Börsennachrichten Ausgabe 13/2017

Börsen: viele Übernahmen

Die Intercontinental Exchange (ICE) hat Anfang Juni die Bondindexplattform der Bank of America Merrill Lynch gekauft. Die Indexplattform verwaltet nach Angaben des Börsenbetreibers mehr als 5 000 FICC-Indizes (Fixed Income, Currency, Commodity), die von der Bank an den Börsenbe treiber übergehen. Sie sollen unter dem Namen "BofAML Global Research FICC Indizes" an die ICE-Tochter Data Services angebunden werden. Nach der Transaktion in der zweiten Hälfte des Jahres soll das verwaltete Vermögen des gesamten Fixed-Income-Index-Geschäftes der ICE bei nahezu einer Billion Dollar liegen. Einen Kaufpreis nannte der Börsenbetreiber, dem auch die New York Stock Exchange (Nyse) gehört, nicht.

Bei der Akquisition ist die Intercontinental Exchange in guter Gesellschaft, zurzeit gibt es weltweit in der Börsenlandschaft verstärkt Übernahmen. Allein in den eineinhalb Wochen vom 23. Mai bis 1. Juni wurden neben der genannten Transaktion zwei weitere große Zukäufe gemeldet. Ende Mai hat die London Stock Exchange (LSE) für 685 Millionen Dollar mit Yield Book das Bondindexgeschäft der Citigroup übernommen. Kurz zuvor hatte die Mehrländerbörse Euronext die Devisenhandelsplattform Fastmatch für 153 Millionen Dollar gekauft. Eins haben alle Übernahmen gemeinsam: Die Käufer versprechen sich davon einen Beitrag zur Optimierung ihrer Geschäftsportfolios und eine Diversifizierung der eigenen Aktivitäten.

Wiener Börse: deutsche Aktien handelbar

Die Wiener Börse hat ihr Angebot ergänzt und bietet ab sofort auch die 30 größten deutschen Aktien. Anfang Juni hat die Börse das neue Marktsegment "global market" gestartet und den Handel mit 133 US-Aktien in Wien auf genommen. Bereits jetzt investieren Österreicher einen Großteil ihres Portfolios in ausländische Aktien. Mit dem neuen Marktsegment will die Wiener Börse diesen Anlegern künftig am Heimmarkt als One-Stop-Shop ent gegenkommen. Die Baader Bank fungiert als Market Maker im fortlaufenden Handel.

Euronext: reduzierte Beteiligungen

Die Mehrländerbörse Euronext hat ihre Aktionärsvereinbarung nach Ablauf der aktuellen dreijährigen Lock-up-Periode erneuert. Laut der Börse bauten die Ankeraktionäre einen Teil ihrer Beteiligungen ab, mit denen sie sich im Rahmen eines Initial Public Offering (IPO) an der Euronext beteiligt hatten. Der Mitteilung zufolge durften die französischen Großbanken BNP Paribas und So ciété Générale sich nun von 4,4 Millionen Aktien trennen, was 6,3 Prozent des Euro next-Kapitals entspricht. Dadurch ist der Anteil der strategischen Aktionäre von 33,4 Prozent auf 27,1 Prozent gesunken. Zudem trennen sich vier Anteilseigner ganz von ihren Beteiligungen. Die Acht verbleibenden strategischen Aktionäre halten insgesamt noch 23,9 Prozent der Anteile und haben sich zu der neuen zweijährigen Sperrfrist ab dem 21. Juni verpflichtet, sodass noch weitere 3,2 Prozent des Kapitals platziert werden können.

HKEx: neues Segment

Die Hong Kong Exchanges & Clearing (HKEx) plant ein neues Segment für Startups aus China und anderen Ländern. Ziel ist es, den Aktienmarkt in der chinesischen Sonderverwaltungszone zu einem Anziehungspunkt für Initial Public Offerings (IPOs) zu machen. Zwar ist Hong Kong weltweit auf einem der führenden Plätze für Börsengänge, doch verhinderten regulatorische Hemmnisse viele Börsengänge in den letzten Jahren. Die gegenwärtigen Regeln für ein Listing in Hongkong erschweren insbesondere IPOs von gründerdominierten Start-ups aus der IT- und Hightech-Branche und Wachstumsunternehmen, die noch keine Gewinne machen. Entsprechend haben in den vergangenen Jahren eine Reihe von großen chinesischen Tech-Unternehmen US-Börsen angesteuert. Mit dem neuen Börsensegment will die HKEx nun junge Technologiefirmen für einen Börsengang nach Hongkong locken und gleichzeitig chinesische Tech-Unternehmen an der Nyse und Nasdaq künftig zu einem parallelen Sekundärlisting in Asien bewegen. Die Konsultationsphase des neuen Segments läuft bis zum 18. August. Bei einem positiven Abschluss der Konsultationen hofft die HKEx ein entsprechendes Regelwerk bis Anfang kommenden Jahres aufstellen zu können.

Deutsche Börse: Start-up-Studie

Die Deutsche Börse hat mit dem Venture Network 2015 eine Plattform geschaffen, die Start-ups bei der Suche nach Kapitalgebern, beim Netzwerkaufbau sowie der Ausbildung wichtiger Kompetenzen unterstützt. Im März dieses Jahres startete zusätzlich das neue Börsensegment Scale, das kleinen und mittelgroßen Unternehmen aller Branchen den Zugang zu Kapital erleichtern soll. Ihre Bemühungen um Start-ups und Mittelständler flankiert die Deutsche Börse nun mit einer gemeinsamen Studie mit Ernst & Young, in der die wirtschaftliche, steuerliche und regulatorische Attraktivität von Start-up-Ökosystemen in Deutschland, Israel, dem Vereinten Königreich und Kalifornien verglichen werden. Die Stärken und Schwächen der einzelnen Standorte wurden dabei analysiert und Empfehlungen für den Standort Deutschland herausgearbeitet.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Deutschland im internationalen Vergleich hinterherhinkt, wenn es um Gründergeist und die Rahmenbedingungen für Start-ups geht. Zwar gäbe es großes Potenzial für künftiges Wachstum und Fortschritte bei einzelnen Initiativen; im Steuersystem, bei Kapitalanforderungen und in puncto Bürokratie gebe es jedoch deutlichen Aufholbedarf. Die Deutsche Börse appelliert deshalb, den Gründergeist in Deutschland zu stärken. Dazu müssten Unternehmen, Politik und Universitäten Hand in Hand agieren um Deutschland für Start-ups attraktiver zu machen. Einzelne Initiativen durch die Privatwirtschaft oder durch Bildungseinrichtungen genügten nicht, um international ganz vorn mitzuspielen.

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