Bilanzen

R+V Versicherung

Zentraler Versicherer des genossenschaftlichen Finanzverbundes ist der R+V Konzern. Er ist als Holding mit 13 inländischen Erstversicherern und drei ausländischen Gesellschaften konstruiert. Mutterunternehmen ist die R+V Versicherung AG mit Sitz in Wiesbaden, die neben ihrer Funktion als Holdinggesellschaft das aktive Rückversicherungsgeschäft des Konzerns betreibt. Zur R+V-Gruppe gehören neben dem Konzern noch drei Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit.

Die R+V Versicherung AG befindet sich mehrheitlich im Besitz der DZ Bank AG, darüber hinaus halten die WGZ Bank AG sowie weitere genossenschaftliche Verbände und Institute Anteile an der Gesellschaft. Das Unternehmen, das 2007 seinen 85. Geburtstag feierte, hat im laufenden Jahr 2008 den Grundstein für ein neues Verwaltungsgebäude in der John-F.-Ken-nedy-Straße in Wiesbaden gelegt. Das fünfstöckige Objekt soll Anfang 2011 bezogen werden und Platz für 1 300 Mitarbeiter bieten, die sich derzeit auf mehr als zehn Adressen in und um Wiesbaden verteilen.

In der betrieblichen Altersvorsorge und hier insbesondere in der Chemie-Branche will der Versicherer wachsen. Im Oktober 2008 gründete die R+V gemeinsam mit den Chemie-Tarifparteien ein Versorgungswerk. Darin werden die im Tarifvertrag enthaltenen Möglichkeiten für die etwa 600 000 Beschäftigten der Chemie-Industrie und verwandter Branchen angeboten: Arbeitszeitkonten, Altersteilzeit, Teilrente, tarifliche Altersvorsorge und ein Berufsunfähigkeitsschutz. Ende 2007 erwarb der Versicherer bereits 100% der stimmberechtigten Anteile an der Chemie Pensionsfonds AG mit 40 000 Versicherten und an der HVB Pensionsfonds AG zum Preis von insgesamt 32,5 Mill. Euro. Beide Gesellschaften bieten Pensionspläne im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge an. In die Konzern-Gewinn-und-Verlust-Rechnung für 2007 sind bezogen auf die beiden genannten Gesellschaften keine Erträge und Aufwendungen eingeflossen.

Im Privatkundengeschäft hat das Wiesbadener Unternehmen ebenfalls akquiriert:

Im August 2008 kaufte der Versicherer des genossenschaftlichen Finanzverbundes die Condor Versicherungsgruppe mit Sitz in Hamburg zu 100% von der Oetker-Gruppe. Condor beschäftigt 470 Mitarbeiter und soll als eigenständige Gesellschaft und Marke weitergeführt werden. Das erworbene Unternehmen erwirtschaftet zwei Drittel seiner insgesamt 332 Mill. Euro Beitragseinnahmen aus dem Verkauf von Lebensversicherungsprodukten, ein Drittel aus Komposit.

Im dritten Quartal des laufenden Jahres gründete die R+V außerdem einen Kfz-Direktversicherer: die R+V 24. Dabei laufen Vertrieb und Vertragsverwaltung ausschließlich über das Internet, die Schadensabwicklung erfolgt jedoch über die klassischen Wege. Genossenschaftliche Banken, die den Dienst auf ihrer Internetseite verlinken, erhalten zwar keine Provisionen oder Tippgeber-Gelder, aber einen Werbekostenzuschuss. Im Komposit-Segment, worunter auch die Kfz-Sparte fällt, generiert der Versicherer derzeit 100% seines Neugeschäftes über die Volks- und Raiffeisenbanken, im Segment Leben sind es etwa 80%. Von 1 232 deutschen Genossenschaftsbanken vertrieben im vergangenen Jahr 1 161 die Produkte der R+V. Doch vor allem im Bereich Leben ist eine tatsächlich exklusive Partnerschaft noch nicht realisiert. In Bayern etwa vertreiben diverse genossenschaftliche Kreditinstitute traditionell auch Produkte der Allianz.

Die Bilanz des R+V Konzerns wird in den übergeordneten Konzernabschluss der DZ Bank AG einbezogen. In den Konzernabschluss der R+V wurden neben der R+V Versicherung AG als Mutterunternehmen 16 (13) inländische und 3 (3) ausländische Tochterunternehmen sowie 17 (34) Spezialfonds voll konsolidiert. Die Erstellung der R+V Konzernbilanz erfolgte 2007 erstmals nach IFRS. Die Einzelgesellschaften behalten den Abschluss nach HGB bei. In der Bilanzierung nach IFRS wird die Schwankungsrückstellung - anders als im HGB-Abschluss - nicht ausgewiesen. Diese ist in der vorliegenden Konzernbilanz für 2007 nach Abzug latenter Steuern der Gewinnrücklage zugeführt worden. Zudem werden Aktien und festverzinsliche Wertpapiere mit dem Fair Value, dem Marktpreis, angesetzt.

