Gespräch des Tages

Vermögensbildung - Bewegte Statistik

Für eine detaillierte Analyse der Geldvermögensbildung der privaten Haushalte im vierten Quartal 2008 liefert die Auswertung der aktuell schon verfügbaren Statistiken nur Teilaspekte. Denn die Verwerfungen der vergangenen drei bis vier Monate lassen sich nur durch unterjährige Daten erfassen, wie sie die Deutsche Bundesbank bis in das Frühjahr hinein zumindest für die Einlagenseite recht zeitnah in den kommenden Monatsberichten veröffentlichen wird. Wie heftig sich die Anteile beispielsweise von Aktien, Festverzinslichen, den diversen Arten von Investmentfonds, Zertifikaten, Lebensversicherungen und nicht zuletzt den verschiedenen Varianten der traditionellen Einlagen seit dem Leh-man-Kollaps im September 2008 verschoben haben, wird in den kommenden Jahren gewiss Stoff für manche wissenschaftliche Untersuchung liefern.

Einstweilen lassen sich nur ein paar Einzelindikationen geben, die allerdings schon einen ersten Eindruck von den Strukturverschiebungen vermitteln. So haben die Anbieter der guten alten Sparprodukte durchweg einen Zulauf verzeichnet. Besonders bei den Volks- und Raiffeisenbanken, aber auch bei den Sparkassen ist dieser Aufschwung ersten Verlautbarungen nach üppiger ausgefallen als bei den privaten Banken. Das geht nicht nur aus der offensiven Pressearbeit verschiedener Regionalverbände der beiden Verbundorganisationen hervor, sondern spiegelt sich auch schon in der Bundesbankstatistik von Mitte Dezember vergangenen Jahres wider. In beiden Gruppen übertrifft der Zugang von Einlagen und aufgenommenen Krediten von inländischen Nichtbanken allein aus dem Oktober letzten Jahres die Steigerung der Gesamtvolumina im gesamten Vorjahr 2007.

Aus welchen anderen Anlageformen diese Mittel im Herbst vergangenen Jahres herkamen, offenbart nicht zuletzt die Branchenstatistik des Bundesverbandes Investment und Asset Management. Allein im Oktober, so verdeutlichen es die Anfang Januar 2009 veröffentlichten Zahlen, wurden gut 45,7 Milliarden Euro aus Publikumsfonds abgezogen. Am stärksten betroffen waren von den Rückflüssen Geldmarktfonds, geldmarktnahe Fonds und kurzlaufende Rentenfonds - zusammen mit einem Volumen von fast 30 Milliarden Euro. Diese drei Fondsgruppen hatten auch im November 2008 die stärksten Abflüsse zu verzeichnen, wobei die Rückgänge bei den Publikumsfonds mit minus 2,43 Milliarden Euro weitaus weniger deutlich ausfielen als im Oktober letzten Jahres. Die Spezialfonds konnten im November 2008 mit plus 7,34 Milliarden Euro die Rückgänge aus den beiden Vormonaten wieder mehr als ausgleichen und bescherten dem Mittelaufkommen insgesamt im Berichtsmonat wieder ein Plus von gut 4,8 Milliarden Euro. Auf die ersten elf Monate des vergangenen Jahres bezogen bedeuten die 18,59 Milliarden Euro beim Mittelaufkommen bei den Spezialfonds aber lediglich eine Begrenzung der Nettomittelabflüsse insgesamt auf knapp 13 Milliarden Euro.

Dass auch die Aktienfonds in den ersten elf Monaten des zurückliegenden Jahres beim Mittelaufkommen Einbußen von 5,25 Milliarden Euro hinnehmen mussten, korrespondiert übrigens durchaus mit den Erhebungen, die Infratest seit vielen Jahren im halbjährlichen Turnus im Auftrag des Deutschen Aktieninstituts durchführt. Demnach hat die Zahl der Aktionäre im ersten Halbjahr vergangenen Jahres auf 3,519 Millionen abgenommen und bewegt sich damit in etwa auf einem Niveau, das seit 1996 nicht mehr unterschritten worden war und den Höhenflug von 6,21 Millionen aus dem Boomjahr 2000 ganz beträchtlich unterschreitet. Beim Anteil der Besitzer von Aktienfonds ist der Rückschritt weniger deutlich. Hier wird per Ende des ersten Halbjahres 2008 ein Anteil von 6,5 Prozent an der Bevölkerung über 14 Jahren registriert. Dieser Wert wurde letztmals mit 5,6 Prozent im Jahre 1999 unterschritten. Nach Regionen beziehungsweise Bundesländern betrachtet ist der Anteil der Aktienfondsbesitzer übrigens in Rhein-land-Pfalz/Saarland mit 8,9 Prozent und Hessen mit 8,7 Prozent der über 14-Jährigen am höchsten und in Mecklenburg-Vorpommern mit 1,5 Prozent mit weitem Abstand am niedrigsten. Und mit 8,7 Prozent per erstes Halbjahr 2008 waren Aktienfonds unter Männern deutlich stärker verbreitet als unter Frauen (4,5 Prozent). Auf die Altersgruppen bezogen waren Aktienfonds per Stichtag 30. Juni 2008 unter den 40- bis 49-Jährigen mit 8,3 Prozent deutlich stärker vertreten als im Durchschnitt.

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