Sparkassen

Stabile Verhältnisse

Quelle: Sparkassenverlag

Es ist Wahlkampf: In der Bundesrepublik, aber auch bei den deutschen Sparkassen und Landesbanken. Denn im kommenden Jahr will der amtierende Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, Georg Fahrenschon, seine zweite Amtszeit antreten - und wird es mit großer Wahrscheinlichkeit auch. Zu Recht übrigens. Fahrenschon ist nicht unumstritten, das kann es in dieser Organisation nicht geben. Und er ist vielleicht auch nicht der beste aller möglichen Präsidenten. Aber er ist ein guter Präsident. Gegenkandidaten sind jedenfalls nicht in Sicht. Auf Ebene der Regionalverbände gibt es nach Abgang von Rolf Gerlach keinen Widersacher mehr, der ernsthaft gegen den CSU-Politiker in den Ring steigen möchte, auch RSGV-Präsident Michael Breuer nicht. Bei den Großsparkassen, aus deren Reihen früher der ein oder andere Interessent nach vorne gedrängt hat, gibt es ebenfalls kaum Gegenwind. Und die Chefs der Landesbanken sind entweder erst relativ kurz im Amt (Stuttgart und Hannover) oder haben gerade andere Ämter angetreten (München). Überhaupt fühlen sich die "Spitzeninstitute" in einem neu sortierten Bundesverband öffentlicher Banken Deutschlands unter dem Präsidenten Hans-Jörg Riegler und der Hauptgeschäftsführerin Iris Bethge vielleicht sogar besser aufgehoben.

Trotz dieser relativ sicheren Position hinsichtlich seiner Wiederwahl war Fahrenschon auf der Bilanzpressekonferenz seiner Sparkassen jüngst ungewöhnlich vorsichtig. Er, der eigentlich immer ein klares Wort führte, umschiffte kritische Themen - eloquent und gekonnt natürlich, ein Politiker halt -, vermied eindeutige Statements und hielt sich mit Kritik am eigenen Verbund und Forderungen in die eigenen Reihen sehr zurück.

Dass die Zahlen dem Präsidenten die Stimmung und die Stimme verhagelt haben, ist eher unwahrscheinlich. Denn auch 2016 wieder haben sich die ganz großen Befürchtungen nicht bewahrheitet. Der Zinsüberschuss ist zurückgegangen, klar, aber eben nur um 3,7 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro. Der Provisionsüberschuss stieg dagegen um 3,1 Prozent auf mittlerweile 7,2 Milliarden Euro. Damit generieren die traditionell zinslastigen Sparkassen inzwischen nur noch dreimal so viel Zinsüberschuss wie Provisionen. Es geht also, langsam zwar, aber es geht. Auch die Kosten sind trotz zusätzlicher Belastungen aus Regulatorik, Bankenabgabe oder höheren Investitionen in IT-Systeme gesunken. Nichtsdestoweniger sorgt sich der Präsident: "Der Trend bei der Cost Income Ratio geht in Richtung 75 Prozent. Das dürfen wir auf keinen Fall zulassen."

Weiter steigende Volumina im Kreditgeschäft können da aber nur zum Teil gegensteuern. Bleiben Gebührenerhöhungen, die laut Fahrenschon "Sache der Vorstände vor Ort sind". Oder Filialschließungen. Auch das müssen natürlich die jeweils Verantwortlichen mit ihren Trägerkommunen diskutieren. Beides ist sicherlich notwendig, aber auch nicht ungefährlich. Denn schlecht gemacht droht das Image schnell zu leiden. Und die Konkurrenz wartet nur auf Schwächen der Sparkassen. Eine Herausforderung sind bereits heute schon die hohen Einlagenbestände - bei aller Freude über das entgegengebrachte Vertrauen. Aber überschüssige Liquidität kostet in der neuen Normalität Geld - Geld, das man anderweitig viel besser verwenden könnte. Und dieses Problem wird ab November dieses Jahres noch größer werden, dann nämlich, wenn Kommunen aus der Einlagensicherung der privaten Banken fliegen. Was liegt näher, als zu den öffentlich-rechtlichen Partnern zurückzukehren? Der Präsident schlägt vor, mit "marktüblichen Konditionen" zu reagieren. Offensiver hätte man auch von Abwehrkonditionen sprechen können.

Das Betriebsergebnis lag mit 2 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres. Es ist aber besser als 2015. Durch Null Risikovorsorge konnten die Reserven kräftig gestärkt werden und die Kapitalquoten sind weiter gestiegen. Unter dem Strich wird 2016 also wieder als gutes Jahr in die Geschichte der deutschen Sparkassen eingehen. Die Verbundgruppe zeichnet sich nach wie vor durch hohe Stabilität aus. In den Ergebnissen, bei den Themen, aber auch hinsichtlich der handelnden Personen. Das ist gut so. Denn eine Personaldiskussion in der jetzigen Phase, in diesem Umfeld mit all den Herausforderungen, würde nur schaden, kaum nutzen.

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