HSH Nordbank

Praktisch nur noch vier

Wenn alles so läuft, wie es politisch geplant ist, und man die Saar-LB ganz nach deren eigenem Selbstverständnis als deutsch-französische Regionalbank einstuft, wird es in gut einem Jahr in Deutschland nur noch vier Landesbanken geben. Bis Ende Februar 2018 soll nämlich der Verkaufsprozess der HSH Nordbank abgeschlossen sein. Mit jeder Interessenbekundung, für die eine Frist bis zum 27. Februar 2017 eingeräumt ist, wird dieser anstehende Eigentümerwechsel in der Branche und der Öffentlichkeit wachsame Aufmerksamkeit hervorrufen. Und wenn dann nach der Bilanzpressekonferenz der HSH Nordbank, auf deren Zahlenbasis ab Anfang April der Verkauf aufsetzen soll, die Bieterauswahl, der Zugang zum Datenraum, die Due Diligence und gar Vertragsverhandlungen anlaufen, dürfte es noch interessanter werden.

Die Vorbereitung und das Pre-Marketing des Verkaufsprozesses haben längst begonnen. So hat die Bank im Zuge der Berichterstattung für das dritte Quartal 2016 ihren Segmentausweis angepasst und ihre Geschäftsbereiche klarer in das Kerngeschäft und die sogenannte Abbaubank getrennt. Erstere enthält demnach die als zukunftsorientiert angesehenen Einheiten, auf die nur noch ein kleiner Teil der Garantien der Länder Hamburg und Schleswig Holstein entfällt. In der Abbaubank sind leistungsgestörte Kredite, vielfach aus der Schiffsfinanzierung, gebündelt, die den wesentlichen Teil der Garantie in Anspruch nehmen. Auf Basis des IFRS Konzernergebnisses nach dem dritten Quartal 2016 werden der Kernbank 59,7 Milliarden Euro an Exposure at Default zugeordnet, der Abbaubank 22,3 Milliarden Euro und dem neu geschaffenen Segment Sonstige und Konsolidierung 13 Milliarden Euro. An der Reduktion der Volumina der Abbaubank wird seither weitergearbeitet. Erst Ende Januar konnte ein Portfolio von 1,64 Milliarden Euro an die australische Investmentbank Macquarie Bank und die Bank of America Merrill Lynch veräußert werden (siehe Bankenchronik in diesem Heft).

Zur Vorbereitung des Verkaufsprozesses haben Road Shows Stefan Ermisch, den Vorstandsvorsitzenden der Bank, nach Amerika, Asien und in europäische Länder geführt. Über die Resonanz aus diesen Veranstaltungen hat dieser sich kürzlich im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten zufrieden geäußert und mehrere Interessenbekundungen in Aussicht gestellt. Gleichzeitig hat er aber noch einmal auf die Interessenlage der Eigentümer hingewiesen die HSH Nordbank als Ganzes veräußern zu wollen. Dass sich dabei Konsortien bilden, die Eigentümer Alternativszenarien erarbeiten und auch die Sparkassenorganisation mitbieten kann, macht die Sache zusätzlich spannend.

Die bislang recht emotionslose Begleitung des Verkaufsprozesses durch die S-Gruppe ist sicher keine gespielte Gelassenheit. Denn durch den Verkaufsprozess der West-LB hat man gelernt, dass man für alle Interessenten bei Bedarf die Zentralbankfunktion und sonstige Dienstleistungen für Sparkassen darstellen könnte. Dass gleichwohl die Chance einer Übernahme von Teilbereichen erwogen wird, sofern sich diese Option im Zuge des Verkaufsprozesses doch auftun sollte, ist nicht auszuschließen. Und in jedem Falle dürfte sich die S-Gruppe umso mehr in den Verkaufsprozess einbringen, als bei einer Abwicklung - über welche Kanäle auch immer - mögliche Haftungsrisiken auftauchen sollten. Was ein Abwicklungsszenario für die deutsche Sparkassenorganisation und deren Haftungssysteme bedeuten würde, ist derzeit noch kein verbreitetes Thema, aber mögliche Belastungen daraus und vielleicht schon eine breite und öffentliche Diskussion darüber wird man zu vermeiden suchen.

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