Die gebuchten Bruttobeiträge des R+V-Konzerns sind im Jahr 2007 um 4,1% auf insgesamt 9,04 (8,69) Mrd. Euro gestiegen. Nach Abzug der an die Rückversicherer abgegebenen Beiträge und der Veränderung der Beitragsüberträge ergaben sich verdiente Nettobeiträge in Höhe von 8,93 (8,64) Mrd. Euro. Daran hatte das Segment Leben/Kranken mit 4,99 (4,83) Mrd. Euro Bruttobeiträgen beziehungsweise 5,01 (4,89) Mrd. Euro verdienten Beiträgen (netto) jeweils den größten Anteil. Wachstumstreiber waren bei den R+V Lebens- und Pensionsversicherern vor allem die staatlich geförderte private und die betriebliche Altersvorsorge. An zweiter Stelle folgte der Bereich Schaden/Unfall mit 3,53 (3,40) Mrd. Euro gebuchten Bruttobeiträgen und 3,40 (3,31) Mrd. Euro Nettobeiträgen. In der größten Komposit-Sparte, der Kraftfahrtversicherung, wuchsen die Bruttobeitragseinnahmen des R+V Konzerns um 3,2% auf 1,55 (1,50) Mrd. Euro. Damit erhöhte das Unternehmen nach eigenen Angaben in einem rückläufigen Markt seinen Marktanteil auf 7%. Mit 15,2% Zuwachs stiegen die Beiträge in der übernommenen Rückversicherung, dem kleinsten der drei Bereiche, auf 524 (455) Millionen Euro gebuchte Bruttobeiträge, die Nettobeiträge beliefen sich hier auf 517 (434) Mill. Euro.

Ein weiterer Unterschied zum HGB-Abschluss: In der Bilanzierung nach IFRS sind Verträge, die kein Versicherungsrisiko enthalten, wie Finanzinstrumente abzubilden. Die Sparbeiträge aus diesen Verträgen gehen direkt in die Bilanz und werden in der Gewinn- und Verlustrechnung nicht als Beiträge gebucht.

Die Erträge aus Kapitalanlagen betrugen für den Konzern 3,18 (2,98) Mrd. Euro. Das entspricht einer Steigerung um 6,4% gegenüber dem Vorjahr. Der Bestand an Kapitalanlagen erhöhte sich im Jahresverlauf 2007 von 43,86 Mrd. Euro auf 45,79 Mrd. Euro. Zum Jahresende 2007 setzte er sich zu 70,4% aus Zinsträgern und zu 14,7% aus Aktien zusammen. Anlagen für Versicherte hatten einen Anteil von 7,8%, Immobilien von 3,9%. Aktuell hält der Versicherer einen Aktienanteil von unter 10%.

Die sonstigen Erträge erreichten eine Höhe von 403 (383) Mill. Euro. Sie beinhalten Beiträge aus der Rückstellung für Beitragsrückerstattung, sonstige versicherungstechnische Erträge und Erträge aus erbrachten Dienstleistungen und Zinserträge. Insgesamt erhöhten sich dementsprechend die gesamten Erträge um 4,2% auf eine Höhe von 12,50 (12,00) Mrd. Euro.

Die Aufwendungen für Kapitalanlagen des Geschäftsjahres beliefen sich auf 923 (758) Mill. Euro. Sie lagen damit um 21,9% über den entsprechenden Aufwendungen des Vorjahres. Dieser Anstieg ergibt sich vor allem aus den erhöhten Abschreibungen auf Kapitalanlagen: Diese beliefen sich für 2007 auf 377,52 (236,69) Mill. Euro und waren somit 59,5% höher als im Vorjahr. Die Verluste aus dem Abgang von Kapitalanlagen stiegen um 27,0% auf 285,77 (225,0) Mill. Euro. Die Aufwendungen für die Verwaltung von Kapitalanlagen sowie die sonstigen Aufwendungen haben sich um 11,2% auf 91,78 (82,54) Mill. Euro erhöht. Die Verluste aus Zeitwertänderungen hingegen sind um 21,0% auf 168,09 (212,87) Mill. Euro zurückgegangen.

