Bilanzen

R+V Versicherung

Die R+V Versicherung AG, Wiesbaden, sieht ihre eigene Entstehungsgeschichte eng mit den Ideen der Gründerväter des "modernen Genossenschaftswesens" Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts verknüpft. Als wichtige Stationen auf dem Weg zum Versicherer des genossenschaftlichen Finanzverbundes werden die Anfänge der Rheinischen Vieh-Versicherungsgesellschaft in Köln im Jahre 1875, die Genehmigung der Pensionskasse der Beamten der Neuwieder Raiffeisenorganisation im Jahre 1898 sowie die Gründung der Raiffeisen Allgemeine Versicherungsgesellschaft a. G. und der Raiffeisen Lebensversicherungsbank a. G. in Berlin im Jahre 1922 genannt. Heute versteht sich das Unternehmen mit rund 7 Millionen Kunden und 20 Millionen Verträgen "als der größte Bankenversicherer in Deutschland". Größte Anteilseigner sind heute die DZ Bank mit 74,1% der Anteile, die WGZ Bank mit 15,8 und Volks- und Raiffeisenbanken mit einem Anteil von 6,2%. Der Rest von 3,9% wird im Geschäftsbericht als "sonstige Anteile in der Genossenschaftsorganisation ausgewiesen.

Die Produktpalette von R+V umfasst zum einen Versicherungen für Privatkunden sowohl Standardprodukte als auch individuelle Vorsorgemöglichkeiten, von der Kfz-Haftpflichtversicherung bis zum persönlichen Altersvorsorge-Konzept. Und zum anderen sieht sich die Gesellschaft im Firmenkundengeschäft traditionell eng mit den mittelständischen Unternehmen aus Handel, Handwerk, Gewerbe und Landwirtschaft verbunden. Mit ihren Dienstleistungstöchtern ist sie vom Personenversicherungsbereich über die Kompositversicherung und die Einrichtung einer betrieblichen Altersversorgung über die Beratung zum Umweltmanagement bis hin zur Soforthilfe für die Opfer von Banküberfällen aktiv. Sie versteht sich als Element des Allfinanz-Angebots der genossenschaftlichen Bankengruppe mit ihrem flächendeckenden Vertriebsnetz über die Primärbanken und ihren Bankstellen.

Die R+V-Gruppe umfasst im Wesentlichen die R+V-Konzerngesellschaften sowie die drei Versicherungsvereine R+V Lebensversicherung a. G., R+V Pensionsversicherung a. G. und Vereinigte Tierversicherung Gesellschaft a. G. Der R+V-Konzern ist mit seinen Einzelgesellschaften in allen Versicherungsarten und -sparten des Schaden- und Unfallversi-cherungs-, des Lebensversicherungs- und Krankenversicherungsgeschäfts tätig. Darüber hinaus wird auch übernommenes Rückversicherungsgeschäft am internationalen Markt gezeichnet. Er umfasst die R+V-Gruppengesellschaften mit Ausnahme der drei genannten Versicherungsvereine.

Als prägend für den Verlauf des Berichtsjahres 2009 hebt der Versicherer in erster Linie den Vertrauensbeweis der Kunden und der Märkte hervor und sieht sich "in allen Segmenten besser als der Markt gewachsen". Besonders betont werden in diesem Zusammenhang die unveränderten Urteile der Ratingagenturen (zum Beispiel Standard & Poor's mit "A+ stable"), den gerade in der Krise bewährten Vertriebsweg über die genossenschaftlichen Primärbanken sowie neue Produktkonzepte. Gerade die Zusammenarbeit mit den Ortsbanken will der Versicherer weiter durch neue Produkte stärken, die speziell für den Verkauf am Bankschalter konzipiert sind. Als Beispiel wird eine Berufsunfähigkeits-Police genannt, die mit einem vereinfachten Antragsverfahren auskommt. Interessenten müssen dabei lediglich zwei Gesundheitsfragen beantworten.

Eine günstige Entwicklung bescheinigt die Gesellschaft auch der Kreditversicherung, die im Berichtsjahr auf ihr 50-jähriges Jubiläum zurückblicken konnte. Und erhebliches Potenzial wird weiterhin in der (betrieblichen) Altersvorsorge gesehen. In diesem Geschäftsfeld setzt die R+V auf mehr Gestaltungsmöglichkeiten und Spielraum in der Konzeption ihrer Produkte und Dienstleistungen. In diesem Sinne will sie beispielsweise die neu geschaffenen Bedingungen für Lebens- und Rentenversicherungen verstanden wissen, die Teilauszahlungen, Beitragspausen oder auch zusätzliche Einzahlungen ermöglichen. Flankierend dazu wurde bei den Volks- und Raiffeisenbanken die Informationskampagne "Freiraum fürs Leben" zum Thema Frauen und Altersvorsorge initiiert. In der Krankenvollversicherung schließlich verweist die Gesellschaft auf ein "für die Kunden klar strukturiertes Tarifsystem".

