"Wir helfen Flutopfern unbürokratisch". So oder ähnlich titelten angesichts des Hochwassers in Ostdeutschland und Bayern die Finanzdienstleister zuhauf in ihren Pressemitteilungen. Allen voran waren das natürlich die Versicherer, die eine schnelle und unbürokratische Abwicklung der versicherten Schäden versprechen. Denn an keiner Stelle kann ein Kompositversicherer mehr an Vertrauen verlieren, als wenn er seinen Kunden im Schadenfall Probleme bereitet. Flutopfer sind - zumindest bei der Elementarschadenversicherung - zwar großenteils keine potenziellen Wechsler, selbst wenn es bei der Abwicklung haken sollte. Denn allzu oft dürften sie Schwierigkeiten haben, einen anderen Anbieter zu finden, der die entsprechenden Risiken versichern will. Doch schließlich will man die Kunden auch in anderen, weniger schadenträchtigen Bereichen nicht verlieren. Und in Zeiten der sozialen Medien wäre der Imageschaden durch eine negative Mundzu-Mund-Propaganda kaum auszudenken.
Doch auch die Kreditinstitute zeigten Flagge - gemeinsam als Verlautbarung der Deutschen Kreditwirtschaft, aber auch einzeln. Die Förderbanken (einschließlich der KfW, die das bei Hochwasserschäden nur in besonders schweren Fällen tut) wie auch die Geschäftsbanken haben Sonderkreditprogramme mit speziellen Konditionen aufgelegt, die sich vermutlich unter Marketingausgaben verbuchen lassen. Denn abgesehen davon, dass vor allem Sparkassen und VR-Banken dies als Frage der regionalen Verantwortung sehen: Wer will schon in den Ruf geraten, sich an den Opfern der Hochwasserkatastrophe zu bereichern?
Es geht also um Imagepflege, Kundenbindung und vielleicht auch Neukundengewinnung. Aus dem Firmenkundengeschäft ist bekannt, dass eine gute Begleitung in kritischer Zeit sich positiv und stabilisierend auf die Kundenbeziehung in Sachen Loyalität und Cross-Selling auswirkt. Das wird im Privatkundengeschäft gar so anders nicht sein. Derjenige, dem eine Bank oder Sparkasse bei der Wiederherstellung seines Heims mit speziellen Konditionen entgegengekommen ist, der wird vielleicht auch später bei anderen Produkten nicht gar so sehr auf den Preis beziehungsweise die Nachkommastelle schauen. Red.