Gespräch des Tages

Union Investment - Risikoweisheit gesucht

Asset Manager stehen vor einem Dilemma. Von der anhaltenden Finanzkrise und deren zunehmenden Volatilitäten aufgeschreckt, trauen viele Privatkunden wie Institutionelle ihnen nicht mehr zu, mit ihren Fondsprodukten eine angemessene Rendite zu erzielen. Speziell im Geschäft mit den Privatkunden spiegelt sich seit Beginn der Finanzkrise ein eher verhaltenes und nicht zuletzt stark schwankendes Mittelaufkommen. Nach Mittelabflüssen von knapp 28 Milliarden Euro beziehungsweise gut 16,5 Milliarden Euro in den Jahren 2008 und 2011 zeichnet sich mit den 10,4 Milliarden Euro, die von Januar bis August aufgelaufen sind, für 2012 wieder ein positives Mittelaufkommen ab, wenn auch auf weitaus niedrigerem Niveau als zu Beginn des Jahrtausends. Als Ausweg zur Sicherung der lieb gewonnenen Renditevorstellungen ihrer Kunden versuchen die Fondsgesellschaften bei beiden Anlegergruppen mehr Risikobereitschaft zu wecken. Doch genau das fällt der Branche angesichts der registrierbaren Risikoaversion schwer.

Vor diesem Hintergrund hat kürzlich die Union Investment Überlegungen zur Neuausrichtung des Risikomanagements vorgetragen - weg von der reinen Verlustvermeidung zum aktiven Management von Chancen. Durch den Einblick in die Abläufe, Prozesse und Methoden einschließlich der Erläuterung der Risikokultur im eigenen Haus betreibt der genossenschaftliche Asset Manager Vertrauensbildung für eine offensive Ausgestaltung des Risikomanagements. Dabei soll die Richtung keinesfalls in eine Aufweichung der Standards münden, sondern eher Verständnis wecken für die bereits vollzogene Aufwertung dieser Disziplin. So wird heute neben der gewohnten Risikoanalyse eine verstärkte Makrobetrachtung einschließlich der politischen und regulatorischen Risiken zum Standard erklärt. Und Redundanzschleifen mit einer Fülle unterschiedlicher Stresstests will man keineswegs als Effizienzbremse, sondern als zusätzliches Qualitätsmerkmal verstanden wissen, selbst wenn das Risikomanagement dadurch aufwendiger und kostenintensiver wird. Mit Blick auf den vielbeklagten Einsatz mathematischer Modelle will man keinerlei Abstriche machen, betont aber ausdrücklich die Beachtung der bekannten Grenzen sowie insbesondere des flankierenden Einsatzes des gesunden Menschenverstandes.

Besonderen Wert räumt die Union Investment der Entwicklung einer glaubwürdigen Risikokultur ein und bekennt sich dabei zur Orientierung an einem verbesserten Wertesystem. Als wichtige Elemente werden die Schaffung von Transparenz und das Verständnis der eingegangenen Risiken, ein klar definierter Risikoappetit und die uneingeschränkte Akzeptanz und Einhaltungen von Limiten genannt. Klare Ansprüche werden auch an das Risikocontrolling formuliert: Es hat dafür zu sorgen, dass Risiken bewusst zur Kenntnis genommen und akzeptiert werden, es hat die reibungslose Kommunikation von Warnsignalen in allen relevanten Entscheidungsgremien sicherzustellen. Und es hat nicht zuletzt eine schnelle Reaktionsfähigkeit bei Aufkommen schlechter Nachrichten zu garantieren.

Entscheidende Frage: Macht ein besseres Risikomanagement die heutigen Risiken besser beherrschbar, und erhöht es die Risikobereitschaft der Anleger? Den Kunden geht es bei Fondsdispositionen letztlich um nachhaltige Performance. Die Vertrauensbildung der Union in die Kompetenz ihres Risikomanagements kann dabei ein nützliches Element zur Erhöhung der Toleranzschwelle bei Abweichungen nach unten bilden.

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