Die Konzernstruktur der R+V, so wird im Geschäftsbericht betont, hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht wesentlich verändert (siehe Abbildung). So gliedert sich die Geschäftstätigkeit von R+V in das selbst abgeschlossene Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft, das selbst abgeschlossene Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft sowie das übernommene Rückversicherungsgeschäft. Wie in den beiden Vorjahren bilanziert der R+V-Konzern nach IFRS. Der Konzernabschluss wird als Teilkonzernabschluss in den übergeordneten Konzernabschluss der DZ Bank AG einbezogen. Auf eine vorzeitige Anwendung der im Jahr 2009 veröffentlichten neuen Standards, Änderungen bestehender Standards sowie Interpretationen, deren Anwendung für das Geschäftsjahr 2009 nicht verpflichtend war, wurde verzichtet. Als nicht kapitalmarktorientiertes Unternehmen ist R+V zudem nicht zur Anwendung des IFRS 8 "Segmentberichterstattung" und des IAS 33 "Ergebnis pro Aktie" verpflichtet.

In den Konzernabschluss sind gemäß IAS 27 die R+V Versicherung AG als Mutterunternehmen sowie alle inländischen und ausländischen Unternehmen als Tochterunternehmen einbezogen, an denen die R+V Versicherung AG direkt oder indirekt die Mehrheit der Stimmrechte hält oder bei denen sie über eine faktische Kontroll- oder Beherrschungsmöglichkeit verfügt. Spezialfonds werden auf der Basis der Bestimmungen des SIC 12 im Konzernabschluss berücksichtigt. Zusätzlich in den Konsolidierungskreis aufgenommen wurden im Berichtsjahr die Carexpert Kfz-Sachverständigen GmbH, die Compertis Beratungsgesellschaft für betriebliches Vorsorgemanagement mbH sowie die R+V-Service Center GmbH. Im Geschäftsjahr wurden damit neben dem Mutterunternehmen 24 (Vorjahr 21) inländische und 3 (3) ausländische Unternehmen sowie 22 (25) Spezialfonds vollkonsolidiert.

Die gebuchten Bruttobeiträge des R+V Konzerns beliefen sich 2009 insgesamt auf 10,521 Mrd. Euro. Das bedeutet eine Steigerung um 11,3%. Hiervon entfielen nach Angaben der Gesellschaft 3,896 Mrd. Euro auf das selbst abgeschlossene Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft, 5,737 Mrd. Euro auf das selbst abgeschlossene Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft und 0,888 Mrd. Euro auf das übernommene Versicherungsgeschäft.

In der Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns stehen die Erträge aus Kapitalanlagen mit 4,183 Mrd. Euro zu Buche, das ist ein Plus von 0,65%. Zusammen mit den sonstigen Erträgen von 540,53 (484,01) Mill. Euro summieren sich die Erträge im R+V-Konzern im Berichtsjahr 2009 auf 15,141 (14,028) Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das eine Steigerung um 7,9%. Um gut 7,2% gestiegen, nämlich von 13,8 Mrd. Euro auf 14,8 Mrd. Euro ist freilich auch die Summe der Aufwendungen.

Während die Aufwendungen für Kapitalanlagen sich dabei auf 1,627 (3,55) Mrd. Euro mehr als halbiert haben, sind die drei anderen Aufwandskomponenten allesamt gestiegen, und zwar die Versicherungsleistungen (netto) um 31,7% auf 10,99 Mrd. Euro, die Nettoaufwendungen für den Versicherungsbetrieb um 9,7% auf 1,78 Mrd. Euro und die sonstigen Aufwendungen um 44,3% auf 0,4 Mrd. Euro.

Das Ergebnis vor Ertragsteuern konnte damit von 226 Mill. Euro auf 338 Mill. Euro gesteigert werden, also um gleich 49,6%. Die Ertragsteuern stiegen von 109 Mill. Euro auf 136 Mill. Euro. Insgesamt erhöhte sich das Konzernergebnis gegenüber dem Vorjahr um 72,6% auf 202 Mill. Euro.

Die Ergebnisse der einzelnen Geschäftsbereiche sieht die R+V wesentlich durch deutlich verbesserte Kapitalanlageergebnisse gestützt. Das Nettoergebnis aus Kapitalanlagen, so geht aus der GuV-Rechnung hervor, erhöhte sich von 606 Mill. Euro im Vorjahr auf 2,56 Mrd. Euro um mehr als das Vierfache. Die Aktienquote lag am Jahresende bei 4,6 (4,9)%, und mehr als 80% der rund 56 Mrd. Euro an Kapitalanlagen sieht die Gesellschaft in bonitätsstarke Zinsträger investiert.