Die Zahlungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres betrugen brutto 4,46 (4,22) Mrd. Euro. Hier schlug insbesondere der Sturm Kyrill zu Buche, der mit einem Volumen von insgesamt 2,4 Mrd. Euro zu den teuersten Schadensereignissen in der Geschichte der Branche gezählt wird. Die R+V erbrachte dafür rund 142 Mill. Euro an Leistung.

Unter Berücksichtigung der Zahlungen für Vorjahresschäden und unter Einbeziehung der Rückversicherung beliefen sich die Zahlungen für Versicherungsfälle für eigene Rechnung auf 5,53 (5,07) Mrd. Euro. Der Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle wurden brutto 251 (171) Mill. Euro zugeführt. Nach Berücksichtigung der auf die Rückversicherer entfallenden Anteile ergab sich eine Veränderung für eigene Rechnung des Versicherers in Höhe von 274 (287) Mill. Euro.

Die Veränderung der Deckungsrückstellung und der sonstigen versicherungstechnischen Rückstellungen belief sich im Geschäftsjahr 2007 brutto auf 2,47 (2,55) Mrd. Euro und nach Abzug der Rückversicherungsanteile auf 2,48 (2,60) Mrd. Euro. Neu nach IFRS: Die Anteile der Rückversicherer an den versicherungstechnischen Rückstellungen werden separat auf der Aktivseite der Bilanz als Forderung ausgewiesen. Die Aufwendungen für Beitragsrückerstattung erreichten eine Höhe von 994 (952) Mill. Euro. Hierin enthalten ist die Zuführung zu latenten Rückstellungen für Beitragsrückerstattung in Höhe von 84 (24) Mill. Euro.

Die Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb des R+V Konzerns betrugen 2007 brutto 1,57 (1,51) Mrd. Euro. Diese gliedern sich auf in Abschlussaufwendungen in Höhe von 937,53 (897,50) Mill. Euro und Verwaltungsaufwendungen in Höhe von 634,52 (615,35) Mill. Euro. Für eigene Rechnung verblieben insgesamt Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb von 1,53 (1,48) Mrd. Euro. Die sonstigen Aufwendungen erreichten eine Höhe von 299 (330 ) Mill. Euro und setzten sich im Wesentlichen aus sonstigen versicherungstechnischen Aufwendungen und Zinsaufwendungen zusammen. Insgesamt verzeichnete der Konzern Aufwendungen in Höhe von 12,03 (11,47) Mrd. Euro. Während die Erträge des R+V Konzerns um 4,2% stiegen, erhöhten sich die Aufwendungen damit um 4,8%.

Hieraus ergibt sich ein Ergebnis vor Abschreibungen auf Geschäfts- oder Firmenwerte von 477 (530) Mill. Euro. Entsprechende Abschreibungen wurden nicht vorgenommen. Der Steueraufwand reduzierte sich von 129 Mill. Euro im Jahr 2006 auf 16 Mill. Euro für 2007. Diesen Rückgang führt der Versicherer primär auf die Ergebniswirkung aus der Neubewertung von aktiven und passiven latenten Steuern in Folge der Absenkung von Ertragssteuersätzen durch die Unternehmenssteuerreform 2008 in Verbindung mit dem Jahressteuergesetz 2008 zurück. Nach Berücksichtigung des Steueraufwands erzielte der R+V Konzern im Geschäftsjahr 2007 ein Konzernergebnis von 461 (401) Mill. Euro.

Während des vergangenen Jahres gewann der R+V Konzern etwa 217 000 neue Kunden, die Anzahl der Versicherungsverträge stieg um etwa 600 000. Im Jahr 2007 beschäftigten die inländischen Konzerngesellschaften 10 052 (9 980) Mitarbeiter, davon waren 5 506 (5 514) im Innendienst und 4 057 (3 972) im Außendienst angestellt. 308 (305) waren hauptberuflich im freien Außendienst tätig, 181 (189) befanden sich in Ausbildung. Bei den ausländischen Konzernunternehmen waren 313 (291) Mitarbeiter angestellt.

Personalien: Aufsichtsrat: Wolfgang Kirsch (Vorsitzender), Ulrich Birkenstock (stellv. Vorsitzender); Vorstand: Dr. Friedrich Caspers (Vorstandsvorsitzender), Frank-Henning Florian (ab 1. Januar 2008), Heinz-Jürgen Kallerhoff (ab 1. Oktober 2007), Hans-Christian Marschler, Bernhard Meyer, Rainer Neumann, Rainer Sauerwein, Hans-Dieter Schnorrenberg (bis 30. September 2007), Peter Weiler

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