Commerzbank

Eichhörnchen

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Über mangelnde Aufmerksamkeit kann sich die Commerzbank momentan nicht beklagen, sei es aufgrund des anstehenden Abstiegs aus dem Dax mit einem Börsenwert von nur noch rund 10,2 Milliarden Euro oder wegen der erneut entfachten Fantasien eines offensichtlichen Zusammenschlusses mit der Deutschen Bank. Aber die Commerzbank lässt sich von den Schlagzeilen nicht aus der Ruhe bringen, ganz im Gegenteil. Ganz nach dem Motto "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen" - oder auch die Commerzbank - arbeitet die Großbank weiter an der Umsetzung ihrer seit 2016 laufenden Strategie 4.0 und verzeichnet kleine Erfolge auf dem langen Weg. Die Aufspaltung der früheren Mittelstandsbank in die zwei Teile Unternehmerkunden (eigentümergeführte Unternehmen und Freiberufler mit bis zu 15 Millionen Euro Jahresumsatz) und Firmenkunden (mit einem Jahresumsatz ab 15 Millionen Euro) ist abgeschlossen. Nun ist das erklärte Ziel, mit zunehmender Digitalisierung auch den Kundenbestand kräftig zu erhöhen.

Beim Commerzbank-"Werkstattgespräch" in Frankfurt zeigten sich die Verantwortlichen zwar zufrieden mit den Fortschritten beider Bereiche. Aber in Sachen Marktanteil der Abteilung Unternehmerkunden "geht auf jeden Fall noch mehr", konstatiert Bereichsvorstand Ulrich Coenen. Insgesamt gibt es nach Angaben der Bank mehr als vier Millionen Unternehmen und Selbstständige in Deutschland, wovon nur rund eine Million Kunden bei der Commerzbank sind. Obwohl sie gemessen an den reinen Kundenzahlen also einen Marktanteil von einem Viertel hat, kommt die Bank bei den Erträgen im ersten Halbjahr nur auf einen Anteil von 5,5 Prozent. Sie erklärt diesen Umstand mit der Tiefe der Kundenbeziehung, für manche Kunden ist die Commerzbank nur die Zweitbank. Bis 2020 will man einen "Ertrags"- Marktanteil von 8 Prozent und einen Anstieg des Geschäftsvolumens auf über 70 Milliarden Euro erreichen.

Auch im zweiten Geschäftsfeld mit Firmenkunden will die Commerzbank ihre selbstgesetzten Ziele erfüllen und "sammelt" hartnäckig Kunden. Mehr als 60 000 Firmenkunden mit einem Umsatz von über 15 Millionen Euro sind nach eigenen Angaben bereits unter Vertrag. Laut einer Umfrage von Statista gibt es in Deutschland jedoch nur knapp 400 000 Unternehmen mit einem solchen Jahresumsatz - die Gewinnung dieser Kunde wird angesichts des hohen Wettbewerbs dementsprechend nicht leichter. Seit Ende 2016 ist die Zahl der Nettoneukunden im Firmenkundengeschäft von 1 300 auf 7 500 angestiegen. Bis 2020 sollen es netto 10 000 neue Kunden sein mit einem Kreditvolumen von über 85 Milliarden Euro. Dieses Wachstum soll vor allem durch Firmen mit einem Umsatz von 15 bis 100 Millionen Euro erzielt werden, bisher vorwiegend eine Kundenklientel der Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken. Denen versuche man, die Marktanteile abzujagen, heißt es im Werkstattgespräch. Ihre Wettbewerbsvorsteile sieht die Commerzbank durch ihre neue Aufstellung: Lokale Nähe, Digitalisierung und Innovation und Wachstum - ganz ihrem Leitspruch "digital und persönlich" folgend. Ob das jedoch reicht, ist fraglich, schließlich sind auch die Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken längst in der Digitalisierung angekommen und haben noch dazu oftmals die längere und intensivere Beziehung zu Familienunternehmen.

Auch bei den Firmenkunden mit über einer Milliarden Euro Umsatz hat die Bank starke Konkurrenz. Dort ist die Deutsche Bank mit ihrem starken Fokus auf das Investmentbanking trotz aufgewühlter Zeiten der bevorzugte Ansprechpartner. Um mehr "Nüsse" zu sammeln als die Konkurrenz, können dabei durchaus kurzfristig die Konditionen angepasst werden. Zur Verfügung steht den Beratern nämlich ein temporärer Verzicht auf Gewinn im Zeitraum von 6 bis 12 Monaten. Nach einer gewissen Zeit muss dem Kunden natürlich wieder mehr berechnet werden, das werde jedoch von Anfang an klar kommuniziert. Konkurrenzfrei ist die Commerzbank eigenen Angaben zufolge bei Firmenkunden der Größenordnung von 100 Millionen bis einer Milliarde Euro. Laut Statista haben in Deutschland nur 13 258 Unternehmen ein Jahresumsatz von 50 Millionen Euro und mehr. Dementsprechend hat das Eichhörnchen nicht allzu viele Nüsse zum sammeln.

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