sinne interessant geworden, sondern auch weil es - zudem in der Folge des "Heuschreckenverdikts" von Franz Müntefering aus dem Jahre 2005 - andauerndem öffentlichem Misstrauen und harscher Kritik ausgesetzt war und auch heute noch ist. Die Herausgeber und Autoren des Buches, sämtlich Partner der renommierten Großkanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer und Rechtsberater mit exzellenter Expertise, sehen daher in der Neuauflage ihre Aufgabe erkennbar auch darin, für das Private-Equity-Geschäft und seine Strukturen Reputation zurückzugewinnen. Sie legen Gewicht darauf, diesen Geschäftsbereich, seine Funktionen im gesamtwirtschaftlichen Gefüge und seinen Sinngehalt in unserer globalisierten Welt transparent zu machen und dem negativen Image entgegenzuwirken, das das öffentliche Bewusstsein immer noch mit diesem Geschäft verbindet.

Aber das ist naturgemäß nur die eine Zielrichtung der Neuauflage dieses bereits bei seinem ersten Erscheinen als "umfassender und in dieser Breite einmaliger Überblick" begrüßten Buches. Aus damaligen Besprechungen zitiert, werden darin sämtliche Aspekte äußerst detailliert dargestellt, und sein Facettenreichtum mache es zu einem wichtigen, vielleicht sogar unentbehrlichen Nachschlagewerk. Die zweite, für den fachbezogenen Nutzer und für die Bewertung des Buches entscheidende Zielrichtung liegt vor allem darin, in dieser zweiten Auflage einen Großteil, vermutlich sogar alle in den Krisenjahren zusätzlich zu Tage getretenen rechtlichen und finanzwirtschaftlichen Fragen aufzuarbeiten und in die fundierten Darstellungen aufzunehmen. Das Buch wird dadurch für den fachbezogenen Nutzer hoch aktuell. Die auch sprachlich auf hohem Niveau stehenden Ausführungen folgen exakt - auch insoweit erneut vorbildlich - dem strukturellen Ablauf von Private-Equity-Geschäften. Das erweist sich auch als didaktisch vorteilhaft für die Benutzer, die sich in die ohnehin äußerst komplexe Materie anhand des Buches erst einarbeiten wollen.

In breit gefächerter, detailreicher und klar geordneter Gliederung wird zunächst auch dem Nicht-Spezialisten verständliches Basiswissen vermittelt, beginnend mit der erschöpfend erörterten Frage: "Was ist Private Equity?" Daran schließen mit ebensolcher Detailtreue und Fachverständlichkeit Abschnitte an, die dem "Lebenszyklus einer Private-Equity-Transaktion" folgen: Als erstes wird das Grundmodell für den Unternehmenskauf durch einen Investor erläutert, dann die Spezialfragen beim Kauf börsennotierter Unternehmen sowie bei Käufen in speziellen Situationen wie Krise und Insolvenz. Dem folgen die für die Praxis besonders wichtigen Abschnitte über die steuerliche Strukturierung und die Finanzierung von Private-Equity-Transaktionen. Fragen der Management-Beteiligung an solchen Transaktionen schließen sich in einem eigenen Abschnitt an. Ein weiterer Abschnitt erläutert die in der "Haltensphase" eines Investments anstehenden rechtlichen und wirtschaftlichen Fragen. Den Abschluss bildet die auch hier tiefgründige Durchdringung der als "Exit" oder "Desinvestition" bezeichneten Verkaufs- und Schlussphase. Auffallend ist die analy tische, formale und sprachliche Homogenität der von insgesamt 26 an unterschiedlichen Standorten der Kanzlei tätigen Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten bearbeiteten Einzelabschnitte, die das fast 700 Seiten starke Werk als "aus einem Guss" wirken lässt.

Privat-Equity-Geschäfte bedürfen regelmäßig der partiellen Fremdfinanzierung durch den Bankensektor. Der wesentliche Teil der geschäftstypisch zwischen Übernahme und "Exit" angestrebten Wertsteigerung der Zielunternehmen hängt grundsätzlich von der Optimierung der Finanzierungsstruktur ab. Die Phase der krisenbedingten Unterbrechung dieser partnerschaftlichen Teilhabe der Banken am Geschehen im Bereich der Private Equity scheint sich langsam ihrem Ende zu nähern. Die Bereitschaft und der Mut zu kreditorischen Engagements bei Private-Equity-Transaktionen - unter hoffentlich revidiertem Sicherheitsniveau - kehren allmählich in die "Banktürme" zurück. Im Hinblick auf diese marktstrategische Rückwendung bedarf es auch und gerade im Bankenbereich der Schaffung, Festigung und Aktualisierung des kreativ-organisatorischen, finanzwirtschaftlichen und juristischen Know-hows auf diesem Gebiet.

Die Neuauflage des als umfassendes Handund Lehrbuch sowie als zuverlässiges Standardwerk zu bewertenden Buches ist daher den Fachbereichen der mit Private Equity befassten Banken ebenso zu empfehlen wie allen wirtschafts- und unternehmensrechtlich spezialisierten Juris ten, Wirtschaftsprüfern und anderen Beratern von Private-Equity-Unternehmen und ihren Zielunternehmen. Eine jedenfalls intellektuelle "Wertsteigerung" der Investi tion in dieses Buch darf der Nutzer erwarten, der sich mit Aufmerksamkeit und Konzentration von den Autoren durch das komplexe Feld der Private Equity führen lässt. Bessere Lotsen als sie könnte er nicht finden.

RA Dr. Claus Steiner, Wiesbaden, Sozietät Dr. Betzler

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