Bankhaus Metzler

Bedenkliche Nebenwirkungen der Notenbankpolitik

Dass die Geldpolitik der Notenbanken derzeit bei vielen Sparkassen und Genossenschaftsbanken ein besorgniserregendes Thema ist, darf angesichts der großen Abhängigkeit vieler Primärinstitute vom Zinsgeschäft nicht sonderlich wundern. Doch mit dem Bankhaus Metzler hat sich kürzlich auch eine dem Bundesverband deutscher Banken zuzurechnende Privatbank kritisch geäußert, die ihren Ertrag nahezu ausschließlich über das Provisionsgeschäft generiert - also ganz so, wie es die Deutsche Bundesbank und viele berufene und unberufene Analytiker schätzen. Im Berichtsjahr 2015 hat das Bankhaus Metzler den Anteil des Provisionsüberschusses am Rohertrag sogar noch einmal auf 92,7 (90,1) Prozent steigern können.

Auswirkungen auf das Gesamtergebnis hat das Niedrigzinsumfeld in einem Institut, das allein mit der absoluten Zunahme seines Provisionsüberschusses um 32,9 Millionen Euro die absolute Höhe des Zinsüberschusses von 14,47 (16,47) Millionen Euro um weit mehr als das Doppelte übertrifft, somit zwar nicht. Jedenfalls konnte der Rückgang beim Zinsüberschuss mit dem Zuwachs im Provisionsgeschäft mühelos kompensiert werden. Aber es zeigt sich im Zinsgeschäft wie bei anderen Banken auch ein deutliches Minus. Indirekt sieht sich das Privatbankhaus durch die unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken ohnehin betroffen, weil es sich mit seinen Geschäftsschwerpunkten in einem Kapitalmarktumfeld bewegen muss, das von großer Unsicherheit gekennzeichnet ist und teilweise mit der Europäischen Zentralbank in gewissen Marktsegmenten quasi in Konkurrenz steht.

Angefangen von der Auslagerung von Pensionsverpflichtungen über das institutionelle Asset Management allgemein bis hin zur M&A-Beratung schätzen Privatbankiers wie Metzler für ihr breites Beratungsangebot stabile Marktverhältnisse. Bei allen Chancen, die Volatilitäten den Finanzdienstleistern prinzipiell bieten können und Spezialisten tendenziell zu Geschäft verhelfen, ist eine große Unsicherheit auf der Kundenseite in aller Regel nicht förderlich für das Geschäft. Darüber hinaus tangieren derzeit die Ankaufprogramme der EZB nicht nur bei Staatsanleihen, sondern künftig auch bei Unternehmensanleihen ganz eindeutig und unmittelbar Geschäftsfelder, in denen sich auch die Privatbank bewegt. Wenn sich trotz der allgemeinen Liquiditätsschwemme allein der Kaufaktivitäten der EZB wegen in gewissen Marktsegmenten für festverzinsliche Wertpapiere und in Zukunft wahrscheinlich auch bei Unternehmensanleihen Engpässe zeigen, stellt sich einmal mehr die berechtigte Frage, ob und inwieweit solche Aktivitäten zu dem Instrumentenkasten der Notenbanken gehören sollten.

Dass die Zinspolitik der Notenbanken das Treasury der Banken derzeit bei der Disposition und Anlage von vorhandenen oder zufließenden kurzfristigen Mitteln schon vor die knifflige Aufgabe stellt, negative Einlagenzinsen zu vermeiden geschweige denn Ertrag zu erzielen, wird beim Bankhaus Metzler als eine zunehmend knifflige, aber derzeit gerade noch zu bewältigende Aufgabe eingestuft. Hinsichtlich der Wirkungen der laufenden Ankaufprogramme klingt aber ähnlich wie beim Verband der Auslandsbanken (siehe ZfgK 11-2016) trotz dezenter Wortwahl eindeutige Kritik in der Sache an. Gefordert wird eine Bestandsaufnahme der gewünschten Wirkungen und unerwünschten Nebeneffekte der in den vergangenen Jahren neugeschaffenen Regelwerke und Instrumente.

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