Studie

Open Banking als Gewinn?

Die Zusammenarbeit mit Fintechs wird für Banken immer wichtiger - zu diesem Ergebnis kommt der World Retail Banking Report der Beratungsgesellschaft Capgemini. Aus einer globalen Umfrage und Interviews mit Führungskräften von 126 Banken und Fintechs wird die Botschaft übermittelt, dass Fintechs sehr gut verstehen, was genau Kunden wollen. Das wiederum wird laut der Studie zu einer Bedrohung für die etablierte Bank-Kunden-Beziehung, denn Tech-Firmen wie Google, Amazon, Facebook und Co. haben mit ihren Dienstleistungen neue Maßstäbe für Kundenerfahrung gesetzt. Dementsprechend sehen Kunden auch die Dienstleistungen von Fintechs positiver (40 Prozent) als bei Banken (37 Prozent). Der Abstand ist dabei in Nordamerika mit 58 Prozent positiven Erfahrungen bei Fintechs am größten, gegenüber fast 50 Prozent bei Banken. Gleiches gilt für die Antworten junger, techologieaffiner Kunden: 37 Prozent der sogenannten Generation Y nehmen bereits Dienstleistungen von Fintechs in Anspruch, gegenüber 22 Prozent in anderen Altersklassen.

Eine Zusammenarbeit via Open Banking sei für beide Seiten ein Gewinn, so die Studie. Bei diesem Konzept einer offenen Bank geht es darum, die Nutzung von API-Schnittstellen (Application Programming Interface) zu ermöglichen. Somit wird die Bank zugleich zu einer Zugangsplattform für Kunden, die unterschiedliche Programme verwenden. Durch die Freigabe von Programmierschnittstellen können Banken ihr Dienstleistungsportfolio an die Anforderungen eines breiten Empfängerkreises anpassen und so individuell ihre Produkte besser in kundenorientierte Anwendungen von Drittanbietern einbetten. Gleichzeitig erhalten die Institute mehr Informationen über die Kunden und können damit das Kundenerlebnis verbessern. Das wird jedoch nicht überall unproblematisch gesehen, denn die bereitgestellten Programmierschnittstellen bergen einige Herausforderungen in Sachen Sicherheit und Datenschutz. Auch wenn die rechtlichen Richtlinien, wie die Zahlungsdienste-Richtlinie PSD2, das Teilen von Kundendaten bis zu einem bestimmten Punkt unterstützt, birgt das Thema sowohl bei den Kunden als auch bei den Banken noch einige Unsicherheit. Denn wenn die Banken verpflichtet werden, Dritten unter definierten Voraussetzungen Zugang zu Kundenkonten zu gewähren, birgt das nicht nur Chancen, sondern auch die Gefahr des Zugriffs unberechtigter Parteien auf sensible Daten.

Wo es mit Open Banking hingeht, weiß noch keiner der Beteiligten: 54 Prozent der Fintech-Unternehmen, aber auch fast 44 Prozent der Banken prognostizieren eine Zukunft, in der beide gemeinsam branchenübergreifende Plattformen entwickeln, auf der sich ergänzende Dienstleistungen angeboten werden. Der Wille zur Zusammenarbeit zeigt sich deutlich in der Studie, 91 Prozent der Banken und 75 Prozent der Fintechs unterstützen diesen Gedanken. Gemeinsam könnten Banken und Fintechs Kundenbedürfnisse besser bedienen als jeweils für sich. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Open Banking eine große Chance für beide Seiten ist. Denn es ermöglicht den Kreditinstituten, vom Erfindungsreichtum der Fintechs zu profitieren, ohne ihre eigene Infrastruktur anzutasten. Fintechs hingegen profitieren von dem Zugang zu der großen Kundengruppe von Banken, ihren Ressourcen und vor allem dem Vertrauen der Kunden.

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