Im Geschäftsbereich Schaden- und Unfallversicherungen wurde mit den genannten gebuchten Bruttobeiträgen ein Wachstum von 7,6% erzielt. Die Schadenaufwendungen bewegten sich nach Angaben der R+V im erwarteten Rahmen. Insgesamt trug der Bereich einen gegenüber dem Vorjahr nahezu verdoppelten Gewinn in Höhe von 92 Mill. Euro zum Gesamtergebnis bei. Im Geschäftsbereich Lebens-

und Krankenversicherungen bedeuten die gebuchten Bruttobeiträge ein Wachstum in Höhe von 10,9%, wobei die Gesellschaft in der Lebensversicherung infolge der Verunsicherung der Kunden immer noch auf ein schwieriges Geschäft mit fondsgebundenen Versicherungen verweist. Die Zuführung zur Beitragsrückerstattung stieg von 78 Mill. Euro auf 736 Mill. Euro an. Und insgesamt schloss der Bereich das Jahr mit einem um 51,7% gesteigerten Überschuss in Höhe von 91 Mill. Euro ab.

Im Geschäftsbereich der übernommenen Rückversicherung schließlich sieht sich der Versicherer auf gutem Weg, mittelfristig das angestrebte Beitragsvolumen von einer Milliarde Euro zu erreichen. Das Wachstum der gebuchten Bruttobeiträge um 35,0% auf 888 Mill. Euro im Jahr 2009, so wird freilich eingeräumt, ist auch dem Ausbleiben großer Elementarschäden im Geschäftsjahr geschuldet. So war ein Ergebnisbeitrag vom 19 Mill. Euro zu verzeichnen.

Mit Blick auf die Marktposition sieht sich die R+V im Geschäftsjahr 2009 in Deutschland mit 8,4% gut doppelt so stark gewachsen wie die Branche (4,1%). Die hauseigenen Lebens- und Pensionsversicherer steigerten ihre gebuchten Brutto-Beiträge um 9,6% auf 5,58 Mrd. Euro. Damit sieht die Gesellschaft ihre Position als zweitgrößter Lebensversicherer mit einem Marktanteil von 6,5% in Deutschland weiter gefestigt. Im Berichtsjahr 2009, so der Hinweis, erzielte dieses Segment mit 2,8 Mrd. Euro (plus 30,4%) das höchste Neugeschäft in der Firmengeschichte. Sowohl die Anzahl der Neuverträge insgesamt (plus 6%) als auch die der Verträge gegen laufenden Beitrag (plus rund 3% auf 435 Mill. Euro) konnten erhöht werden - entgegen dem Markttrend, wie selbstbewusst betont wird. Das Einmalbeitragsgeschäft wuchs um 37% auf 2,3 Mrd. Euro. Darin enthalten sind rund 700 Mill. Euro aus der betrieblichen Altersversorgung, und über 400 Mill. Euro betreffen sofort beginnende Rentenversicherungen von Privatkunden. In der betrieblichen Altersversorgung wurde mit einem Neugeschäft von 853 Mill. Euro ein Wachstum von 125 Prozent erzielt. Die Krankenversicherung steigerte ihre Beiträge "vor allem durch Neukundengewinnung" um 10,5% auf 223 Mill. Euro

- fast dreimal so stark wie der Wettbewerb (plus 3,8%), so die Anmerkung. Die Beschäftigtenzahl von R+V in Deutschland beträgt 12506 (12 111), ein Zuwachs von fast 400 im Berichtsjahr.

Traditionell gibt der Versicherer der Genossenschaftsorganisation mit der Präsentation seiner Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr einen ersten Einblick zum Start des neuen Jahres. Demnach sind im ersten Quartal 2010 die Beitragseinnahmen im Inland im Vergleich zum ersten Quartal 2009 um 5,4% gestiegen. Die Lebens- und Pensionsversicherer haben mit einem Beitragswachstum von 1,7% dazu beigetragen, das vor allem dem Verkauf von klassischen Produkten der privaten und betrieblichen Altersversorgung zugeschrieben wird. Die R+V Krankenversicherung wuchs um 12,5%. Im aus Sicht der Gesellschaft eher weiter stagnierenden Markt für Schaden-/Unfallversicherungen konnten im ersten Quartal Beitragssteigerungen von 7,9% erzielt werden. Mit rund 60 Mill. Euro (davon 20 Mill. Euro in der Rückversicherung), so wird in diesem Zusammenhang betont, schlug der Sturm Xynthia zu Buche - das ist weniger als die Hälfte des Schadenaufwands von Kyrill im Jahr 2007.

Personalien:Aufsichtsrat: Wolfgang Kirsch (Vorsitzender), Ulrich Birkenstock (stellvertretender Vorsitzender); Vorstand: Dr. Friedrich Caspers, (Vorsitzender), Frank-Henning Florian, Heinz-Jürgen Kallerhoff, Dr. Christoph Lamby, Hans-Christian Marschler, Bernhard Meyer (bis 31. Dezember 2009), Rainer Neumann, Dr. Norbert Rollinger (seit 1. April 2009), Rainer Sauerwein (bis 30. April 2009), Peter Weiler

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