Gespräch des Tages

SGVHT - Geschärfte Interessenlagen

Manchmal ist es besser, nichts sagen zu müssen. Angesichts der vorliegenden Halbjahresberichte 2012 der börsennotierten Banken, der Landesbanken wie auch der genossenschaftlichen Zentralbanken sollte man mit Blick auf die Ertragslage und die Ertragsaussichten 2012 eigentlich auch bei den Verantwortlichen der Primärinstitute und - soweit es nur die Sparkassen betrifft - den Verbandsvertretern der Verbünde vornehme Zurückhaltung vermuten. Denn von Deutscher Bank, Commerzbank und Hypovereinsbank, über LBBW, Bayern-LB, Nord-LB und Helaba bis hin zu DZ Bank und WGZ Bank haben die großen deutschen Institute aller Bankengruppen in ihrer obligatorischen unterjährigen Berichterstattung von zum Teil deutlichen Ergebnisrückgängen berichten müssen.

Dass dies zumindest bei vielen Sparkassen auf das Gesamtjahr 2012 bezogen anders ist, liegt maßgeblich an Bewertungsfragen. So hat beispielsweise der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen Mitte September dieses Jahres für seine 50 Sparkassen für das Gesamtjahr 2012 die diesmal recht unschwere Prognose eines steigenden Betriebsergebnisses gewagt. Trotz der Erwartung einer gewissen Steigerung des Bewertungsergebnisses im Kreditgeschäft und einem nach wie vor mit der Unsicherheit der Kapitalmarktentwicklung behafteten Risikovorsorgeaufwand im Wertpapiergeschäft ist mit einer überproportionalen Entlastung beim sonstigen Bewertungsergebnis zu rechnen. Denn die 170 Millionen Euro an Wertkorrekturen für die Landesbank Berlin aus 2011 fallen im laufenden Jahr nicht an. Darüber hinaus können die Ortsbanken angesichts ihrer festen Verankerung in der regionalen Wirtschaft in ihrer Planungsrechnung die weitere Ertragsentwicklung recht gut kalkulieren. Mit einem Plus von 0,3 Prozent für den prognostizierten Zinsüberschuss einschließlich der zu Absicherungszwecken einzusetzenden Derivaten, einem erwarteten Rückgang des Provisionsüberschusses um rund ein Prozent sowie einem kalkulierten Anstieg der Verwaltungskosten um 4,2 Prozent errechnet sich zwar ein Rückgang des Betriebsergebnisses vor Bewertung um 6,3 Prozent. Der Wegfall des Aufwandspostens LBB lässt aber Raum für eine Steigerung des Betriebsergebnisses nach Bewertung.

Für seine Verhältnisse ungewohnt zurückhaltend gibt sich Gerhard Grandke bei der Beurteilung der zum 1. Juli rückwirkenden Übernahme des Verbundgeschäftes der früheren WestLB. Zwar betont er durchaus das Potenzial der Zusammenarbeit mit knapp 120 Sparkassen in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg. Er verweist auf die Chancen des übernommenen Zahlungsverkehrs, des erleichterten Zugangs zu weiteren Firmenkunden und neuer Möglichkeiten hinsichtlich der Liquiditätsversorgung und der Refinanzierung. Doch er weiß die Ausschöpfung all dieses Geschäftspotenzials - trotz der willkommenen Verbreiterung des Trägerkreises der Helaba um die beiden nordrhein-westfälischen Sparkassenverbände und die Treuhandgesellschaften der beiden Sicherungseinrichtungen der S-Gruppe (Anteile jeweils 4,75 Prozent) - an eine konkurrenzfähige Leistungspalette der Helaba gebunden.

Gewohnt selbstbewusst war Gerhard Grandke dann wieder bei der Verteidigung seiner Interessenlage bei der LBS Hessen-Thüringen. Ob und gegebenenfalls wie die der Helaba und damit letztlich großenteils seinen Mitgliedsparkassen gehörende Landesbausparkasse in eine wie auch immer ge artete weitere LBS-Kräftebündelung innerhalb der S-Gruppe eingebunden werden könnte, will er ausschließlich der eigenen Disposition unterworfen wissen. Ähnlich ablehnend hatte sich zuvor auch der bayerische Sparkassenpräsident Zellner geäußert, der gerade die Integration der von der Bayern-LB übernommenen LBS Bayern in seine Sparkassen regeln muss. Der DSGV-Präsident kennt die unterschiedlichen Eigentümerverhältnisse der regionalen Einheiten, weiß um solche dazugehörenden Machtspiele und spricht die unterschied lichen Interessenlagen offen an. Bislang macht Georg Fahrenschon in seiner Rolle als konstruktiver Unruhestifter mit Kompromissfähigkeit eine gute Figur.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X