Spannungsfeld Beratung

Inkassounternehmen - Datenschutzbestimmungen übererfüllt

Rund 55 Milliarden Euro an Forderungen ihrer Kunden hatten Inkassounternehmen in Deutschland im Jahr 2011 in ihren Büchern. Die durchschnittliche Höhe der einzelnen Forderung liegt dabei bei 646 Euro. Die Spreizung ist aber beträchtlich. 52 Prozent sind höher als 900 Euro, 24 Prozent sogar höher als 10 000 Euro. Auf kleinere Beträge zwischen 50 und 300 Euro entfallen 15 Prozent der Forderungen.

Rund 28 Prozent dieser Forderungen befanden sich in der ersten Bearbeitungsstufe, der Auftragserfassung und Forderungsklärung. 30 Prozent entfielen aufs vor- beziehungsweise außergerichtliche Inkasso. Nur fünf Prozent der Forderungen gelangten 2011 in das gerichtliche Mahnverfahren, weitere fünf Prozent landeten mit Zwangsvollstreckungsmaßnahmen beim Gerichtsvollzieher. Sofern auch dann kein Ausgleich der Forderungen erreicht werden kann, zum Beispiel, weil der Schuldner eine eidesstattliche Versicherung abgegeben hat, also mittellos ist, oder weil sein Einkommen unterhalb der Pfändungsfreigrenze liegt, schließt sich die Langzeit- beziehungsweise Titelüberwachung an. In dieser Phase befinden sich 30 Prozent der Inkassoforderungen in Deutschland. Zwei Prozent der bearbeiteten Forderungen müssen durch Insolvenzverfahren und Restschuldbefreiung letztlich ausgebucht werden.

In der Bearbeitung haben die Inkassounternehmen im vergangenen Jahr 18,8 Millionen außergerichtliche Mahnungen bearbeitet. In rund 80 Prozent der Fälle sorgten sie dabei für eine Klärung und entlasten dadurch die Justiz beträchtlich von Forderungsstreitigkeiten. Ohne die Inkassobranche, so eine Branchenstudie im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V., Berlin, würde sich die Anzahl der gerichtlichen Mahnbescheide von neun Millionen im Jahr 2011 mindestens verdoppeln.

Genutzt wird die Dienstleistung von einer Reihe von Branchen, allen voran vom Handwerk: 65 Prozent der Unternehmen haben Handwerksbetriebe auf ihrer Kundenliste, es folgen das Gesundheitswesen (54 Prozent), der Einzel- und Versandhandel (47 beziehungsweise 46 Prozent) sowie der Großhandel (45 Prozent). Für Kreditinstitute arbeiten 28 Prozent der Unternehmen.

Insgesamt zeichnet sich die Inkassowirtschaft durch hohe Stabilität aus: Fast die Hälfte der Unternehmen ist älter als 60 Jahre. Jünger als zehn Jahre ist nur knapp jedes vierte Inkassounternehmen. Dabei sind die meisten Unternehmen der Branche von eher überschaubarer Größe: 37 Prozent beschäftigen bis zu zehn Mitarbeiter, davon sind sogar 13 Prozent Ein-Personen-Unternehmen. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Firmen arbeiten mit elf bis 50 Mitarbeitern, fünf Prozent mit 51 bis 250 Beschäftigten.

In Anbetracht der Sensibilität des Themas leisten sich dennoch die meisten Unternehmen einen Datenschutzbeauftragten (81 Prozent) - obwohl dies erst ab einer Größe von zehn Mitarbeitern vorgeschrieben ist. Das bedeutet, dass sich auch viele kleinere Unternehmen einen Datenschutzbeauftragen leisten. Diese Übererfüllung der gesetzlichen Vorgaben ist aber vermutlich ratsam: So lassen sich Datenschutzverstöße und die daraus resultierenden Negativschlagzeilen für die Unternehmen vermeiden. Red.

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