Gespräch des Tages

Sparkassenorganisation II - Schuldfragen

Der hessischen SPD-Abgeordneten Dagmar Metzger schlagen derzeit viele Sympathien entgegen. Ihrer Verweigerung, die hessische SPD-Chefin entgegen deren Wahlversprechen mit den Stimmen der Linken zur Ministerpräsidentin zu küren, gebührt höchster Respekt. Leider haben nicht alle Politiker so viel Rückgrat, sondern suchen die Schuld gerne und meist bei anderen. Dieser Tage wettert ein Oberbürgermeister einer rheinischen Stadt über die ortsansässige Sparkasse. Diese war aufgrund diskussionswürdiger Kreditvergabepraktiken an Personen des öffentlichen Lebens in die Kritik geraten, der Vorstandsvorsitzende und eine weiteres Vorstandsmitglied mussten gehen.

Die Kontrollmittel des Verwaltungsrates seien rudimentär, so der Politiker. Die Verwaltungsratsmitglieder hätten selbst über den Kreditausschuss keine Einblickmöglichkeiten in die Kreditvergabepolitik der Sparkasse bei einem Volumen unter 40 Millionen Euro, schimpft er weiter. Eine vernünftige Überwachung sei daher gar nicht möglich. Möchte man diesen Gedankengängen folgen, muss die logische Konsequenz sein: Der Verwaltungsrat ist frei von jeder Schuld, er wusste schließlich nichts. Wie praktisch. Bedenkt man dagegen aber, dass besagter Oberbürgermeister bereits seit 1999 Verwaltungsratsvorsitzender dieses Instituts ist, so fallen ihm diese angeblichen Missstände reichlich spät auf. Im einen wie im anderen Fall - Kenntnis der Vorgänge oder Leitung eines mangels Information schlecht ausgestatteten Kontrollgremiums über viele Jahre - bliebe eigentlich nur der Rücktritt ebenjenes Oberbürgermeisters. Aber wie gesagt: Das Verantwortungsbewusstsein für die eigenen Fehler ist ein seltenes Gut bei Politikern (siehe dazu auch Leitartikel).

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