Online-Banking

Sicherheit versus Bequemlichkeit

Im heutigen Zeitalter scheinen Menschen kontinuierlich beunruhigt. In Sorge vor Kriegen, Zuwanderung, Krankheiten, Sozialstatus, Andersartigkeit, Finanzen oder auch um die eigene Privatsphäre. Denn in Zeiten einer zunehmenden Digitalisierung und Technisierung des Alltags durch Internet und Social Media spielt die Sicherheit der Daten eine immer größere Rolle. Sollte man meinen. Doch wenn es um Open-Banking geht, scheint die Mehrheit der Bankkunden ihre Sorgen über Bord zu werfen. Bei diesem Konzept einer offenen Bank geht es darum, die breitere Nutzung von API-Schnittstellen (Application Programming Interface) zu ermöglichen. Somit wird die Bank zugleich zu einer Zugangsplattform für Kunden, die unterschiedliche Programme verwenden. Die propagierten Vorteile: Durch die Freigabe von Programmierschnittstellen können Banken ihre Produkte besser in kundenorientierte Anwendungen von Drittanbietern einbetten. Gleichzeitig erhalten die Institute mehr Informationen über die Kunden und können damit das Kundenerlebnis verbessern.

Der Nachteil: Die bereitgestellten Programmierschnittstellen bergen natürlich auch Risiken in Sachen Sicherheit und Datenschutz. Der World Retail Banking Report 2018 der Beratungsgesellschaft Capgemini und Efma beschäftigt sich mit eben diesen Herausforderungen, vor die die Open-Banking-Ökosysteme, neue Technologien und steigende Kundenanforderungen etablierte Banken stellen. Dabei zeigen sich, trotz grundsätzlicher Sorgen um die Sicherheit der eigenen Daten, die Verbraucher doch offen gegenüber Bigtechs: Mit 32,3 Prozent würde nahezu ein Drittel der Kunden sogenannte Bigtechs, also große, multinationale Technologieunternehmen wie Google, Amazon, Facebook, Apple oder Alibaba, bei der Inanspruchnahme von Finanzprodukten und -dienstleistungen in Betracht ziehen. Einer der Gründe für das große Vertrauen in Bigtechs könnte sein, dass 43 Prozent der Befragten zur Generation Y (also junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 34 Jahren) gehören, 53 Prozent zählen zu den technisch versierten Verbrauchern und 70,2 Prozent geben an, dass sie in nächster Zeit ihre Hausbank wechseln werden. In den ersten beiden Fällen geht mit einem größeren Selbstverständnis für die Technik auch ein größeres Vertrauen in die Datensicherheit einher.

Dieser Wandel und die Veränderung der Kundenbedürfnisse müssen dabei aber nicht zwangsläufig schlecht für die etablierten Banken sein. Entsprechend sind sich 70,8 Prozent der befragten Führungskräfte sicher, dass durch die Zusammenarbeit mit Fintech- und Bigtech-Anbietern neue Erträge generiert werden können, sei es durch die Entwicklung neuer Dienstleistungen oder beim Vertrieb von Fremdprodukten über eine Marktplatzplattform. Die meisten Banken glauben laut der Studie außerdem, dass es weitere, bislang noch ungenutzte Möglichkeiten gibt, mit denen sie erhobene Daten strategisch sinnvoll nutzen könnten, um damit das Kundenerlebnis zu verbessern. Und interessanterweise ist laut der Befragung die Kundenzufriedenheit mit der Filiale mit 51,1 Prozent nahezu genauso hoch wie beim Zukunftstrend Online-Banking mit 51,7 Prozent. Dagegen hinkt das Mobile Banking mit 46,9 Prozent noch etwas hinterher.

Banken sehen und haben also noch durchaus Chancen, auch in Zeiten, in denen alternative Angebote von Fintechs, Bigtechs und Nichtbanken so attraktiv für Kunden werden, dass die lange gehegten Sorgen um die Sicherheit der eigenen Identität im Internet zweitrangig wird und die Bequemlichkeit scheinbar siegt. Die Frage ist nur, wann und mit welchem Anbieter ist beides am besten vereinbar?

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