Gespräch des Tages

Sparkassenorganisation III - Frankfurts gestärkte Substanz

Die Verantwortlichen der Frankfurter Sparkasse sprechen vorsichtig von einem zufriedenstellenden Ergebnis für das abgelaufene Geschäftsjahr (Gewinn nach Steuern 20,6 Millionen Euro) und von einem "vorsichtig optimistischen" Blick nach vorn. Es gibt in der Tat einige Faktoren, die zuversichtlich stimmen können: Der Zinsüberschuss hat sich dank der guten Möglichkeiten zur Fristentransformation um knapp 14 Prozent auf 297,5 Millionen Euro und damit den höchsten Wert der vergangenen fünf Jahre verbessert, die Kosten sind dank Disziplin, guten Restrukturierungsmanagements und einer sauberen Arbeitsteilung mit der Mutter Helaba leicht gesunken und stehen wieder auf dem Niveau von 2005, und das Bewertungsergebnis ist mit 35,5 Millionen Euro um fast die Hälfte unter dem Vorjahresniveau geblieben. Lediglich der Provisionsüberschuss, der mit 70 Millionen Euro deutlich hinter den beiden Vorjahren mit 84,6 Millionen Euro (2008) und 89,7 Millionen Euro (2007) zurückgeblieben ist, und die verhaltene Nachfrage nach Investitionskrediten bereiten ein klein wenig Sorge. Das trübt aber nicht die Freude und den Stolz darüber, dass in den vergangenen fünf Jahren das Eigenkapital der Sparkasse, das zum überwiegenden Teil aus einbehaltenen Gewinnen generiert wird, um 25 Prozent oder 133 Millionen Euro gesteigert wurde. Der Dank gilt der Mutter, die auf eine Ausschüttung verzichtet hatte. Doch es gibt auch noch Ziele: Richtig gut sei man dann, wenn als Nachsteuerergebnis das Vorsteuerergebnis von heute zu Buche stehen würde, so Vorstandschef Herbert Hans Grüntker, also rund 50 Millionen Euro.

Diese durchaus ordentliche Basis nutzte Grüntker, der die Bank wahrlich in schwierigen Zeiten übernommen, sie stabilisiert und so herrlich unaufgeregt durch die Krise geführt hat, dann auch für einige selbstbewusste Appelle. Zunächst erhoffe er sich vom (bei Erscheinen dieser Ausgabe längst abgehaltenen) Sparkassentag eine Stärkung des Selbstbewusstseins der deutschen Sparkassen-Organisation. Die Zeit der Langeweile des Geschäftsmodells sei vorbei, Sparkassen hätten einmal mehr alle Erwartungen, die an ein Kreditinstitut gestellt würden, erfolgreich erfüllt. Und auch in eigener Sache fand er markige Worte. Die 1822-Direct sehe er nicht als Nukleus einer Sparkassen-Direktbank, auch wenn das Direktgeschäft nun einmal nicht zu regionalisieren sei. Dafür ist die Tochter im Übrigen auch viel zu wichtig für die Frankfurter Sparkasse, ermöglicht sie es dieser doch mit ihrem starken Wachstum im Einlagengeschäft (von zwei Milliarden Euro im Jahre 2005 auf gut 5,4 Milliarden Euro aktuell) die Abhängigkeit der Refinanzierung vom Kapitalmarkt zu verringern. Und Kritik in Richtung Kannibalisierung wollte er auch nicht hören. Die 1822-Direct gewönne Kunden und Neugeschäft vor allem in Ballungszentren und hier nicht von den Sparkassen oder Volks- und Raiffeisenbanken, sondern hauptsächlich den privaten Wettbewerbern.

Schließlich noch Folgendes: Eine Sparkasse habe immer dann beste Voraussetzungen erfolgreich zu sein, wenn das Geschäftsgebiet gleich dem Wirtschaftsraum sei, in dem sie tätig ist. Rhein-Main-Bank lässt grüßen - was die Politik sicherlich gerne hört, die Kollegen in Wiesbaden und Bad Homburg dafür umso weniger. Aus der Position der Größe und Stärke heraus lässt sich so etwas natürlich gut behaupten, auch wenn die Entscheidung darüber sicherlich nicht in Händen der Fraspa liegt, sondern eher mit den Zukunftsvisionen der Helaba und deren Eigentümern korreliert. Kauft sich diese nun beispielsweise mit der BHF-Bank verstärkt in das Private Banking ein, übernimmt sie freiwerdende Anteile an der Deka-Bank, spielt sie eine aktive Rolle im Konsolidierungsprozess der Landesbanken?

Erst wenn all das geklärt ist, mag man wieder an die feine, aber kleine Tochter Fraspa denken. Doch solange kann diese auch relativ unberührt weiter wirtschaften. Und das hat sich bislang bewährt.

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