Sparkassen II

Optimismus in Hessen und Thüringen

Die deutschen Sparkassen ringen derzeit vor allem bei zwei entscheidenden Dingen mit Brüssel und Europa: bei der Einlagensicherung ebenso wie bei der Proportionalität der Regulierung. Bei letzterem gaben sich deutsche Politiker, Aufseher und Verbandsvertreter bislang recht zuversichtlich, entsprechende aufsichtliche Erleichterungen für kleine und mittlere Institute durchsetzen zu können. Gerhard Grandke, wortgewaltiger Präsident der Sparkassen in Hessen und Thüringen, wünscht sich zwar auch "eine größere Ausgeglichenheit, deutlich mehr Regulatorik in den Schattenwinkeln des Finanzsystems und deutlich mehr Luft zum Atmen für Institute wie die Sparkassen, die im Dienste der Region und der Realwirtschaft stehen". Aber er bleibt mit Blick auf die viel beschworene Small and Simple Banking Box abwartend skeptisch. Denn nur drei Länder in ganz Europa haben einen signifikanten Anteil an kleinen Instituten (less significant institutions - LSI). Dies sind Deutschland mit 49,3 Prozent, Österreich mit 16 Prozent und Italien mit 13,8 Prozent. In den übrigen Staaten liegt der Anteil der LSI meist unter zwei Prozent. "Da sind Mehrheitsfindungsprozesse in Europa nicht so einfach", weiß Grandke.

Auch zu weiteren derzeit diskutierten Rahmenbedingungen für die öffentlich-rechtlichen Primärinstitute hat Grandke eine klare Meinung. "Wenn Sie eine Filiale haben, die von den Kunden nicht frequentiert wird, macht es keinen Sinn, diese Filiale aufrechtzuerhalten. Die Kunden haben es selbst in der Hand", sagt er zum Vorwurf des Rückzugs aus der Fläche, um aber gleich zu ergänzen, dass immer versucht werde, alles so zu gestalten, dass der Kunde von seiner Sparkasse noch erreicht werde und umgekehrt. Hier sieht der Präsident des SGVHT viele kreative Ansätze. Und auch das Thema Gebührenerhöhungen ist für ihn ein notwendiges Übel, um dem derzeitigen Zinsumfeld zu trotzen.

Bei den noch 49 Instituten in seinem Verbandsgebiet hat sich das - unter anderem natürlich - in einem Anstieg des Provisionsüberschusses um knapp 8 Prozent oder 55 Millionen Euro auf 764 Millionen Euro niedergeschlagen. Gemeinsam mit einer strengen Kostendisziplin, der Verwaltungsaufwand sank um 20 Millionen Euro auf 1,98 Milliarden Euro, konnte so der der aktuellen Zinspolitik der EZB geschuldete Rückgang des Hauptergebnisträgers kompensiert werden: Der Zinsüberschuss der hessisch-thüringischen Sparkassen verlor im vergangenen Jahr knapp 70 Millionen Euro auf immerhin noch 2,25 Milliarden Euro. Und das trotz schöner Erfolge im Kundengeschäft.

Insgesamt stiegen die Kreditbestände wie im Vorjahr um 2,4 Milliarden Euro auf nunmehr 73,5 Milliarden Euro. Die vorsichtige Ausschüttungspolitik der vergangenen Jahre zeigt sich in der stolzen Kernkapitalquote von mittlerweile 18,7 Prozent, was nicht nur die Erfüllung aller aufsichtsrechtlicher Vorschriften, sondern auch weiteres Wachstum im Kreditgeschäft ermöglicht. Grandke, der davon ausgeht, dass die Sparkassen weiterhin von der guten Konjunktur profitieren werden, darf also zu Recht optimistisch sein, was seine Institute angeht: Sparkassen können auch Nullzins, regulatorischen Overflow und eine verzweifelt nach dem richtigen Hebel suchende EZB - zumindest die meisten von ihnen.

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