Blickpunkte

Geldautomaten - Ruhe an der Bargeldfront

Am 15. Januar hat an deutschen Geldautomaten das Zeitalter der direkten Kundenentgelte begonnen. Das hat der Kreditwirtschaft ein gemischtes Medienecho eingebracht: positiv, weil Abhebungen an den Automaten fremder Banken damit im Schnitt deutlich günstiger werden; negativ, weil in diesem Kontext wieder einmal auf die bis dato mitunter verlangten Spitzenpreise hingewiesen und die Branche damit in die Ecke der "Abzocker" gestellt wurde. In diese Diskussion kommt nun Ruhe, wenngleich das Bundeskartellamt angekündigt hat, die Preisentwicklung weiterhin im Auge zu behalten.

Was die neue Regelung im Blick auf das Geldautomatennetz als Ertragsbringer bedeutet, bleibt abzuwarten. Eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsunternehmens Toluna mit der Faktenkontor GmbH, Hamburg, unter 1000 Bundesbürgern hat im Januar ergeben, dass 89 Prozent der Verbraucher die Gebührenanzeige dazu nutzen werden, gezielt nach kostenfreien Angeboten zu suchen. Nur zwei Prozent der Befragten erklärten sich bereit, die Gebühren von bis zu fünf Euro zu zahlen. Diese Zahlen sind aber nicht grundsätzlich neu. Schließlich bewegte sich der Anteil der Verfügungen an Geldautomaten fremder Institute außerhalb der jeweiligen Geldautomatenverbünde auch bisher schon unter der Zehn-Prozent-Grenze.

An der Präferenz für die Geräte der eigenen Hausbank beziehungsweise ihrer Partner wird sich vermutlich nichts ändern. Je nachdem, wie sich die Preise entwickeln, ist es aber gut möglich, dass die Kunden für die situationsbezogene Bargeldversorgung verstärkt auf fremde Anbieter zurückgreifen, wenn die Gebühren tolerabel scheinen. Nicht ausgeschlossen also, dass sich beispielsweise Geldautomaten in Einkaufszentren auch bei sinkenden Gebühren weiterhin rechnen.

ING-Diba mit Preisradar

Das endgültige Gebührenniveau wird sich vermutlich noch einpendeln müssen. Erste Anhaltspunkte bietet der "Geldautomaten-Preisradar", den die ING-Diba in ihrem Verbraucherportal www.finanzversteher eingerichtet hat. Ihm zufolge lagen die Sparkassenpreise vielerorts bei einheitlichen fünf Euro und damit ein gutes Stück über den 1,95 Euro, auf die sich die privaten Banken geeinigt haben. Für viele Volksbanken gab es bei Redaktionsschluss noch keine Eintragung.

Die erste Eintragung im Blog zeigt aber auch durchaus Verständnis dafür, dass die Kosten pro Transaktion an vergleichsweise wenig frequentierten Geldautomaten im ländlichen Raum deutlich höher liegen als etwa in den 1-A-Lagen der Städte und dass sich daraus höhere Preise ergeben.

BVR und DSGV verweisen in ihren Mitteilungen dagegen primär auf den guten Service, den Volks- und Raiffeisenbanken und Sparkassen ihren Kunden in Sachen Bargeldversorgung bieten. Der BVR nutzt den Anlass sogar für eine groß angelegte Kampagne an Zapfsäulen unterschiedlicher Tankstellenbetreiber bundesweit (siehe Etats und Kampagnen).

Ruhe eingekehrt ist beim Thema Bargeldversorgung auch im Streit um die Abhebungen per Kreditkarte. Dazu hat zum einen die Entscheidung des Oberlandesgerichts München vom Juni 2010 beigetragen, das der Sparkasse Ingolstadt eine marktbeherrschende Stellung zugesprochen hat und sogar Kriterien lieferte, an denen diese gemessen werden könne. Eine Berufung beim Bundesgerichtshof wurde laut Visa nicht zugelassen. Es bleibt also beim Verbot der Automatensperre für Visa-Karten von ING-Diba, Targobank oder Volkswagen Bank. Das Thema erledigt sich aber nicht nur auf dem Rechtsweg. Denn in dem Maße, wie bei Fremdabhebungen mit Girocard nur noch unerheblich mehr zu verdienen ist als die 1,74 Euro, die der Automatenbetreiber bei Visa-Transaktionen erhält, verliert das Thema für die Verbünde an Brisanz. Es lohnt sich schlicht nicht mehr, hier den Aufstand zu proben.

Ein Argument weniger für Maestro only

Auswirkungen haben kann die neue Entgeltregelung nicht zuletzt auf die Kartenstrategie der Kreditinstitute. Denn nicht nur per Visa-Karte wollten Emittenten die Kosten für die Bargeldversorgung kalkulierbar machen. Auch Mastercard konnte hier punkten - mit der Maestro-Karte ohne Girocard-Co-Branding. Als die Sparda-Banken im Jahr 2006 ankündigten, ihr gesamtes Portfolio auf Maestro only umstellen zu wollen, spielte dabei vor allem dieser Gedanke eine ganz wesentliche Rolle. Damals wurden die Pläne zunächst der signifikanten Akzeptanzlücke zu Girocard wegen zurückgestellt. Seit sich bei den Entgelten für Fremdverfügungen eine Änderung abzeichnete, liegen die Pläne auch deshalb auf Eis. Wenngleich es in der Gruppe einzelne Maestro-only-Portfolien gibt, ist es deshalb ungewiss, ob die ursprünglichen Pläne unter den veränderten Rahmenbedingungen vollständig umgesetzt werden. Red.

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