Gespräch des Tages

Wettbewerb - Gute und schlechte Nachrichten

Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht für all die von hartem Wettbewerb, anspruchsvollen Kunden und vielerlei gesetzlichen Zwängen geplagten Platzbanken. Die Gute: Die so unbequemen, weil umtriebigen Direktbanken wachsen langsamer. Allerdings, und das ist die schlechte Nachricht, sie wachsen immer noch und nehmen den etablierten Spielern wie Volksbanken und Sparkassen weiter Marktanteile ab. Während Direktbanken wie die ING-Diba, die Comdirect oder die Deutsche Kreditbank (DKB) zwischen 2002 und 2012 die Zahl ihrer Kunden auf fast 16 Millionen vervierfachten, geht die Unternehmensberatung Investors Marketing den Ergebnissen der Trendstudie "Direktbanken 2013" zufolge bis 2015 von einem verlangsamten Zuwachs auf dann gut 18 Millionen Kunden aus. Die Gründe für die Verlangsamung liegen zum einen in der aktuellen Niedrigzinsphase, die Lockangebote in Form hoher Zinsen einschränkt. Zum anderen sind zumindest die etablierten Direktbanken inzwischen in Größenordnungen hineingewachsen, die sie zurückhaltender agieren lassen. Denn hohe Zinsen für viele Kunden kosten Geld. So gehen denn auch mehr und mehr Institute dazu über, an der Konditionenschraube zwischen Bestandskunden und Neukunden zu drehen und senken die Zinsen für bestehende Kundenverbindungen. Dadurch verlieren sie aber natürlich ein Stück weit ihren Reiz aus Sicht der Kunden.

Das zeigt sich vor allem bei den viel beachteten Sichteinlagen auf Tagesgeld- und Girokonten: Hier lag der Marktanteil der Direktbanken laut Investors Marketing 2009 noch bei 20 Prozent. Dieser sank allerdings bis Ende 2012 auf 17 Prozent - und das, obwohl sie einerseits in diesem Zeitraum rund 2,6 Millionen neue Kunden gewannen und der Kuchen insgesamt größer wurde. Laut Zahlen der Bankenstatistik der deutschen Bundesbank stiegen die Verbindlichkeiten der deutschen Kreditinstitute gegenüber Nichtbanken zwischen 2009 und Juli 2013 von 2,99 Billionen Euro auf 3,31 Billionen Euro. Freuen können sich über diese Entwicklung vor allem die Kreditgenossenschaften, die ihren Marktanteil in diesem Zeitfenster von 16,1 auf 16,5 Prozent ausbauen konnten. Verlierer sind dagegen die Sparkassen, deren Marktanteil von 24 Prozent auf 23,7 Prozent weiter zurückging. Im Jahr 2000 lag dieser noch bei 26,1 Prozent. Großbanken blieben stabil, haben aber gegenüber dem Jahr 2000 ihre Marktanteile im Einlagengeschäft von 14,8 auf 17,1 Prozent ordentlich steigern können. Das soll so weitergehen beziehungsweise sich sogar noch beschleunigen: Allein die Commerzbank will mit ihrer bis 2015 angelegten Offensive ihren Marktanteil von derzeit rund acht Prozent im gesamten Retailbanking nahezu verdoppeln. Das werden neben Sparkassen und Volksbanken natürlich auch die Direktbanken zu spüren bekommen.

Auch an anderer Stelle beinhaltet die Trendstudie Direktbanken wenig Erfreuliches für die Primärbanken der beiden Finanzverbünde. Immerhin sechs Prozent der potenziellen Kunden geben an, eine Direktbank als Hausbank zu haben. Und die nutzen dieses Potenzial erfolgreich für Cross-Selling beispielsweise im Baufinanzierungsgeschäft, aber auch - und das lässt aufhorchen - im Wertpapiergeschäft. Trotz der Zurückhaltung der Privatanleger steigerten die Direktbanken ihren Marktanteil in diesem Segment zwischen 2009 und 2013 von sieben auf neun Prozent. Ob man da aus Sicht der Verbünde darauf hoffen sollte, künftig die Rückgänge im Zinsertrag über den Provisionsertrag kompensieren zu können?

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