Bankenchronik Ausgabe 9/2022

2. bis 20. April 2022

Aus Sicht der Ratingagentur Moody's sind deutsche Banken nur in geringem Umfang in Russland und der Ukraine engagiert. Und auch wenn der Krieg das Risiko ansteigender Problemkredite und wachsender Rückstellungen für Kreditausfälle erhöhe, sei davon auszugehen, dass Stützungsmaßnahmen der Regierung die Kreditperformance der Banken weiterhin schützen werden. Entsprechend hält die Ratingagentur an ihrem Ratingausblick für deutsche Banken fest. Die Perspektiven seien weiterhin stabil. Darin spiegelt sich auch die Erwartung wider, dass sich die Konjunkturerholung nach der Pandemie in den nächsten 12 bis 18 Monaten fortsetzen werde - wenn auch in einem gemäßigteren Tempo: Denn die russische Invasion der Ukraine treibe die Inflation nach oben und führe zu weiteren Einschränkungen in den Lieferketten.

Das Ringen um die Aareal Bank geht in eine neue Runde. Die Finanzinvestoren Advent International Canada Pension Plan Investment Board (CPPIB) und Centerbridge Partners, die erst im Januar mit einem öffentlichen Übernahmeangebot für den Wiesbadener Immobilienfinanzierer gescheitert sind, haben ein neues Angebot vorgelegt. Der Preis wird gegenüber dem ersten Versuch auf 33 Euro ein klein wenig nachgebessert. Mit dem Angebot von 31 Euro je Aktie sind die Finanzivestoren gescheitert. Der neue Übernahmepreis enthält allerdings die von der Aareal Bank in Aussicht gestellte Dividende von insgesamt 1,60 Euro je Aktie. Die Gremien der Aareal Bank unterstützen den neuerlichen Übernahmeversuch, der gute Chancen auf einen Erfolg hat. Denn nach Angaben der Finanzinvestoren haben diese bereits Abkommen mit anderen Großaktionären ausgehandelt, die ihre Anteile andienen werden.

Die zur DSV-Gruppe gehörende Sparkassen-Einkaufsgesellschaft (SEG) hat mit Wirkung zum 31. März 2022 die Norddeutsche Einkaufskoordinationsgesellschaft (NordEK) der Berliner Sparkasse und der Nord-LB übernommen. Durch die Bündelung der Einkaufsaktivitäten für die Sparkassen-Finanzgruppe sollen Skalierungseffekte bei den Einkaufskonditionen für die öffentlich-rechtlichen Institute ermöglicht werden. 2021 nutzten mehr als 220 Kooperationspartner aus der Sparkassen-Finanzgruppe die NordEK-Rahmenvereinbarungen.

Die vormalige Aberdeen Standard Investments Deutschland AG hat die Umfirmierung zur abrdn Investments Deutschland AG abgeschlossen. Nachdem die Hauptversammlung der deutschen AG am 18. März die Umfirmierung beschlossen hatte, ist diese mit der Eintragung im Handelsregister am 1. April 2022 offiziell in Kraft getreten.

Die französische Großbank Crédit Agricole hat Anfang April einen Anteil von 9,18 Prozent an der drittgrößten italienischen Bank Banco BPM erworben. Eine weitere Aufstockung ist vorerst offenbar nicht geplant. Der Crédit Agricole bekundet in einer Mitteilung die Wertschätzung für BPM und bezeichnet den Einstieg als Möglichkeit, die "langfristige strategische Partnerschaft zu vertiefen". Die beiden Institute haben ein Joint Venture im Bereich Verbraucherkredite namens Agos, an dem die Franzosen 61 Prozent der Anteile halten, BPM 39 Prozent. Erst im Februar dieses Jahres stand Unicredit kurz vor einer Übernahme des BPM.

In der neuen S-International Niedersachsen Bremen bündeln fünf große Sparkassen in Niedersachsen und in Bremen ihr Produkt- und Dienstleistungsangebot für mittelständische Unternehmen im Auslandsgeschäft. Zu den Gründungssparkassen gehören die Landessparkasse zu Oldenburg (LzO), die Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg, die Sparkasse Hildesheim Goslar Peine, die Sparkasse Lüneburg sowie Die Sparkasse Bremen AG. Von den Leistungen und dem Service der neuen Gesellschaft werden mehr als 15 000 Unternehmen profitieren, heißt es von den Gründern. Das neue Unternehmen wird voraussichtlich Anfang 2023 seine Arbeit aufnehmen.

Die Deutsche Bundesbank und die BaFin haben zum fünften Mal einen Stresstest zur Einschätzung der Ertragslage und Widerstandsfähigkeit von rund 1 300 kleinen und mittelgroßen Banken, den sogenannten "Less Significant Institutions" (LSIs), gestartet. Diese ursprünglich für 2021 geplante Übung wurde wegen der Covid-19-Pandemie verschoben, um die teilnehmenden Banken zu entlasten. Wie bei früheren LSI-Stresstests sollen die Ergebnisse zur Ermittlung der aufsichtlichen Eigenmittelempfehlung herangezogen werden. Parallel wird ein Stresstest bei allen deutschen Bausparkassen durchgeführt, der das Geschäftsmodell dieser Spezialinstitute berücksichtigt. Die Banken müssen der Aufsicht die im Stresstest erhobenen Daten bis Ende Mai 2022 übermitteln. Im Anschluss unterziehen Bundesbank und BaFin die Ergebnisse einer sorgfältigen Qualitätssicherung und werden diese voraussichtlich Ende September 2022 veröffentlichen.

Die Tarifparteien im öffentlichen Bankgewerbe haben sich in der sechsten Verhandlungsrunde auf ein Gesamtpaket für die Beschäftigten verständigt, wie der Bundesverband Öffentlicher Banken (VÖB) mitteilte. Der vereinbarte Gehaltsabschluss umfasst im Jahr 2022 eine Corona-Sonderzahlung in Höhe von 750 Euro, eine weitere Einmalzahlung über 300 Euro und eine Gehaltsanpassung um 3,0 Prozent zum 1. Juli 2022. Zum 1. Juli 2023 folgt eine weitere Gehaltsanpassung um 2,0 Prozent sowie zum 1. Januar 2024 die Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit um eine Stunde. Die Laufzeit beträgt 35 Monate bis zum 31. Mai 2024.

Die LBBW entwickelt ihr Geschäftsfeld Asset und Wealth Management (AWM) weiter. Dazu gehört auch der bundesweite Ausbau des Wealth Management-Vertriebs der BW-Bank. Mit dem Start eines neuen Standorts in Berlin setze die Bank nun einen weiteren Meilenstein, heißt es. Mit dem neuen Berliner Büro verfügt das Wealth Management der BW-Bank über insgesamt rund 70 Berater an bundesweit zehn Standorten.

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