Apo-Bank

Schnellere Transformation erwünscht

Quelle: Apo-Bank

Eine harte Kernkapitalquote von 22,6 (22,0) Prozent, ein Wachstum des Volumens der Kundeneinlagen um 9,4 Prozent, der Kundenkredite um 5,7 Prozent und der Bilanzsumme um 5,9 Prozent auf 38,6 Milliarden Euro - also deutlich über der Untergrenze für die direkte EZB-Aufsicht: Mit diesen Zahlen der Apotheker- und Ärztebank (Apo-Bank) für das Berichtsjahr 2016 kann Herbert Pfennig wenige Monaten vor seinem Ruhestand ebenso zufrieden sein wie mit der Ertragsrechnung. Denn auch dort ist es mithilfe früherer Absicherungsgeschäfte durch Zinsderivate gelungen, den Rückgang des Zinsüberschusses auf 7,3 Prozent zu begrenzen (auf 625,6 Millionen Euro). Gleichzeitig haben der Provisionsüberschuss (plus 4,5 Prozent auf 139), das Betriebsergebnis vor Steuern (plus 4 Prozent auf 159,6 Millionen Euro) und der Zinsüberschuss nach Steuern (plus 3,2 Prozent auf 61,0 Millionen Euro) zugelegt. Mit der vorgeschlagenen Dividende von 4 Prozent kann sein Haus den 110 000 Mitgliedern unter den rund 415 000 Kunden eine attraktive Verzinsung ihrer Geschäftsanteile bieten. Voller Lob beurteilt der Vorstandsvorsitzende schließlich die Kompetenz seiner Vorstandskollegen und Führungskräfte. Und dennoch räumt er ein, dass er sich im Verlauf seiner Amtszeit gerade bei der Weiterentwicklung und Intensivierung des Wertpapiergeschäftes noch schnellere Fortschritte gewünscht hätte.

Für einen Marktanteil von 50 bis 60 Prozent unter den Ärzten, Apothekern und Heilberufen ist ihm die Gewichtung des Kreditgeschäftes zu stark beziehungsweise anders gewendet das Wertpapiergeschäft deutlich unterentwickelt. Ein Institut, das in dieser solventen Zielgruppe einen so breiten Kundenkontakt bei der Existenzgründung und der Kreditfinanzierung der Praxiseinrichtung hat, so sein Anspruch, muss alles daransetzen, seine Klientel lebenslang zu begleiten und sie unbedingt auch für das Anlagegeschäft zu gewinnen. Zwar kann Pfennig während seiner gut acht Jahre im Vorstand auch in diesem Segment erhebliche Steigerungsraten verbuchen, aber der Transformationsprozess geht für sein Gefühl immer noch zu langsam voran. Möglichst schnell zum ersten Ansprechpartner seiner Kunden in allen Facetten der Geld- und Wertpapieranlage zu werden ist deshalb sein größter Wunsch an die Arbeit seiner Nachfolger.

Erreichen will die Bank dieses Ziel mit einer schon in den vergangenen Jahren eingeleiteten Forcierung der ganzheitlichen Anlageberatung in den Filialen. Allein 2016 wurde die Zahl der Berater unter den mittlerweile knapp 2600 Beschäftigten um 60 aufgestockt. Mit ihrer Hilfe und einem gezielten Ausbau des Filialnetzes von derzeit 76 um weitere fünf bis zehn Standorte soll gerade im Privatkundengeschäft das Depotvolumen von derzeit 7,2 auf 10 Milliarden Euro angehoben werden. Und auch diese Zielgröße lässt nach Einschätzung des Vorstandes angesichts eines Kreditvolumens von 30 Milliarden Euro für Existenzgründungen und Firmenkredite an Ärzte, Apotheker und Heilberufe noch Raum für weitere Steigerungen.

Parallel zur Stärkung der Kundenberatung sind die Zentralbereiche und die Marktfolge der Apo-Bank angehalten, durch Entschlackung der Prozesse und Standardisierung der Abläufe pro Jahr 2 Prozent der Kosten zu sparen. Das führt unmittelbar zu einem weiteren Großprojekt der Apo-Bank, das seit über einem Jahr angestoßen ist und nun zur Entscheidung steht - die Auswahl des künftigen Kernbankensystems. Die seinerzeit formulierten Anforderungen der Bank sind mittlerweile auf einen Auswahlprozess zwischen zwei Anbietern verdichtet worden, der genossenschaftlichen Fiducia-GAD sowie der schweizerischen Avaloq. Beiden Anbietern bescheinigt die Apo-Bank im noch laufenden Auswahlprozess große Anstrengungen, auf ihre besonderen Anforderungen einzugehen. Mit Blick auf die Ambitionen im Wertpapiergeschäft und im Private Banking hat sie dabei klar gemacht, ein besonderes Augenmerk auf neue Lösungen zur besseren technischen Unterstützung von Beratern zu legen. Zum Anforderungsprofil gehören beispielsweise straffe Dokumentationsprozesse und perspektivisch der Einsatz von Robo-Advice. Ob und wie schnell die Fiducia-GAD das wohl liefern will?

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