Gespräch des Tages

Verbriefung - KfW, IKB und ABS

Michael Altenburg, Luzern, schreibt der Redaktion: "Am 27. Juli 2008 jährt sich der Fast-Kollaps der IKB, die sich vor einem Jahr außerstande sah, ein von einem Finanzierungsvehikel gehaltenes ABS-Portfolio über die Fortsetzung der Ausgabe von Commercial Paper zu refinanzieren. Die seinerzeit kurzfristig von der KfW und einem Bankenpool gewährte Risikoabschirmung verhinderte ein Moratorium, aber belastete alle Beteiligten länger und in höherem Maße als gewünscht und erwartet.

Seither nehmen deutsche Politiker und Bankenvorstände das Wort ABS nicht mehr gern in den Mund. Jede Assoziation damit beschwört unberechenbar sich steigernde Wertberichtigungen, eine Aura von mangelndem Urteilsvermögen und Kapitalvernichtung, kurz: negative Publicity. Um ABS wird gern ein großer Bogen geschlagen, und wenn Referenzen partout nicht zu vermeiden sind, wird statt des angelsächsischen Akronyms lieber der etwas harmloser klingende und ebenso abstrakte deutsche Begriff Verbriefung benutzt, aber immer noch gern mit dem Gestus leicht angewiderter Distanzierung.

Die Verbriefungs-Spezialisten dagegen, die weiter in diesem an-rüchig-exotischen Bereich ihr tägliches Brot verdienen, immunisieren sich gegen Verunglimpfungen von außen gern in der Weise, dass sie sich erst recht in ihrem Fachjargon einigeln, um auf jegliche Kritik Außenstehender zurückprojizieren zu können. Da sich die IKB in der Tat in einem spekulativen ABS-Engagement verheddert hat, ist dieser Kommunikationshiatus zwischen Bankern und Politikern natürlich der Zuführung zu einer sachgerechten Lösung nicht dienlich. Neben einer Anzahl weniger qualifizierter Selbstbewerber nennt zurzeit kaum ein Berufener das Kind in einer allgemein verständlichen Weise beim Namen und markiert nachvollziehbar die nächsten notwendigen Schritte auf dem Weg aus der Krise.

Nachdem indessen die Talsohle der Wertberichtigungen allmählich in Sicht zu kommen scheint, Zuschreibungen wahrscheinlicher werden und die Investoren wieder gezielt höhere Renditen als die auf Staatspapiere auszuspähen beginnen, wird immer deutlicher, dass die in ihrer Eigenkapitalausstattung stark ausgezehrte KfW sich in Zukunft eher noch stärker als in der Vergangenheit im Verbriefungsbereich wird engagieren müssen. Vom Ansatz "Originate and Distribute" führt kein Weg mehr zurück in die alte heile Welt des Bankgeschäfts über die eigene Bilanz, weil eben diese eher zu einer Schrumpfung des Kreditgeschäftes zwingen würde.

Wenn man sich das vergegenwärtigt hat, ist es womöglich nicht die förderpolitisch, strategisch und ökonomisch sinnvollste Option, die IKB sozusagen auf der Talsohle zu einem relativ niedrigen Preis zu veräußern. Da die erforderlichen Korrekturen und die Perspektiven außerdem exakt auf der ABS-Schiene liegen, sollte zu diesem Zeitpunkt auch die Politik daran erinnert werden, dass das Wirken der KfW im ABS-Bereich - es seien hier nur die Promise und Provide Verbriefungsstandards genannt - geradezu synomym dafür ist, was in Deutschland im Verbriefungsbereich Erfolg hatte und sich auch durch die Krise hindurch voll bewährt hat. Es kommt hinzu, dass die KfW in Dieter Glüder über einen der europaweit wohl profiliertesten - und zudem allgemein verständlichen - Verbriefungsfachleute verfügt. Er wurde Ende Juli 2007 in den Vorstand der IKB delegiert und kennt infolgedessen - ohne in die Ursprünge von deren Fehlspekulationen oder deren Aufsicht involviert gewesen zu sein - die dortigen Baustellen. Egal, ob es zu einer kurzfristigen Veräußerungsentscheidung bei der IKB kommt oder nicht: Dem Finanzplatz Deutschland wäre seine Rückkehr in die KfW auf Vorstandsebene zu wünschen."

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