Bankenchronik Ausgabe 4/2021

22. Januar bis 4. Februar 2021

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird im Rahmen des diesjährigen von der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) koordinierten EU-weiten Stresstests 38 bedeutende Institute des Euro-Währungsgebiets untersuchen. Gemäß den Auswahlkriterien der EBA decken diese Banken rund 70 Prozent der Gesamtaktiva des Bankensektors im Euroraum ab. Ursprünglich war der Stresstest für 2020 vorgesehen, wurde aber aufgrund der Corona-Pandemie auf 2021 verschoben, damit die Banken der Aufrechterhaltung ihres Geschäftsbetriebs Priorität einräumen konnten. Die EBA beabsichtigt, die Einzelergebnisse bis Ende Juli 2021 zu veröffentlichen.

Die französische Großbank BPCE hat einen Teil der Fidor Solutions, die IT-Tochtergesellschaft der Fidor Bank, an die Sopra Banking Software mit Sitz in Annecy (Frankreich) verkauft. Damit wird die bereits im November im Zusammenhang mit der Zerschlagung der Fidor Bank angekündigte Transaktion finalisiert. Laut der Mitteilung übernimmt die Sopra Banking Software S.A. mehr als den "vierte(n) Teil der Aktien". Damit hält die Sopra Steria Gruppe eine Mehrheitsbeteiligung an Fidor Solutions. Weitere Einzelheiten sowie zu den finanziellen Modalitäten der Transaktion wurden nicht offengelegt. Der Verkauf der Fidor Bank an den US-Finanzinvestor Ripplewood Advisors LLC lässt noch auf sich warten.

Der Plattformbetreiber Finmatch und die NRW Bank kooperieren, um mittelständischen Unternehmen den Zugang zu Fördermitteln zu erleichtern. Ab sofort sind auf der Plattform für Unternehmensfinanzierung Angebote der Förderbank integriert. Dadurch erweitere sich das Angebot um rund 300 weitere Finanzierungspartner, heißt es. Die Kooperation mit Finmatch ist für die NRW Bank Teil ihrer Digitalisierungsstrategie. Nahezu gleichzeitig hat sich die Förderbank an der Mittelstandsfinanzierungsplattform Compeon beteiligt. Beide Unternehmen arbeiten bereits seit Herbst 2016 im Vertrieb von Förderprodukten zusammen.

Als neue Investoren haben sich neben der NRW Bank auch der Venture-Capital-Spezialist Iris Capital und die Qatar Development Bank an der Series-C-Finanzierung von Compeon beteiligt. Insgesamt schloss das Fintech diese erste Finanzierungsrunde in der Wachstums- und Expansionsphase mit 15 Millionen Euro ab. Mit Stand Januar 2021 bieten rund 300 Banken, Sparkassen und andere Finanzdienstleister Finanzierungslösungen über die Plattform an. Insgesamt sollen mehr als 1,4 Milliarden Euro an Unternehmen in den unterschiedlichen Finanzierungsprodukten vermittelt worden sein.

Nach der jüngst vollzogenen Fusion zwischen der Provinzial NordWest und der Provinzial Rheinland stellt der Konzern die Verwaltung seiner Kapitalanlagen neu auf. Die neu firmierte Provinzial Asset Management (ProAM), mit Betriebsstätten in Münster und Düsseldorf, wird die gesamten Anlagen in Höhe von rund 50 Milliarden Euro verwalten. Die ProAM möchte hierzu Portfoliolösungen gemäß den individuellen Anforderungen entwickeln und ihre Dienstleistungen in Zukunft auch Investoren außerhalb des Konzerns anbieten. Der Fokus liegt dabei auf ökonomisch, handelsbilanziell und aufsichtsrechtlich ausbalancierten Portfolios.

Die Versicherungsgruppe die Bayerische und die Oberbank verlängern ihre 2016 begonnene Zusammenarbeit um zehn weitere Jahre bis 2030. Die Kooperation umfasst den Vertrieb von Versicherungsprodukten über die Filialen der deutschen Niederlassung des Finanzinstituts. Nachdem die Bayerische bereits seit dem Jahr 2016 in die Oberbank investiert, erhöhte die Versicherungsgruppe mit Sitz in München nun ihre Beteiligung und hält damit 1,3 Prozent an dem Finanzinstitut mit Sitz in Linz.

Die BaFin will Kreditinstitute verpflichten, Prämiensparkunden über unwirksame Zinsanpassungsklauseln zu informieren. Dazu hat sie eine Anhörung für eine geplante Allgemeinverfügung veröffentlicht. Betroffen sind langfristige Verträge, die Banken zwischen 1990 und 2010 eingesetzt hatten. Diese enthielten Klauseln, die den Finanzinstituten das Recht einräumten, die zugesicherte Verzinsung einseitig abzuändern. Derartige Vertragsgestaltungen hat der Bundesgerichtshof bereits 2004 für unwirksam erklärt. Betroffene Bankkunden sollen nicht nur erfahren, welche Zinsanpassungsklausel in ihrem Fall verwendet wurde. Die Institute müssen ihnen auch erklären, ob sie dadurch zu geringe Zinsen erhalten haben. Darüber hinaus müssen sie den Sparern auch anbieten, die entstandene Vertragslücke zu schließen.

Die österreichische Autobank wird abgewickelt. Diese Entscheidung wurde auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 8. Januar getroffen. Im Wesentlichen wird der völlige Abbau aller bestehenden Portfolios erfolgen sowie die Rückzahlung aller Spareinlagen. Der Prozess soll voraussichtlich 18 bis 24 Monate dauern. Bei den noch verbleibenden Portfolios handelt es sich um Retailkredit- und Leasingverträge mit österreichischen Kunden von in Summe etwa 70 Millionen Euro. Das Portfolio in Deutschland beträgt derzeit noch knapp über 20 Millionen Euro. Diese Verträge sollen regulär weiterlaufen.

Die Europäischen Aufsichtsbehörden (ESAs) EBA, ESMA und EIOPA haben der Europäischen Kommission einen neuen Entwurf zu den technischen Regulierungsstandards (RTS) bezüglich der Änderungen der Basisinformationsblätter für verpackte Anlageprodukte für Kleinanleger und Versicherungsanlageprodukte (PRIIPs) vorgelegt. Hintergrund der Verordnung ist, das Vertrauen von Kleinanlegern in den Finanzmarkt zurückzugewinnen. Durch die Anpassung der Basisinformationsblätter (Key Information Documents, kurz KIDs) sollen diese künftig detaillierte Informationen erhalten, um unterschiedliche Produkte besser miteinander vergleichen zu können. Auf dieser Basis sollen sie in die Lage versetzt werden, fundierte Anlageentscheidungen zu treffen.

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