Gespräch des Tages

Private Equity - Verbundübergreifende Übernahme

Insbesondere in ländlichen Regionen sind Sparkassen und Genossenschaftsbanken auch heute noch regelmäßig die schärfsten Konkurrenten im Zahlungsverkehr, aber auch im Einlagen- und Kreditgeschäft. Argwöhnisch beobachtet man die Konditionen der nachbarschaftlichen Mitbewerber und versucht zuweilen, sich gegenseitig Kunden abzujagen. Ausnahmen von dieser Regel gab es bis Ende der neunziger Jahre nur wenige, ein gemeinsames "An-einem-Strang-ziehen" war oftmals undenkbar. Zwar gab es Ende der achtziger Jahre in Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz einige Übernahmen genossenschaftlicher Primärbanken durch Sparkassen, aber eine verbundübergreifende Zusammenarbeit beschränkte sich in den allermeisten Fällen auf Institute derselben Finanzgruppe. Das änderte sich nahezu schlagartig, als im oberfränkischen Marktredwitz eine Fusion zwischen der örtlichen Genossenschaftsbank und der Stadtsparkasse gleichsam in letzter Minute scheiterte. Seitdem sind immer mehr Institute gewillt, durch eine Zusammenarbeit über die Verbundgrenzen hinweg Synergiepotenziale zu realisieren. Mittlerweile reicht die Bandbreite bei Kooperationen zwischen Kreditgenossenschaften und Sparkassen von gemeinsam betriebenen SB-Filialen oder Geldautomaten bis hin zu syndizierten Kreditvergaben an größere Firmenkunden.

Jüngstes Beispiel einer verbundübergreifenden Zusammenarbeit ist die gemeinschaftliche Übernahme eines mittelständischen Maschinenbauunternehmens durch die VR Equitypartner und die Bayern LB Capital. Anfang dieses Jahres haben die beiden Beteiligungsgesellschaften mehrheitlich in die GHM-Gruppe investiert und dabei einen partiellen Management-Buy-out durch die Führungsmannschaft dieses Anbieters aus dem Bereich der Mess- und Regeltechnik begleitet. Zuvor gehörte die aus vier Einzelgesellschaften bestehende und 200 Mitarbeiter beschäftigende GHM-Gruppe zum Hamburger Private-Equity-Unternehmen BPE, das vollständig ausgestiegen ist.

Bemerkenswert ist diese Kooperation zwischen dem zur Bayern-LB gehörenden Beteiligungsunternehmen und der VR Equitypartner dabei gleich in doppelter Hinsicht. Zum einen gibt es nach den Primärinstituten offenkundig nun auch auf Ebene der Verbundunternehmen eine Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Zum anderen ist die VR Equitypartner selber erst im August 2012 aus der Fusion der DZ Equity Partner GmbH mit der WGZ Initiativkapital GmbH entstanden und damit eine gemeinsame Tochter von DZ Bank und WGZ Bank. Bei nachhaltig erfolgreichem Verlauf der Transaktion ist die gemeinsame Übernahme der GHM-Gruppe somit nicht nur ein positives Beispiel für eine verbundübergreifende Kooperation außerhalb von Filial- und Kreditthemen, sondern auch ein weiterer Beleg dafür, dass eine erfolgreiche und zielführende Zusammenarbeit zwischen DZ Bank und WGZ Bank durchaus möglich ist. Für 2013 sind dies schon einmal gute Voraussetzungen, damit die beiden genossenschaftlichen Zentralbanken zukünftig noch stärker gemeinschaftlich an einem Strang ziehen.

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