Direktbanken

Comdirect - auf zwei Beinen stehen

"Einen Tick mehr" Arbeit habe er wohl, seit der Vorstandsvorsitzende Thorsten Reitmeyer zum Jahresende 2014 das Haus verlassen hat, so kommentiert Holger Hohrein seine aktuelle Situation in der Comdirect Bank. Zusätzlich zu seinen Aufgaben als Finanzvorstand des Institutes hat er übergangsweise den Posten des Vorstandsvorsitzenden übernommen. Die Bank hat angekündigt, bald einen Nachfolger für Reitmeyer zu präsentieren. Doch offenbar hat Hohrein auch Spaß an der Aufgabe. Eine positive Grundstimmung war ihm jedenfalls bei der Vorstellung der Ertragszahlen für das Jahr 2014 deutlich anzumerken.

Das lag wohl auch an den Zahlen. Er durfte in Frankfurt eine "gute Entwicklung" der Bank erläutern. Das Vorsteuerergebnis der Comdirect Bank erhöhte sich im abgelaufenen Jahr auf 82,6 Millionen Euro, im Vorjahr sind es 80,0 Millionen Euro gewesen. Die Gesamterträge stiegen dabei auf 353,5 (339,9) Millionen Euro. Der Provisionsüberschuss, der hauptsächlich aus dem Brokerage resultierte, machte daran mit 193,2 (188,3) Millionen Euro den größten Teil aus. Dieser Posten erhöhte sich um 4,9 Millionen Euro. Offenbar sorgte ein volatiles Marktumfeld mit steigenden Kursen für eine rege Handelstätigkeit der Kunden. Insgesamt führte die Bank 11,1 Millionen Orders aus, nach 10,0 Millionen Orders im Jahr 2013. Währenddessen ist die Anzahl der Kundendepots ebenfalls weiter gestiegen, von 1,702 Millionen Ende 2012 über 1,697 Millionen Ende 2013 auf 1,717 Millionen Ende 2014.

Deutlicher als die Erträge aus dem Brokerage nahmen aber die Einnahmen aus dem Geschäft als Direktbank zu. Der hier erwirtschaftete Zinsüberschuss nach Risikovorsorge wuchs um 8,3 Millionen Euro auf 145,5 (137,2) Millionen Euro. Das Volumen der Einlagen stieg im Jahresverlauf um 0,9 Milliarden Euro auf 14,4 (13,5) Milliarden Euro an. Die Zahl der Girokonten wuchs um mehr als 100 000. Ende 2013 waren es 1,043 Millionen Girokonten bei der Comdirect, Ende 2014 waren es 1,159 Millionen. Erklärtes Ziel des Commerzbank-Ablegers für 2017 sind 1,8 Millionen Girokonten. Zunehmend stärker scheint der Ertrag der Comdirect Bank auf zwei Beinen zu stehen: Einerseits dem Brokerage, das ist der Bereich, in dem die Comdirect einst ihre Aktivitäten gestartet hat. Und andererseits dem wachsenden Bereich des Einlagengeschäfts. Damit vollzieht sie den Trend nach, der sich in den vergangenen Jahren unter den einschlägigen Wettbewerbern herauskristallisiert hat. Parallel zu den Erträgen ist freilich auch der Verwaltungsaufwand der Direktbank um 11 Millionen Euro auf 270,9 (259,9) Millionen Euro angewachsen. Das erklärt das Quickborner Institut mit seinem Wachstum, mit Investitionen in das Produkt und Leistungsangebot und gestiegenen regulatorischen Kosten. Und trotz aller Freude über das Ergebnis 2014, in der Prognose für 2015 ist Holger Hohrein vorsichtig: Im gerade angelaufenen Jahr könnte der Zinsüberschuss "schwierig" werden und im Bereich Trading ist die Bank unter anderem stark vom Marktumfeld abhängig.

Dass die Ähnlichkeit der Comdirect zur Commerzbank mit der breiteren Aufstellung und den selbstbewusst erklärten Zielen der Tochter weiter zunimmt, steht außer Frage. Holger Hohrein betont aber die Unterschiede in den Leistungsversprechen der Institute. Unter anderem setzt er seine Bank so ab: Bei der Comdirect passe jedes Produkt durchs mobile Endgerät. Ob sich die Tochter gerade damit freilich auch mittel- und langfristig von der Commerzbank absetzen kann, mag man bezweifeln. Funktionierende Technologien dürfte die Mutter gerne zügig adaptieren.

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